Es ist kein alltäglicher Vorgang: Zwei frühere CSU-Minister üben, unterstützt von Waldexperten, offen Kritik an der Forstpolitik der aktuellen Staatsregierung. "Was uns umtreibt, ist die Sorge um den Wald", erklärte Ex-Agrarminister Helmut Brunner. Denn die von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigte Stilllegung von zehn Prozent der Staatswald-Flächen, sei das falsche Signal: "Klimaschutz-Ziele sind mit Stilllegung nicht zu erreichen", warnt Brunner: "Wenn es um Klimaschutz geht, ist ein verantwortungsvoll bewirtschafteter Wald die beste Lösung."
Brunner: "Bewirtschafteter Wald ist klimafreundlicher, als stillgelegter Wald"
So sieht das auch der frühere CSU-Verbraucherminister und gelernte Förster Eberhard Sinner aus Lohr (Lkr. Main-Spessart): Als Baustoff etwa sei Holz extrem klimafreundlich, weil darin CO2 dauerhaft gespeichert werde. Und selbst als Brennstoff habe Holz große Vorteile gegenüber fossilen Energieträgern, findet er: "Damit das geht, muss der Wald aber bewirtschaftet sein."
"Die jüngsten Ankündigungen zur Umgestaltung vom Wirtschaftswald in einen Klimawald haben uns irritiert", erklärt Brunner deshalb. Denn das Totholz im sich selbst überlassenen Wald gebe das schädliche CO2 wieder ab, während bewirtschaftete Wälder große Mengen Kohlendioxid speichern könnten. "Bäume pflanzen ist edel", so Brunner mit Blick auf die Ankündigung Söders, jährlich eine Million neue Bäume zu pflanzen: "Aber es ist nicht ausreichend."
Notwendig wäre laut Brunner vielmehr ein staatliches Förderprogramm, das Bauen mit Holz genauso unterstützt, wie eine lukrative energetische Holz-Verwertung. Auch CO2-Zertifikate für den Wald und die Holz-Nutzung kann Brunner sich vorstellen: "Der Staat sollte die Holz-Verwendung nicht bremsen, sondern bewerben und fördern." Der aktuelle Preisverfall für Holz habe ohnehin bereits dazu geführt, dass viele Privatwaldbesitzer resignierten und ihren Wald aufgäben.
Ministerin Kaniber kontert: "Klimawald ist das Gebot der Stunde"
Brunner habe die Forstpolitik der Staatsregierung offenbar missverstanden, konterte die aktuelle Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU): "Die Ausrichtung auf den Klimawald ist das Gebot der Stunde." Dass bewusst bewirtschaftete Wälder mehr für den Klimaschutz brächten, als stillgelegte, sei zudem "eine Allerweltsweisheit". Es sei aber auch notwendig, ökologisch besonders wertvolle Staatswälder der Natur zurückzugeben.
"Ich erstelle gerade ein zukunftsweisendes Programm, das Klimaschutz, Artenschutz, Waldbewirtschaftung und Holzverwendung in bestmöglichen Einklang bringt", erklärte Kaniber. Unter anderem sollen Waldbesitzer künftig bessere finanzielle Anreize für den klimafesten Waldumbau bekommen.
Eberhard Sinner hat sich vehement gegen den Nationalpark Spessart gestemmt. Helmut Brunner hat um die Nationalparkdiskussion wann immer nur möglich einen großen Bogen gemacht. Beide sind fest auf Seiten der Holzwirtschaft, deren Profitabsichten weitaus größer sind als deren Sorge um das Ökosystem Wald.
Man kann sich denken, wie parteiisch ihre scheinbar allgemeinwohl-besorgten Alarmrufe einzustufen sind.
Eine sensibilisierte Öffentlichkeit darf nicht nachlassen, eine Umsetzung der Forderungen ihres erfolgreichen Volksbegehrens auch in den Wäldern zu fordern.
Der beste CO2 Speicher ist der nachhaltig bewirtschaftete Wald. Wir nehmen Staatswälder, die allen bayerischen Bürgern gehören aus der Bewirtschaftung und kaufen dann das Holz, das aus Kahlschlägen aus dem Ausland tausende Kilometer weit zu uns transportiert wird. Gehts noch?
Ihr Starrsinn ist traurig mit anzusehen, ihre Botschaft indes muss für Naturschützer geradezu unerträglich sein.
Denn es geht darum, einen Teil des Waldes für Umweltschutz und Klima auszuwählen, nicht den gesamten Wald. Dass bewirtschafteter Wald besser für das Klima sein soll halte ich für unaufhörlich behaupteten Humbug.
Unbewirtschafteter Wald großflächig muss endlich möglich sein und da große Teile der Gesellschaft dies auch erkannt haben und umgesetzt sehen wollen denke ich mal, dass die Herren Brunner und Sinner mit ihrem Gejammer auf verlorenem Posten stehen - schade für sie, man könnte sich für beide einen gediegeneren Abschied aus Politik und Öffentlichkeit vorstellen.