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Schweinfurt
Sieben von 100 Dächern in Schweinfurt: Warum der Photovoltaik-Ausbau auf städtischen Dächern für mächtig Streit sorgt
Der Bauausschuss diskutierte, auf welchen städtischen Dächern PV-Anlagen möglich sind. Warum Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka lautstark schimpfte.
Auch auf städtischen Dächern sollen in Schweinfurt in den kommenden Jahren mehr Photovoltaik-Anlagen wie auf diesem Symbolfoto entstehen.
Foto: Thinkstock | Auch auf städtischen Dächern sollen in Schweinfurt in den kommenden Jahren mehr Photovoltaik-Anlagen wie auf diesem Symbolfoto entstehen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:19 Uhr

Die gute Nachricht vorweg: Auch auf städtischen Dächern wird es in den kommenden Jahren mehr Photovoltaik-Anlagen geben. Und zwar nicht nur auf einem Teil des Daches, sondern auf dem gesamten. Das setzte der Bauausschuss einstimmig durch. Nur Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) war dagegen.

Der Grund war eine Diskussion über einen Änderungsantrag der Koalition aus CSU und Grünen. Die hatten beantragt, die in Frage kommenden Dächer grundsätzlich komplett mit einer PV-Anlage zu belegen, auch wenn sich die Amortisation der Kosten dadurch zunächst verlängert. "Mittelfristig sind PV-Anlagen immer wirtschaftlich, da sie weit über den Amortisationszeitpunkt hinaus Strom erzeugen", heißt es im von Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka und CSU-Stadtrat Rüdiger Köhler unterschriebenen Antrag.

Der OB beauftragte einen Mitarbeiter aus dem Controlling auszurechnen, welche Folgen der Antrag von CSU und Grünen bezogen auf die Amortisation der entsprechenden Anlage hätte. Über das Ergebnis dieser Berechnung gab es Streit zwischen OB und seinem Mitarbeiter auf der einen sowie insbesondere Holger Laschka auf der anderen Seite.

Verwaltung präsentiert eine Berechnung, die Stadträte empört

Aus Sicht der Verwaltung ändert sich durch den Vollausbau die Amortisation auf 1674 Jahre anstatt der von der Stadt bei ihrem Vorschlag eines Teilausbaus zu Grunde gelegten 19,5 Jahren. Deshalb sollte man den weitergehenden Antrag von CSU und Grünen ablehnen. Eine Sichtweise, die regelrecht für Empörung bei den Antragsstellern sorgte.

"Diese Zahlen sind grottenfalsch."
Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka.

"Diese Zahlen sind grottenfalsch", schimpfte Holger Laschka als Replik auf eine Bemerkung des Oberbürgermeisters, er vertraue "den Rechenkünsten meiner Verwaltung", und des Mitarbeiters, "Excel macht das möglich." Laschka forderte die Grundlagen der Berechnung ein und fand deutliche Worte: "Diese Zahlen sind nicht valide. Ich will Vorlagen von der Verwaltung, mit denen ich etwas anfangen kann. 1674 Jahre Amortisation sind schlicht nicht die Realität. Wir brauchen eine realistische Entscheidungsgrundlage, sonst ist es dem Stadtrat gegenüber nicht fair."

Bei der Berechnung der Amortisationsdauer fehlten entscheidende Parameter 

Aus Sicht von Laschka und seinem Fraktionskollegen Reginhard von Hirschhausen waren schon auf den ersten Blick mehrere Parameter bei der Berechnung der Amortisation nicht einbezogen, die aber zwingend dazu gehören: weiter steigende Strompreise zum Beispiel, ein höherer Eigenstromanteil je größer die Anlage ist, mehr Geld durch die Einspeisevergütung, weil mehr Strom produziert wird. Bei einer schnellen, nicht detailgenauen Berechnung noch in der Sitzung zeigte sich, dass der realistische Wert für die Amortisation wohl zwischen 20 und 30 Jahren liegt.

Der Mitarbeiter betonte, er habe darstellen wollen, dass der Vollausbau weniger wirtschaftlich sei als der Vorschlag der Verwaltung. Aus seiner Sicht sei es sinnvoller, PV-Flächen dann zuzubauen, wenn es notwendig ist – zum Beispiel bei Nutzung einer Wärmepumpe im entsprechenden Gebäude oder dem Anschluss von Stromtankstellen.

Auf dem Dach des Olympia-Morata-Gymnasiums und der daneben liegenden Walther-Rathenau-Schulen plant die Stadt in den nächsten Jahren den Bau von Photovoltaik-Anlagen.
Foto: Anand Anders | Auf dem Dach des Olympia-Morata-Gymnasiums und der daneben liegenden Walther-Rathenau-Schulen plant die Stadt in den nächsten Jahren den Bau von Photovoltaik-Anlagen.

