Als erste der im Stadtrat vertretenen Parteien haben die Schweinfurter Sozialdemokraten alles Wichtige für die Kommunalwahlen 2020 am 15. März erledigt: Vor einer Woche nominierten sie mit 90 Prozent Zustimmung Marietta Eder zur Kandidatin für die Wahl zum Oberbürgermeister, am 26. September präsentierten sie eine Liste mit 44 Kandidatinnen und Kandidaten für den Stadtrat mit Eder auf Platz eins.
Sie wurde von einem Wahlkampfausschuss erstellt und kann sich aus Sicht der Schweinfurter SPD-Vorsitzenden Julia Stürmer-Hawlitschek sehen lassen. "Wir glauben, wir können was bewegen, für die Partei und die Stadt Schweinfurt." Der gelösten Stimmung und präsentierten Einigkeit nach, scheint das Wahlziel, mindestens die bisherigen zehn Stadtratsmandate zu holen, realistisch.
Die Liste ist vorbildlich paritätisch zwischen Frauen und Männern aufgeteilt, wird von OB-Kandidatin Marietta Eder angeführt, gefolgt vom derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Ralf Hofmann. Auf Platz drei kommt Julia Stürmer-Hawlitschek, danach sind die derzeitigen Stadträte Peter Hofmann, Kathi Petersen, Johannes Petersen, Marianne Prowald und Joachim Schmidl nominiert. Auf Platz steht Marion Both, auf Platz zehn – als eine von zwei Überraschungen – der frühere Leopoldina-Chefarzt Professor Dr. Hubert Seggewiß. Ein weiterer Neuling auf der SPD-Liste ist auf Platz 22 Richard Lindner, Mitglied im Bund Naturschutz, der unter anderem im Rahmen der Diskussion über die Landesgartenschau 2026 das Konzept einer urbanen Gartenschau ausgearbeitet hat.
Erwartet worden war ein Generationenwechsel, der auch vollzogen wird. Nicht mehr kandidieren der dritte Bürgermeister Karl-Heinz Kauczok, Gerd Schurz sowie Norbert Lenhard. Ralf Hofmann verabschiedete sie alle mit großem Dank und Respekt vor ihrem jahrzehntelangen Einsatz als Stadtrat. Im Laufe der Wahlperiode waren bereits Werner Bonengel, der OB-Kandidat von 2014, Stephan Kuserau, Herbert Wiener und zuletzt Thomas End aus der Fraktion ausgeschieden.
Wahlprogramm wird Mitte Oktober nach der Klausurtagung präsentiert
Das konkrete Wahlprogramm gibt es noch nicht, es soll aber spätestens bei der Klausurtagung Mitte Oktober verabschiedet werden. Dafür machte Ralf Hofmann in seiner Rede sehr deutlich, wofür die SPD steht und auch, was sie in den vergangenen sechs Jahren im Stadtrat geleistet hat. Mit 180 Anträgen bisher ist man sicher die fleißigste Fraktion gewesen, doch die Sozialdemokraten, die bis Anfang der 1990er-Jahre jahrzehntelang den OB und die Mehrheit im Stadtrat stellten, haben auch außerhalb der Gremiumsarbeit mit neuen Formaten wie Tür-zu-Tür, Fraktion vor Ort oder einer Online-Diskussionsplattform den Kontakt mit den Bürgern gesucht.
Hofmann betonte den Wert der Kommunalpolitik, denn hier könne man ganz konkret für die Menschen vor Ort etwas tun, frei von Ideologien. Es gehe nicht "um Recht haben um des Recht haben willens, sondern die bestmögliche Lösung", so Hofmann, der das auch als Spitze gegen die Arbeit von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) verstanden wissen wollte.
Er ließ die vergangene Wahlperiode Revue passieren, verwies darauf, dass es die Schweinfurter SPD war, die verhindert habe, dass die Rathenau-Schulen entgegen der Pläne des OB im Jahr 2016 geschlossen werden sollten. Ebenfalls kritisch werde man weiterhin das Thema Kulturforum begleiten, da aus Sicht der SPD die derzeitigen Planungen nichts mehr mit dem Beschluss des Stadtrates nach den Haushaltsberatungen 2017 zu tun haben. "Aus unserer Sicht war klar, dass es einen zentralen Schwerpunkt Industriegeschichte im Museum geben soll und das Forum einen soziokulturellen Ansatz hat."
Die derzeitigen Kommunalpolitiker und Kandidaten aller Parteien und Gruppen haben keine. Das besorgt für die Zukunft - und das ausgerechnet in einer Phase des städtebaulichen Umbruchs, wie es sie seit dem Wiederaufbau nicht mehr gab! Man denkt wehmütig an die Ära Grieser (CSU) und Baureferent Müller (SPD) zurück. Aber das kann's doch nicht sein, dass man ständig zurückdenken muss.