Die viel beachtete Stadtratssondersitzung zur Innenstadtbelebung liegt über eine Woche zurück, und es herrscht überwiegend Zufriedenheit. Laut der SPD-Stadtratsfraktion sei das Ergebnis der Antragsabstimmungen "erfreulicher als erwartet", könne jedoch nur der Anfang eines "massiven Kümmerns" um die Schweinfurter Innenstadtprobleme sein. Nachdem die SPD bereits im Vorfeld dieser Stadtratssitzung Vertreter aus Handel und Gastronomie zum Gespräch eingeladen hatte, fand nun erneut eine Video-Konferenz statt. Dabei wurde über die Ergebnisse der Sitzung sowie über das weitere Vorgehen diskutiert.
"Es ist mehr oder weniger alles durchgegangen", zog SPD-Stadtrat Ralf Hofmann gleich zu Beginn der Konferenz, an der neben den Innenstadtakteuren auch Pia Jost von der Wirtschaftsförderung der Stadt Schweinfurt teilnahm, ein positives Zwischenfazit. Hofmann meinte damit zahlreiche Anträge, mit denen sich seine Partei federführend bei der Stadtratssondersitzung zur Weiterentwicklung der Innenstadt einbrachte. Gebührenerlass für Gastronomen und Händler bei der Nutzung von Außenbereichen, Investitionen für Möblierung und Begrünung der Innenstadt, Newcomer-Förderung. Auch Anträge zu mehr Kinderspielplätzen, Brunnen oder zu einem Vorkaufsrecht der Stadt für Immobilien habe man auf den Weg gebracht beziehungsweise würden nun geprüft.
Handelsverband freut sich über "Umdenken"
"Wir haben an diesem Tag einen ganz großen Schritt für Schweinfurts Innenstadt gemacht", so Hofmann. Dabei dankte er seinem Parteikollegen Peter Hofmann, der sich über Jahre hinweg in die Innenstadt-Themen eingearbeitet habe. Lob gab es auch für die Schweinfurter Stadtverwaltung, allen voran für Pia Jost und Citymanager Thomas Herrmann. "Und ich denke, dass wir letztlich auch beim Oberbürgermeister den Status erreicht haben, dass wir endlich ins Machen kommen", sagte Ralf Hofmann.
Axel Schöll, Kreisvorsitzender des bayerischen Handelsverbandes, zeigte sich ebenso optimistisch und freute sich darüber, "dass zumindest bei den meisten ein Umdenken stattgefunden hat". Die Anträge zur Innenstadtentwicklung seien wichtig gewesen, wenngleich man vereinzelt womöglich noch etwas mehr hätte "rausholen können". Zu den von der SPD geforderten Kinder-Spielgeräten regte er zudem an, auch über private Finanzierungen nachzudenken, was in der Vergangenheit bereits erfolgreich funktioniert habe. Insgesamt sei man durch die Sondersitzung "ein, zwei Stufen auf der Treppe Richtung Zukunft der Innenstadt nach oben gegangen", so Schöll.
Demokratie als "mühseliges Geschäft"
Sowohl Ralf als auch Peter Hofmann betonten, dass man im "mühseligen Geschäft" Demokratie Kompromisse eingehen und miteinander sprechen müsse. Auch deshalb verstreiche oftmals viel Zeit, bis Dinge wirklich umgesetzt würden. So hätte sich die SPD bereits seit Jahren für ein Begrünungskonzept eingesetzt, was erst jetzt vor der Umsetzung stehe, so Peter Hofmann. Die Prozesse seien oftmals mühsam, da sich auch die Stadtverwaltung untereinander nicht immer einig sei.
Angesprochen auf eine Vision für Schweinfurts Innenstadt betonte Pia Jost von der Wirtschaftsförderung, dass man in einer Arbeitsgruppe bereits ein Leitbild für den "Wirtschaftsstandort Schweinfurt 2030" entwickelt habe, dieser Vorschlag bislang jedoch wenig Rückmeldung eingebrachte. Deshalb werde sie diesen in einer Stadtratssitzung noch einmal vorstellen. Darin wird Schweinfurt etwa als "Miteinanderstadt" dargestellt, in der beispielsweise Bildung, Innovation und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen.