In der Beschlussvorlage hatte die Verwaltung für verschiedene Gebäude detailliert dargelegt, wie viel Strom erzeugt werden könnte und wie hoch die Kosten sind. Vorgeschlagen und genehmigt wurde, die Sporthalle der Friedrich-Rückert-Schule im Zuge der Dachsanierung nach dem Sturmschaden im vergangenen Jahr sowie die Dächer der Sporthallen der Dr.-Ludwig-Pfeiffer- und Pestalozzischule sowie der Wilhelm-Sattler-Realschule mit Photovoltaik-Anlagen zu belegen.

Außerdem soll es entsprechende Anlagen auf den Flachdächern des Verwaltungsbaus des Rathauses geben sowie auf den Dächern des Olympia-Morata-Gymnasiums, der Walther-Rathenau-Schulen und der Albert-Schweitzer-Schule.

Für ihren Vorschlag ging die Verwaltung von 1,4 Millionen Euro aus. Die Mehrkosten, die sich aus dem Antrag von CSU und Grünen ergeben, müssen noch ermittelt werden. In den Haushaltsberatungen für 2024 sollen entsprechende Beträge eingestellt werden, um im kommenden Jahr zu planen und eventuell auch schon zu bauen.

Kritik von Ulrike Schneider: Ausbaupläne der Stadt nicht ambitioniert genug

Die grundsätzliche Bereitschaft der Stadtverwaltung, den Ausbau der Dach-PV-Anlagen voran zu treiben, lobte Holger Laschka übrigens mit der Bemerkung: "Ministerpräsident Markus Söder sagt immer, Bayern ist Sonnenland. Schweinfurt ist Sonnenstadt."

Eine Aussage, die wiederum Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) kritisch bewertete und als "perfekte PR" bezeichnete. Schneider kritisierte, die Stadt sei angesichts der eigentlichen Notwendigkeiten, wie man die Auswirkungen des Klimawandels abmildern müsste, beim Ausbau der Photovoltaik auf eigenen Dächern nicht ehrgeizig genug. Es gebe rund 100 Dächer, nun gehe es um sieben. "Als überzeugter Grüner kann man diese Beschlussvorlage doch nicht gutheißen."

Einig allerdings war sich Schneider dann zumindest mit Laschka in der Kritik an der städtischen Amortisations-Berechnung: "Es geht nicht ausschließlich um ökonomische Aspekte, sondern auch um das Allgemeinwohl."

 
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  • F. W.
    Wirtschaftlich ist es unsinn, ja.. sehe ich ja an unserer Anlage. Aber um die Region mit Strom zu versorgen macht es Sinn- wenn auch tausende kW-Speicher gebaut werden. Wie bei Wind... gilt... es steht nicht 24/7/365 zur Verfügung. 2021: 1,3 Mio PV Anlagen deckten 8% deutschen Stroms.. 2022 waren es mit ca 2,2 Mio Anlagen immerhin schon 10%. Bedenkt man, dass unsere Anlage im Januar vom 18. Januar diesen Jahres fast 10 Tage gar nichts produzierte.. ist klar.... Weder PV noch Wind sind die Lösung für das deutsche Stromproblem
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  • H. H.
    Naja

    es gibt die alte Weisheit, man kann jedes Prinzip zu Tode reiten (bzw. totrechnen). Wenn natürlich Vollausbau seitens der Verwaltung so verstanden wurde, dass sozusagen gnadenlos unter Aufbietung aller noch so ausgefuchsten Mittel auch noch der letzte Quadratzentimeter Dachfläche mit Fotovoltaik "zugepflastert" werden soll, kann ich mir schon vorstellen, dass da solche Zahlen rauskommen. Die Frage nach dem Sinn (außer den "dummen Bürger/innen" vorzuführen, Fotovoltaik ist Quatsch) müssen sich die Verantwortlichen dann aber schon stellen lassen.
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  • O. S.
    Diese Fähigkeiten haben diese Unantastbaren wohl vom Gerhard Eck gelernt.
    Außerdem möchte ich gerne wissen, wie dieser Rechenkünstker auf die Amortisationszeit von
    1674 Jahre kommt.
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  • K. K.
    Da sitzen nach wie vor die ewig Gestrigen an den Hebeln der Macht und versuchen - notfalls - auch mit falschen Zahlen das Mögliche und auch Notwendige zu verhindern.
    Abwählen ist die einzige Möglichkeit, den Schaden, den sie anrichten zu verringern.
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  • F. R.
    Auf dem Dach des Sachs Stadions ist auch genug Platz und liegt den ganzen Tag in der Sonne.
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  • R. A.
    Hier beweist sich, dass unser Staat nur das machen will, was er eh nicht verhindern kann. Im Gleichschritt kommen irgendwelche Verwaltungsfuzzis mit zweifelhaftem Weitblick und unterirdischem Fortschrittsdenken. Tragisch ist, dass diese Kapazitäten sich dann noch hinstellen und ihre Ergüsse rechtfertigen wollen. Es gab Zeiten, da wurde man dafür bestraft, wenn man wissentlich Falschaussagen getätigt hat.
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