Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat am Freitag verkündet, im Freistaat rund 5000 Hektar Staatswald als Naturwälder auszuweisen und damit dauerhaft unter Schutz zu stellen. Die Wälder werden ab sofort nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt. Die Ausweisung der Naturwälder war beim Runden Tisch im Anschluss an das erfolgreiche Volksbegehren "Artenvielfalt – Rettet die Bienen" ausgehandelt worden. Die jetzige Entscheidung ist die Alternative für einen dritten bayerischen Nationalpark, für den Kanibers Amtsvorgängerin Ulrike Scharf keinen Platz gefunden hatte.
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Bei den neuen Gebieten handelt es sich um ökologisch wertvolle Buchen-Mischwälder im Steigerwald bei Knetzgau (Lkr. Haßberge) auf einer Fläche von 850 Hektar, um 510 Hektar des "Irtenberger Wald" auf der Fränkischen Platte bei Würzburg und rund 150 Hektar auf der Frankenalb bei Kelheim. Geschützt werden zudem weite Teile der Isar-Auwälder auf einer Fläche von 2400 Hektar zwischen München und Landshut. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Ministerin angekündigt, 1000 Hektar Auwald bei Neuburg an der Donau unter Schutz zu stellen.
Der von Michaela Kaniber verkündete Naturwald im nördlichen Steigerwald liegt schon jetzt im Vogelschutz- und FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) "Buchenwalder und Wiesentaler des Nordsteigerwaldes". Inmitten der 850 Hektar befinden sich bereits die beiden streng geschützten Reservate "Mordgrund" und "Böhlgrund" mit über 200 Hektar. Das auch bei Wanderern und Ausflüglern wegen seiner steilen Hänge und tiefen Schluchten beliebte Gebiet wird wegen den schwierigen Bedingungen seit rund 50 Jahren sowieso nur noch ganz extensiv bewirtschaftet.
Grüne fordern weiter einen Nationalpark
Die Ankündigung der Ministerin geht insbesondere den Grünen nicht weit genug, die sich seit Jahren für einen großen Nationalpark im Steigerwald einsetzen. Das neue Schutzgebiet im Böhlgrund ist nur ein Bruchteil dessen, was die Grünen eigentlich fordern. "Wir lassen uns sicher nicht mit diesen politischen Häppchen abspeisen. Es wird nichts ändern an unserer Forderung, wir brauchen einen Nationalpark Steigerwald", betont die Grünen-MdB Lisa Badum (Forchheim). Und ihre Parteifreundin, die Landtagsabgeordnete Ursula Sowa (Bamberg) ergänzt: "Mit einer solchen Trostpflaster-Politik der CSU-Staatsregierung kann man keinen Naturschutz betreiben." Auch Parteikollege Thomas Vizl, neu gewählter stellvertretender Landrat im Kreis Schweinfurt und Stadtrat in Gerolzhofen, betont: "Wir halten nach wie vor an unserem Ziel eines Schutzgebietes im Hohen Buchener Wald fest."
Auch für den Würzburger Landtagsabgeordneten der Grünen, Patrick Friedl, müsse der erweiterte Schutz für den Böhlgrund bei Knetzgau nur der erste Schritt sein auf dem Weg zu einem Buchennationalpark Steigerwald. Der Bund Naturschutz (BN) begrüßt Kanibers Entscheidung ebenfalls als wichtigen, wenn auch nur ersten Schritt, "um Bayerns Naturerbe dauerhaft zu sichern". Das allerdings, so Ralf Straußberger vom BN, werde nur mit einem Wald-Nationalpark gelingen und dafür seien die alten Buchenbestände im Steigerwald prädestiniert.
Claus Obermeier, Vorstand der Gregor-Louisoder-Umweltstiftung und Mitglied im Trägerkreis des Volksbegehrens "Artenvielfalt", sieht in der Ausweisung der Naturwälder einen großen Erfolg für das Volksbegehren. Bayern könne mit den Naturwäldern "tolle Leuchtturmprojekte des Naturschutzes schaffen". Was jetzt noch fehle, sei die am Runden Tisch zugesagte Ausweisung eines Schutzgebiets im Spessart.
Dies hätten Sie sich für Ihre nächste Glosse aufsparen sollen, Herr Vogt.
Ich stimme der Darstellung zu, dass der Weg noch weit ist. Doch auch viele kleine Schritte könnten dem Ziel "Nationalpark Steigerwald" vorangehen. Als nächstes derartiges Gebiet müsste der Hohe Bucherne Wald folgen, jene Fläche bei Ebrach, die der ehemalige Bamberger Landrat - am Ende leider vergeblich - schützen wollte.
Solange der Schutzpatron der Sägewerksbetreiber und der Kraftfahrzeugbranche im Kabinett (wenn auch mit geänderten Zuständigkeiten nun im Hause Melanie Huml) sitzt, wird sich nichts schnell ändern.
Aber wenn ich lese, dass sich ein Landrat, der von Amts wegen zur Neutralität verpflichtet ist, sich auch dafür ausspricht, kommen mir größten Bedenken.
Diese Aussage wäre meines Erachtens dienstrechtlich mal zu überprüfen!
Diese "Wahrheit" kommt mir zu absolut daher - als wenn jemand meint, nur seine Meinung ist die richtige, alle anderen Meinungen wären falsch (oder um es mit einem Sprichwort zu sagen: "Ich hab die Weisheit mit Löffeln gefressen" - die anderen haben nix davon abbekommen!)
Inhaltlich kann ich Ihnen allerdings diesmal absolut zustimmen (im Gegensatz zu Ihrer "Meinung!" zur Steigerwaldbahn!)
Weg von der ideologischen Betrachtungsweise, „eine Käseglocke sei gut für die Umwelt“, hin zur nachhaltigen Nutzung der Ökosystemleistungen, ohne die Substanz zu zerstören?
Mit dem weltweit anerkannten Trittsteinkonzept wurde schon seit über 12 Jahren ein Anfang in die richtige Richtung gemacht.
Gut ist, dass alle Verbände die Ausweisung für Gut befinden und unterstützen!
Doch der Weg ist noch weit, unablässige Aufklärung einiger weniger (Badum, Sowa, Vizl) ist unbedingt erforderlich. Der Druck durch die Gesellschaft, die Mehrheit will keinen NP, ist absolut notwendig und braucht einen langen Atem. Wir haben ihn - denn wir wissen, hier im Steigerwald kämpfen wir nicht nur für die Lebensgrundlagen der Menschheit, sondern setzen uns durch nachhaltige Waldbewirtschaftung für den Klimawandel ein.
Eine exklusive Interessengruppe, die Ideologie und Egoismus über alles stellt braucht die Natur nicht!