Stephan Kuserau wird Schweinfurt im April in Richtung Berlin verlassen und damit auch seinen Platz im Stadtrat räumen. Der 46-Jährige war 2014 der Überraschungskandidat der Sozialdemokraten um den OB-Sessel. Als Nachrücker wird der allbekannte Gerd Schurz die zehnköpfige SPD-Fraktion wieder komplettieren.
Kuserau kam 2011 als Referent für den Gesamtbetriebsrat bei FAG-Schaeffler nach Schweinfurt. In den Stadtrat wurde er 2014 gewählt.
Die berufliche Chance will Stephan Kuserau seiner Frau Andrea nicht verbauen
Hauptgrund für den Wechsel nach Berlin ist seine Frau Andrea (40). Die Lektorin und Dramaturgin wird ein Job-Angebot im Verlagswesen annehmen und kann auch das Dokumentarfilmen wieder realisieren. Seine Frau habe sich bisher bevorzugt um die Erziehung der Töchter (7 und 11) gekümmert, ihn in seiner Dreifach-Belastung (Beruf, Partei, Kinder) entlastet. Diese nun einmalige Chance wolle und könne er ihr nicht verbauen.
„Es gibt manchmal im Leben solche Entscheidungen, aber wir sind gleichberechtigt und für mich gehören Familie und Beruf zusammen“, sagte Kuserau im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Diplom-Soziologe selbst hat sich erfolgreich bei der Firma Osram beworben, wird am Standort Berlin in ähnlicher Position wie bei Schaeffler in Schweinfurt als Referent des Konzernbetriebsrates fungieren.
In Berlin ist der Genosse kein Unbekannter
Kuserau ist in Konstanz geboren, in München aufgewachsen und kennt Berlin aus seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den SPD-Parteivorstand und in der Willy-Brand-Stiftung. Schweinfurt hat er schnell kennen und lieben gelernt, weshalb er mit viel Wehmut geht, wie er sagt. Das wegen der guten Zusammenarbeit in der Fraktion und hier speziell mit Vorsitzendem Ralf Hofmann und dem Mit-Stellvertreter Joachim Schmidl. „Das war organisch, jeder wusste, was er zu tun hat“. Dann wegen der Partei, die ihn, den Neuen und ja noch völlig Unbekannten, im OB-Wahlkampf dennoch zu 100 Prozent gewählt und auch einmalig gut unterstützt habe.
Er sei nur kurz da gewesen, glaube aber, der Partei einen Schub gegeben und Motivation ausgelöst zu haben. Die Zahl der Stadträte sei auf wieder zehn gewachsen und dass mit ihm und Norbert Lenhard zwei Arbeitnehmervertreter darunter sind, freue ihn, weil das für die Sozialdemokratie in Schweinfurt wichtig sei.
Die Kontakte nach Schweinfurt will Kuserau aufrecherhalten
Sein Ziel, die Politik in der Stadt zu verändern, könne er nicht mehr fortführen, wenngleich er im sozialen und ökologischen Bereich, seinen Kernthemen auch im Wahlkampf, habe punkten können. Als Beispiele nennt Kuserau neue Stellen für Schulpädagogen und Fortschritte beim Mobilitätsumbau (mehr Industriemitarbeiter nutzen den Bus, E-Tankstellen bei ZF und bald auch Schaeffler).
Kuserau will die entstandenen Freundschaften und Kontakte pflegen. Der 46-Jährige beginnt Anfang April in Berlin, die Familie kommt im Laufe des Monats nach.
Gerd Schurz freut sich auf die Rückkehr in den Stadtrat
Schurz (72) gehörte dem Stadtrat 30 Jahre an. 2014 stand er wieder auf der Liste, wurde von Platz 21 auf 13 vorgewählt. Bei zehn gewählten Stadträten reichte das nicht. Nach dem Ausscheiden von Werner Bonengel letztes Jahr und dem Verzicht von Katharina Räth rückte Marianne Prowald als Nr. zwölf kürzlich nach.
Er habe mit Blick aufs Alter „lange überlegt“, sagt Schurz. Er fühle sich aber fit, habe reiche Erfahrung, viel Wissen und „ich mache das einfach gerne“. Neben all diesen Argumenten nannte der SPD-Mann als Hauptgrund die Verpflichtung gegenüber seinen Wählern. Der langjährige Leiter des Haus Marienthal will sich wieder vor allem für die Jugend, den Sport und das Soziale einsetzen.