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Schweinfurt
1674 Jahre Amortisation für eine PV-Anlage? Schweinfurts OB beschädigt seine Glaubwürdigkeit
Oliver Schikora kommentiert die Haltung der Stadtverwaltung zum Ausbau von Photovoltaik auf städtischen Dächern in Schweinfurt.
Diese Bürgerin fordert im Herbst 2022 bei einer Kundgebung mehr Photovoltaik auf Schweinfurts Dächern.
Foto: Natalia Mleczko | Diese Bürgerin fordert im Herbst 2022 bei einer Kundgebung mehr Photovoltaik auf Schweinfurts Dächern.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:20 Uhr

Der frühere britische Premier Winston Churchill soll einmal gesagt haben: "Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe." Ein Bonmot, das bei der Diskussion im Bauausschuss über den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern städtischer Gebäude in den Sinn kommt.

Ein Mitarbeiter der Verwaltung hatte im Auftrag von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) ausgerechnet, welche Folgen ein Antrag von CSU und Grünen haben würde, grundsätzlich das ganze Dach einer geeigneten Liegenschaft mit einer PV-Anlage zu füllen und nicht nur einen Teil.

Er kam auf eine Amortisationszeit von 1674 Jahren. In Worten: Eintausendsechshundertvierundsiebzig Jahre. Der offensichtliche Rechenfehler sorgte völlig zu Recht für Empörung im Gremium. Noch bitterer aber neben der Tatsache, dass bestimmte Parameter in die Rechnung nicht einbezogen wurden, ist eine Aussage des OB zu dieser Zahl: "Ich vertraue den Rechenkünsten meiner Verwaltung."

Um das klar zu sagen: Es ist einfach nur ein Fehler, der passieren kann. Er wäre ein Schmunzeln wert, wenn man die Berechnung gleich geändert hätte, als man auf den Fehler hingewiesen wurde. Es ist der Umgang damit, der nachdenklich stimmt. Zum einen: Nicht Excel macht die 1674 Jahre möglich, sondern die Person, die bestimmt, wie das Programm die eingegebenen Daten zusammenfügen soll.

Zum anderen: Der OB ist schlecht beraten, eine so offensichtlich falsche Zahl in einer öffentlichen Sitzung unwidersprochen in den Raum stellen zu lassen. Alle seriösen Berechnungen bundesweit attestieren, dass sich der massive Ausbau von Photovoltaik rechnet, da die Kosten für den einzukaufenden Strom weiter steigen und sich die Anlagen durch vermehrte Eigenstromnutzung noch schneller rentieren.

Angesichts der auch in Schweinfurt zu sehenden Dramatik des Klimawandels ist es fatal, wenn in der Verwaltung nach wie vor nur dann klimaschützendes Handeln erfolgt, wenn es sich rechnet. Zumal dann, wenn derartige Zahlen im Raum stehen, bei denen nicht nur Experten den Kopf schütteln. Die Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung leisten sehr gute Arbeit zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. Auch ihre Glaubwürdigkeit nimmt durch das, was im Bauausschuss geschah, Schaden. Das haben sie nicht verdient.

 
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  • M. S.
    Wie heißt es so schön? Iudex non calculat - der Richter (Jurist) rechnet nicht. Eigentlich bedeutet der Spruch, das Argumente einzeln nach Stärke bewertet werden und nicht "addiert."

    Die meisten Juristen aber benutzen den Spruch spaßhalber dazu, um ihre (vermeintliche) Rechenschwäche aufs Korn zu nehmen.

    Remele war vor dem OB selbst als Jurist tätig. Ob das wohl daher kommt?
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  • J. H.
    Ich hoffe, der Kollege ist nicht auch für die Berechnung der neuen Grundsteuer verantwortlich... Nicht dass man als Grundstücksbesitzer da eine Kredit mit 1674 Jahren Laufzeit aufnehmen muss.
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  • S. F.
    Es geht doch nicht nur um die "Rechenkünste" unserer Verwaltung.