Grundsätzlich, so Jost, braucht Schweinfurt eine Vision, um klarstellen zu können, wofür die Stadt steht und wie man diese vermarkten kann. Um etwas Typisches für Schweinfurt herauszustellen, betonte Peter Hofmann, müsse man an die Industrie und deren Produkte denken. Die Innenstadt könne demnach "ein Showroom" für die hier entstandenen Produkte sein.
Wie mehr Studierende in die Innenstadt gelockt werden könnten
Beispielhaft nannte Hofmann etwa die E-Mobilität, die zwar in der ansässigen Industrie mitentwickelt werde, von der man jedoch in der Innenstadt wenig mitbekomme. Pia Jost sprach von der Idee einer "Mobilitätsmesse" in der Schweinfurter Innenstadt, auf der etwa autonom fahrende Busse vorgestellt werden könnten.
Einig waren sich die Konferenzteilnehmenden darüber, dass mehr Studierende in der Innenstadt für Belebung sorgen könnten. Laut Pia Jost gebe es Überlegungen zu einem sogenannten "Studenten-Treff", der beispielsweise in einer Liegenschaft der Stadt errichtet, von Studierenden selbst verwaltet und mit Arbeitsmöglichkeiten sowie Gastronomie gestaltet werden könnte.
Leerstände "verschmiert und verdreckt"
Neben all der Aufbruchstimmung merkte Stadtrat Peter Hofmann auch eine negative Entwicklung an. Gerade in der Keßlergasse gebe es derzeit Leerstände, die "verschmiert und verdreckt" seien und in denen Müll herumliege. "Das gibt für Schweinfurt kein gutes Bild ab", so Hofmann. Hierbei müssten die Immobilieneigentümer ihrer Verantwortung gerecht werden. Hofmann weiter: "Es wirkt fast so, als lässt man die Gebäude bewusst verkommen." Laut Axel Schöll dürfe man jedoch grundsätzlich die Schuld nicht nur bei den Eigentümern suchen, da diese oftmals selbst gerne investieren würden, jedoch vom Rathaus "ausgebremst werden", etwa was den Denkmalschutz angeht.
Indes forderte Leo Rosa, Geschäftsführer des Stadtstrands in Schweinfurt, die Verwaltung erneut auf, die Folgen des anstehenden Abrisses der Schweinfurter Maxbrücke sowie der Sanierung der Hahnenhügelbrücke für die Innenstadt zu bedenken. Während der Bauphase, so Rosa, müsse eine alternative Überquerung des Mains gewährleistet sein. Laut Pia Jost habe die Bauphase eine "massive Auswirkung" auf die Innenstadt, weswegen sich das Schweinfurter Citymanagement auch des Themas angenommen habe.
SPD will Ansprechpartner für Handel und Gastronomie bleiben
Am Ende der Online-Konferenz betonte die SPD-Stadtratsfraktion, dass man weiterhin als Ansprechpartner für Handel und Gastronomie zur Verfügung stehen und den Austausch aufrechterhalten wolle. Laut Ralf Hofmann habe man in Sachen Innenstadtentwicklung "noch nichts erreicht", sondern lediglich die Voraussetzungen geschaffen.
1. Beim nötigen Neubau der Maxbrücke könnten auch Gleise vorgesehen werden. Manuela Rottmann wies darauf hin, dass es hierfür hohe Zuschüsse für den Brückenbau gäbe.
2. Beim anschließenden Neubau der Hahnenhügelbrücke, mit weiterhin möglichen, aber eingeschränktem Verkehr, hätte man dann zwei andere Brücken als Ausweich.
Zudem brächte die Citybahn natürlich eine große Belebung der Innenstadt! Zu diesem Konzept von Wittek-Brix sagte Rottmann, dass neuerdings nebeneinander eine Reaktivierung einer Eisenbahn mit 90% in Verbindung einer neuen Tram mit 80% gefördert werden kann. Dutzende Millionen Fördergelder könnten für den ÖPNV in die Region SW fließen, was man "nebenbei" hier anmerken sollte, auch wenn's nicht zum Thema passt.