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Gochsheim
Seit 12 Jahren mit dem Fahrrad zur Arbeit: Warum Peter Krause aus Gochsheim kein Auto mehr hat
Ob Sommer oder Winter: Peter Krause radelt zur Arbeit. Seit einigen Jahren hat er gar kein Auto mehr. Wie kam es dazu und was sind die größten Herausforderungen?
Peter Krause radelt seit zwölf Jahren mit dem Fahrrad von Gochsheim zu seiner Arbeit nach Grafenrheinfeld – egal bei welchem Wetter. Mittlerweile hat er überhaupt kein Auto mehr und wird sich in absehbarer Zeit auch keins mehr anschaffen.
Foto: René Ruprecht | Peter Krause radelt seit zwölf Jahren mit dem Fahrrad von Gochsheim zu seiner Arbeit nach Grafenrheinfeld – egal bei welchem Wetter.
Autorenköpfe Volos       -  Julia Rüther
Julia Rüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:15 Uhr

Nachhaltige Mobilität spielt eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen. Daher versuchen viele Menschen häufiger auf ihr Auto zu verzichten und stattdessen die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu nutzen. Peter Krause aus Gochsheim ist einer von ihnen und fährt seit zwölf Jahren mit dem Fahrrad zu seinem Arbeitsplatz nach Grafenrheinfeld.

Auf die Idee gekommen sei er, weil ein Freund und Arbeitskollege mit dem Liegerad zu Arbeit fuhr. Daraufhin habe er sich auch eines gekauft und sei mit ihm einige Jahre lang jeden Tag hin und zurück geradelt. Dennoch gibt der 58-Jährige zu: "Wenn es im Winter mal knackig kalt war oder geregnet hat, bin ich ab und zu schon nochmal mit dem Auto gefahren."

Auch heute koste es ihn manchmal noch Überwindung, bei solchem Wetter aufs Rad zu steigen. Aber mittlerweile sei er es gewohnt und mit wetterfester Kleidung entsprechend vorbereitet. Ohnehin hat er kaum eine andere Möglichkeit, denn seit vier Jahren besitzen er und seine Frau kein Auto mehr.

Seitdem Krause kein Auto mehr hat, fühlt er sich befreit

Im Dezember 2019 ist das gemeinsame Auto kaputt gegangen, sodass sich das Ehepaar ein neues hätte kaufen müssen. Da sei Krause auf eine Idee gekommen: "Ich habe meine Frau gefragt, ob wir nicht mal versuchen wollen, ein Jahr lang auf das Auto zu verzichten." Weil auch sie immer mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Schweinfurt pendelte und beide das Auto ohnehin nur selten benutzten, entschlossen sie sich dazu, es auszuprobieren.

Tatsächlich klappte es so gut, dass sie auf eine Neuanschaffung verzichteten. Seitdem macht das Ehepaar alle Erledigungen mit dem Fahrrad. Spontane Ausflüge oder Arztbesuche bedürfen nun zwar einer besseren Planung, dennoch zeigt sich Krause begeistert: "Ich halte mich gesund, weil ich mich bewege, schone die Umwelt und spare auch noch Geld, weil Tanken, Versicherung und TÜV wegfallen." Vor allem die Umwelt liegt ihm sehr am Herzen, weshalb er im Ortsverband der Grünen ist und versucht, so nachhaltig wie möglich zu leben.

Jeden Tag radelt Peter Krause mit seinem E-Bike von Gochsheim nach Grafenrheinfeld und zurück. Darin sieht er nur Vorteile: Er schont die Umwelt, tut etwas für seine Gesundheit und spart Geld.
Foto: René Ruprecht | Jeden Tag radelt Peter Krause mit seinem E-Bike von Gochsheim nach Grafenrheinfeld und zurück. Darin sieht er nur Vorteile: Er schont die Umwelt, tut etwas für seine Gesundheit und spart Geld.

Seit er kein Auto mehr hat, fühle er sich befreit, weil es ihn psychisch und physisch nicht mehr in Beschlag nehme. Deshalb will er sich in absehbarer Zeit auch keines mehr zulegen.

Inzwischen ist er auf ein E-Bike umgestiegen, das er von seiner Firma als Jobrad least. "Ich habe mit dem Jobrad angefangen, da gab es das in unserer Firma noch gar nicht." Seine Chefin sei der Idee gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen. Mit dem E-Bike lasse sich der Weg zur Arbeit zwar einfacher bewerkstelligen, trotzdem gebe es noch einige Ärgernisse und Herausforderungen.