    Als braver Stadtbürger wollte ich unsere Stadtwerke unterstützen mit dem Kauf des analogen Deutschlandtickets.
    Am Telefon entgegnete mir eine nette Mitarbeiterin das ich darauf noch drei bis sechs Wochen warten müsste.
    Jetzt hab ich mir die App bei der Bahn heruntergeladen.

    Schweinfurt schafft sich ab.
    Den Schweinfurter Grünen kann man nur empfehlen, "vom sterbenden Pferd der Stadt-CSU und seiner Verwaltung" abzusteigen.
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  • E. E.
    Nach meinem Empfinden glaubt der OB seiner Verwaltung alles. Das ihn eine so offensichtlich falsche Zahl ihn nicht zumindest Zweifel weckt bedeutet das er mit dem ihm vorgelegten Zahlenwerk relativ sorglos umgeht. Jetzt bin ich gespannt, welche Zahl bei einer erneuten Berechnung herauskommt und ob sich jemand im Stadtrat dafür interessiert, wie man die Berechnung gemacht hat.
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  • F. W.
    wir haben eine 20kWp Anlage aus 2010... wenn ich unsere Kosten,... etc. sehe. Ja.. ich verstehe, wie man auf solche Werte kommt. Ich sehe es aktuell so: wir haben jetzt, trotz guter Produktionsdaten schon drauf gelegt. Wenn dann die Zeit der Reparaturen und Entsorgung anstehen.. dann wars komplett sinnfrei.

    Eigtl. müssten wir jetzt einen 60-70kWh - Speicher bauen und den fast komplett gefördert bekommen. Dann kämen wir mit Glück im Winter ohne grossen Stromfremdbezug aus und könnten auf Eigenverbrauch umstellen. DAS ist selbst finanziert ein wirtschaftlicher Blödsinn.
    Aber.. in diesem Winter hatten wir am 17.01. das Topergebnis des Januar - danach aber 5 Tage mit fast keiner Produktion, dann kam ein Tag mit nem guten Januar Tag und 3 weitern Tagen mit fast Totalausfall.. Autarkie im Winter.... nicht möglich
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  • L. W.
    @ widdi

    Ich habe nur drei Jahre früher als Sie eine Anlage mit 4,5 kWp auf mein Reihenhausdach bauen lassen. Mit der Einspeisungsvergütung war die Anlage nach weniger als neun Jahren bezahlt. Seitdem jetzt seit 2021 der Ertrag auch noch steuerfrei ist freue ich mich über die echte Rentenaufbesserung bis zu Auslaufen des Einspeisungsvertrags.

    Wie Sie zu Ihrer negativen Beurteilung kommen kann ich nicht nachvollziehen.
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  • F. W.
    @ Lebenhan1965 : weil ich eine Summe drunter mache, was uns die gekostet hat, wir eben an Steuern bezahlen (nicht nur Umsatz, auch EkSt -> Progression tut weh), dann bilden Sie Rücklagen für Reparatur/Entsorgung? Wir haben das alte Modell mit komplett Verkauf und normalem Einkauf von Strom. Umstellen auf Eigenstrom wäre zwar möglich - rechnet sich aber nicht (Deckelung bei 40ct), da man ja wieder vorbauen muss für Probleme mit Anlage *schulterzuck*
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  • L. W.
    @ widdi

    Ich habe durch degressive Afa meine Einkommensteuer in den ersten Jahren drastisch gesenkt, da die Anlage steuerlich gesehen (durch Vollfinanzierzung und Afa) Verluste gemacht hat.

    Seit ich in der steuerlichen Gewinnphase bin, bin ich auch in Rente.

    Das bedeutet eben auch viel niedrigere Steuerlast und seit 2020 überhaupt keine Einkommensteuer mehr, da damals diese Erträge freigestellt wurden.

    Sie sollten beim FA eben auch nachfragen ob Sie überhaupt auf diese Erträge Steuern zahlen müssen.
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  • F. W.
    die Umsatzsteuer Voranmeldungen sind wir jetzt los.... aber meine Mutter ist sogar vorsteuerpflichtig auf EkSt....
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  • L. W.
    @ widdi

    Was heißt vorsteuerpflichtig auf EkSt?

