Ein richtig heißer, trockener Sommer? Kommt alle paar Dekaden vor und gehört in diesem Sinne ins Standardrepertoire des mitteleuropäischen Klimas. Für viele Menschen sogar ein Anlass zur Freude, ist doch eine lange Baggersee- und Biergartensaison dem Gemüt zuträglich und lässt die fränkische Seele frohlocken.
Für die Bäume in den hiesigen Wäldern seien vereinzelte Hitzejahre normalerweise auch nicht weiter dramatisch, wie Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt erklärt. Aber zuletzt gab es eine Häufung dieser Ereignisse. So waren laut Thierfelder 2015, 2018 und 2019 äußerst trockene, heiße Jahre. Das bedeute Stress für die Bäume, die auf die Trockenheit reagieren, indem sie Feinwurzeln zurückbilden und Blätter abwerfen. Dieser Schutzmechanismus lässt sie ein Hitzejahr gut überstehen, danach brauchen sie aber laut Thierfelder etwa zwei bis drei Jahre, um wieder zu regenerieren. Müssen sie in dieser Phase erneut auf Trockenheit reagieren, kann es für die Bäume - ja nach Art, Alter und Größe - das Ende bedeuten. Sie sterben.
Mahlholz: Einige besondere Baumarten
So geschehen etwa auch im Mahlholz bei Gerolzhofen. Der Mischwald beherbergt einige Arten von Bäumen, darunter auch Besonderheiten wie die Wildbirne, erklärt der Gerolzhöfer Stadtförster Jochen Schenk. Die Wildbirne und andere Wildobstbäume, wie etwa der Speierling, kommen mit der Trockenheit ganz gut zurecht, ebenso sind laut Schenk die Elsbeere, die Eiche, der Feldahorn oder die Linde "noch gewappnet". Bei anderen Baumarten sieht es dagegen schlecht aus. Kiefer und Fichte werden auf Dauer die derzeitigen klimatischen Verhältnisse nicht überstehen, im Mahlholz haben sie laut Schenk "ganz schlechte Karten". Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat die Bestände arg gebeutelt und das sei nicht nur eine Momentaufnahme. Zur Lage dieser Baumarten erklärt der Stadtförster: "Im Endeffekt muss man wirklich sagen: verheerend."
Blickt man momentan von der Gertraudiskapelle hinüber auf das Mahlholz, ist die Misere sofort zu sehen. Deutlich sind zwischen dem frischen Grün der noch gesunden Bäume zahlreiche braune Stellen zu erkennen. Dort stehen die toten Kiefern und Fichten.
Es bedeute freilich nicht, dass die hiesigen Wälder keine Zukunftsperspektive haben, aber sie werden sich definitiv markant verändern, erklärt Schenk. Die eine oder andere Baumart wird verschwinden, deren Platz wird dann durch andere eingenommen. Ist nur die Frage: Welche Arten werden das sein? Darauf gibt es laut Schenk keine eindeutige Antwort. Zum einen hängt es von der langfristigen klimatischen Entwicklung ab, aber auch die einzelnen Jahre und Wetterereignisse spielen dabei eine Rolle. Fest steht für den Stadtförster nur: "Mischwald ist der Schlüssel." Ein "bunt gemischter beziehungsweise bunt gemischterer Wald", als es heute der Fall ist, wird zeigen, welche Arten sich an welchen Standorten durchsetzen.
"Monokultur ist keine Lösung"
Das sieht auch Stephan Thierfelder so. Es gehe darum, "möglichst viele Baumarten auf einer Fläche zu mischen. Monokultur ist keine Lösung". Welche Baumarten das sein könnten, dazu gibt es unterschiedliche Ansichten. Während manche Waldbesitzer auf Bäume setzen, die in ohnehin wärmeren Regionen der Welt bereits gut gedeihen, bleiben auch die heimischen Baumarten nicht außen vor. So ist es laut Thierfelder zwar so gewesen, dass etwa im vergangenen Jahr im Steigerwald einige alte Buchen vertrocknet sind. Da nun aber etwa Fichten und Kiefern zunehmend ihren Platz räumen, könne es auch sein, dass deren Standort künftig die Buche einnimmt. Und Bäume wiederum, die zum Beispiel im Mittelmeerraum gut gedeihen, könnten zwar auch hier zunächst gute Bedingungen vorfinden, seien aber zum Beispiel gegen Spätfrost im Mai (Stichwort Eisheilige!) nicht gewappnet. Hier werden nach der Einschätzung von Thierfelder und Schenk die Erfahrungswerte der kommenden Jahrzehnte zeigen, wo die Entwicklung lang geht. Sorgen machen, dass heimische Baumarten ihren Platz komplett räumen müssen, muss man sich laut Stadtförster Jochen Schenk aber nicht: "Ich glaube, dass wir unter den einheimischen Bäumen genug Arten haben, die das auf lange Sicht schaffen werden."
Einzeljahre und ihre Wetterereignisse
Neben den langfristigen klimatischen Veränderungen sind dabei auch immer die einzelnen Jahre und ihre Wetterereignisse von Bedeutung. Wie Stephan Thierfelder eingangs erklärte, waren die Jahre 2018 und 2019 ungewöhnlich heiß und trocken. Würde das laufende Jahr 2020 nun einen regenreichen Sommer bescheren, könnten sich die Bedingungen für viele Pflanzen wieder verbessern. Im Umkehrschluss wäre eine weitere lange Trockenperiode fatal.
Zu Beginn des Jahres gab es zwar Niederschläge, März und April waren aber schon wieder deutlich zu trocken. Im Mai gab es bislang gute 30 Liter pro Quadratmeter, was sicherlich im Oberboden ganz gut angekommen ist. Entscheidend aber sind auf längere Sicht die tieferen Schichten, sprich: Gibt es wieder genügend Wasser, das der Boden ab etwa 1,5 Meter Tiefe für längere Zeit speichern kann? "Das wollen wir noch untersuchen", sagt Thierfelder. Dabei wiederum spielen auch Bodenbeschaffenheit und eben der Jahresniederschlag eine Rolle.
Ich betone gemeinsam anpacken umzubauen!