Fahrradwege sind unzureichend ausgebaut und werden im Winter nicht geräumt

"Was mich ärgert ist, dass Radwege immer irgendwo einfach aufhören oder plötzlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite weitergehen und man dann auf die Straße muss", beklagt er. Darüber seien viele der Autofahrerinnen und Autofahrer nicht besonders glücklich. Immer wieder werde Krause in solchen Situationen von ihnen angehupt oder trotz Gegenverkehrs überholt. Es komme häufig vor, dass jemand zu nah an ihm vorbeifährt, erzählt er.

Auch im Winter sei er manchmal gezwungen, auf der Straße zu fahren, weil Radwege selten geräumt würden. "Den Autos wird jede Schneeflocke aus dem Weg geräumt, aber auf Radwegen wird oft gar nichts gemacht." Und im Winter können sie so vereist sein, dass sie kaum befahrbar sind.

In solchen Momenten merke er, dass das Auto noch immer im Zentrum des Verkehrs steht. "In Deutschland kann man alles anpacken, außer dem Auto", sagt er verärgert. Jahrelang habe man den Ausbau der Radwege vernachlässigt und den öffentlichen Nahverkehr beschnitten, indem zahlreiche Bahnhöfe geschlossen wurden. Das Nachsehen hätten nun die Menschen, die versuchen nachhaltiger in ihrer Mobilität zu werden und auf das Auto zu verzichten.

Krause rät: Erstmal ausprobieren und dann langsam steigern

Krause wünscht sich, dass Kommunen, Dörfer und Städte so gut wie autofrei werden, Radfahrerinnen und Radfahrer mehr Raum im Straßenverkehr bekommen und mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen. Natürlich sei ihm bewusst, dass viele Menschen aus verschiedenen Gründen auf ihr Auto angewiesen sind. Aber er ist überzeugt davon, dass wesentlich mehr mit dem Fahrrad fahren könnten, wenn sie denn wollten.

Allen, die damit anfangen können und möchten, rät er, langsam zu starten und erst einmal zu überprüfen, ob sie körperlich dazu in der Lage sind. Manchmal sei es ratsam, zunächst mehr Fahrrad in der Freizeit zu fahren, um sich für den Arbeitsweg fit zu machen. Außerdem sei es wichtig, zu überprüfen, ob sich ein Fahrrad für das Vorhaben eignet, oder ein E-Bike die bessere Option wäre.

 
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  • Michael Füller
    "Was mich ärgert ist, dass Radwege immer irgendwo einfach aufhören oder plötzlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite weitergehen und man dann auf die Straße muss"
    Diesen Ärger teile ich absolut!!!!!
    Und mit einem fünfjährigen begeisterten Fahrradanfänger ist das oft unzumutbar…
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  • Rainer Blenk
    Rainer Blenk
    Waren letzte Woche in den Niederlanden, bei nicht sonderlich schönem Wetter. Hier klagt aber keiner mit dem Rad in die Arbeit oder in die Schule zu fahren. Auch die Jugendlichen die zum Teil mehrere Kilometer mit dem Fahrrad in die Schule unterwegs sind ( bei uns ja undenkbar so viel Bewegung auf einmal ist der Jugend ja nicht zu zumuten ). Grund dafür sind natürlich auch wesentlich höhere Parkgebühren als bei uns und ein besseres Mietradnetz vor Ort.
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  • Stefan Fuchs
    Seit 10 Jahre hab ich auch schon kein Auto mehr,und wie Hr.Krause sagt, man lebt befreit und spart noch enorm viel Geld und Ärger👍
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  • Michaela Fuoß
    Im Alltag brauchen wir das Auto auch schon lange nicht mehr. Nachdem wir uns das nun mehrere Jahre überlegt haben wird es jetzt im September noch verkauft. Ersatzlos. Wir haben in Würzburg ein tolles Carsharing Angebot, Lastenräder und auch wenn die Bahn gerade etwas zickig ist, kommt man irgendwann schon an. Im Alltag nehmen wir das Rad. Wie Herr Krause schon sagt, man muss halt einmal in gescheite wetterfeste Kleidung investieren, dann klappt das ohne Probleme. Als Bonus komme ich so auf 20 min Sport pro Tag, was ja auch nicht verkehrt ist.
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