    Als Rentner hat man ja keine Abzüge bei der Auszahlung der Rente. Da ist es normal, dass das FA Vorauszahlung auf die Einkommensteuer festlegt, sonst müsste man ja im Folgejahr massiv nachzahlen.

    Also, ich bin von der Ausbildung her studierter Wirtschaftler und verstehe von daher etwas von Wirtschaftlichkeitsrechnung. Dass Ihre Anlage sich nicht rechnet kann ich daher nicht wirklich nachvollziehen, selbst wenn Sie die späteren Entsorgungskosten extrem überschätzen.
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  • N. K.
    14kw in 2011, hatte sich nach 5 Jahren komplett Amortisiert.
    Ich kann ihre Rechnung nicht nachvollziehen.
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  • E. M.
    Sie wissen aber schon, dass man nach 5 Jahren aus der Steuerpflicht ausscheiden kann?

    Muss ehrlich sagen, wenn mir jemand erzählen will, dass er mit einer PV Verluste fährt hat er:

    - entweder drastisch zu viel in der Anschaffung gezahlt
    - diese nicht richtig verisichert
    - oder einfach einen Rechenfehler im System.

    Ich habe eine PV Anlage mit 19,5KWp und 10KW Speicher.

    Rechnerisch ist diese in 9 Jahren bezahlt.

    Da habe ich den Direktverbrauch für das E-Auto und Warmwasser Anteil noch gar nicht berücksichtigt.

    Zum Artikel: ich bin mehr als schockiert, dass man solche Zahlen ( die einfach niemals stimmen können ) öffentlich macht, und ein OB das auch noch für voll nimmt.
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  • F. W.
    @eddy Frage ... ist diese neu? 2010 hat man richtig Geld investieren müssen... umgerechnet auf 10 Jahre Amortisation. d.h. seit 2020 bis 2030 sind wir theorethisch in der Gewinnzone. Aber wie ich sagte... Rücklagen (auch wg Entsorgung) und dass man danach ja quasi nur noch Strombörsenpreis bekommt... wird es schwer. bei einer Neuinvestition in n Speicher... wird die Rechnung minus. theorethisch bräuchten wir 40-60kWh - Akku für den Winter. bei ca 1.000 Euro /kWh heftig.

    ich erinnere mich an die Meldung, dass nach 20 Jahren die ersten Anlagen in SW abgebaut werden, da Minusgeschäft
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  • L. W.
    @ widdi

    Die älteste PV Anlage in Europa wird von einer Schweizer Uni betrieben und arbeitet seit nunmehr über 40 Jahren.

    Aktuell ist Leistung nur 20 % von Höchstleistung entfernt. Warum sollten Sie nach 20 Jahren die Anlage ohne Not abbauen?
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  • K. K.
    Für mich stellt sich mittlerweile die Frage:
    "Will er es (vieles) nicht verstehen oder kann er es (vieles) einfach nicht verstehen?"
    Für Letzteres darf man keinem böse sein.
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  • G. B.
    Aber es ist sicher, dass es ein Mitarbeiter war - und keine Mitarbeiterin, oder?
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  • R. H.
    Diese Berechnung kann nicht stimmen!
    Entweder bekommt das Rathaus in SW von ihren Stadtwerken ihren Strom für 'n Appel und 'n Ei (was eine verdeckte Gewinnausschüttung wäre) oder es wurden in die Berechnung die Sanierung oder Neubau von Dachstühlen ein gerechnet!

    Und selbst wenn nach Korrektur der Berechnung für SW mehrere Jahrzehnte heraus käme: Sind für PV ungenutzte Dachflächen eine ENERGIEVERSCHWENDUNG!

    Hinzu kommt von deiner Kommune eine Verpflichtung zur Vorbildfunktion!

    Man will in SW einfach nicht!
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