Es läuft bei den Grünen in Bayern. Die Mitgliederzahlen boomen und neue Ortsverbände schießen sprichwörtlich wie Pilze aus dem Boden - 100 neue Ortsverbände sollen es bayernweit bis zur Kommunalwahl 2020 werden. Es sieht gut aus, auch in Unterfranken: Gerade erst sind mit Prichsenstadt und Gochsheim-Weyer der 50. und 51. neue Ortsverband in Unterfranken an den Start gegangen; im Schweinfurter Landkreis ist es bereits die dritte Neugründung in diesem Jahr, wie Grünen-Kreissprecher Johannes Weiß bei der Gründungsversammlung in der Fritz-Zeilein-Halle verkündet.
Das Interesse ist groß und der Saal im Untergeschoss voll. Stühle werden herbeigeschleppt; etwa 40 Bürger sind da. Sieben neue Mitglieder treten dem neuen Ortsverband spontan am Abend bei und verdoppeln die Mitgliederzahlen auf 14, andere nehmen Anmeldeformulare mit. Die Themen der Grünen, vom effektiven Klima- und Naturschutz bis zur klaren Positionierung gegen populistische Kräfte, seien in der Gesellschaft angekommen, so die Kreissprecherin und Schweinfurter Stadträtin Ayfer Rethschulte.
Die Arbeit vor Ort sei wichtig: Es gelte Themen anzupacken, um die Zukunft vor der eigenen Haustür vernünftig zu gestalten. Erklärtes Ziel des Kreisverbandes ist es, mit starken Listen "Grün" in den Gemeinderäten zu etablieren.
Gochsheim und Weyer sind auf gutem Weg: einstimmig wird die Ortsverbandsgründung über die Bühne gebracht, die Satzung vom Kreisverband übernommen und ein Vorstand paritätisch gewählt. Ronja Kuschel (Gochsheim) und Peter Matl (Weyer) bilden das Sprecher-Duo, Schriftführer ist Peter Krause und Beisitzerin Heike Spitzner, die auch für die Finanzen zuständig ist.
Für den Sennfelder Kreisrat Walter Rachle geht ein Traum in Erfüllung: "Endlich sprießt auch beim Nachbarn das Grün." Die beiden Hauptredner, Landtagsabgeordneter Paul Knoblach (Garstadt) und Landesvorsitzender Eike Hallitzky (Passau) sind begeistert angesichts der vielen Interessierten im Saal, darunter auch drei amtierende Gemeinderäte. Knoblach berichtete von den Auswirkungen des Klimawandels, der durch Trockenperioden die Buche-Bestände drastisch dezimiert habe. Eike Hallitzky kommt mit leichter Verspätung: Die Gründung zweier Ortsverbände an einem Tag sind auch für den Landesvorsitzenden ein Novum. Dazu hat Hallitzky auch gleich einen Aufhänger für das "klare Ja zur Steigerwaldbahn": Wäre die nämlich reaktiviert, wäre er ganz entspannt von Prichsenstadt nach Gochsheim via Bahntrasse - "dem Rückgrat des Nahverkehrnetzes", gereist, wie er sagt. Die Steigerwaldbahn und der Flächenverbrauch sind erste wichtige Themen auf der Agenda des neuen Ortsverbandes.