Es war Lob sozusagen von ganz oben: "Er liebt Schweinfurt, er lebt Schweinfurt." So beschrieb Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) kürzlich Werner Christoffel, als dieser nach 34 Jahren als Vorsitzender der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" aufhörte. Im Gespräch spricht der 69-Jährige über das Erreichte, die Veränderungen in der Innenstadt und welche Forderungen er hat, um den Handel in der Innenstadt zu unterstützen, wenn die Maxbrücke in den nächsten Jahren abgerissen und neu gebaut werden muss.
Werner Christoffel: Dass wir das damalige Straßenfest zum heutigen Stadtfest wandeln konnten und das frühere Bierfest der EsKaGe heute das Weinfest ist. Diese zwei Veranstaltungen sind heute zwei der Höhepunkte in der Stadt. Das andere Thema ist die Fusion der verschiedenen Werbegemeinschaften, auch die "Attraktiven Schweinfurter", zu "Schweinfurt erleben" und dass wir alle Interessen unter einem Dach vereint haben. Wir mussten damals sehr sensibel vorgehen und alle integrieren, brauchten auch einen neuen Namen.
Christoffel: Nicht wirklich. Manchmal stimmt es nachdenklich, wenn verschiedene Mitglieder bei Aktionen nicht mitmachen. Beim Ramadama kürzlich zum Beispiel war die Stadt voll, es war eine tolle Veranstaltung. Es haben aber leider nur 20 mitgemacht, das finde ich ist in einer Stadt wie Schweinfurt traurig. Bei der Shopping-Nacht sagen manche Händler, für sie sei es der umsatzstärkste Tag im Jahr. Wenn da wieder nur 25 dabei sind, ist das schade. Wir als Verein machen das ja nicht, um uns selbst einen Gefallen zu tun, sondern um Frequenz in die Stadt zu bringen und den Einzelhandel voranzubringen.
Christoffel (lacht): Nein, es war anders. Die Veränderung ist einfach überall da. Man kann es positiv begleiten und sagen, es ist anders, aber immer noch gut. Zum Beispiel die Rückertstraße: Die war früher schlechter beieinander, hat sich zum Positiven entwickelt. In der Spitalstraße sind deutlich mehr Cafés, und das bringt viel Frequenz. Die Entwicklung ist kein Schweinfurter Problem, auch in Frankfurt gibt es in 1a-Lagen Leerstände, in Würzburg auch. Die Werbegemeinschaft kann nicht alles richten, aber sie kann für Frequenz sorgen, und die Händlerinnen und Händler müssen dann dafür sorgen, dass die Menschen in die Läden gehen.
Christoffel: Ja, sicher. Es gibt allerdings auch sehr viele, die viel machen und sich engagieren. Aber es ist auch klar, dass der Einzelhandel unter dem Online-Handel leidet. Und durch die Inflation und hohen Energiepreise geben die Menschen auch weniger Geld aus.
Christoffel: Kürzlich habe ich jemanden aus Bamberg getroffen, der sagte, er wisse gar nicht, was wir hier in Schweinfurt wollen, es sei doch sehr schnuckelig hier. Aus seiner Sicht müssten wir uns nur besser verkaufen. Wir können uns ja grundsätzlich gar nicht mit Bamberg oder Würzburg als Weltkulturerbe und Universitätsstadt vergleichen, wir sind einfach eine Industriestadt. Man sieht sich selbst, glaube ich, oft auch falsch.
Christoffel: Sehr schön zum Beispiel ist der Zürch in der Altstadt. Wenn man über die Maxbrücke hereinfährt, mit den Fahnen, Harmoniegebäude, Spinnmühle, Museum Georg Schäfer, Ebracher Hof – das ist eine schöne Stadteinfahrt. Wenn man von dort rechts und links in die Gassen schaut, auf den Marktplatz kommt, wenn Markt ist, dann verstehe ich schon, dass es den Menschen gefällt. Der Punkt ist, wir werden die jungen Menschen nicht ändern. Heute geht man nicht mehr so oft weg, wie wir früher.
Christoffel: Mir hat vergangenes Jahr sehr gut gefallen, dass wir im Sommer an jedem Wochenende Musik in der Stadt hatten. Das sollten wir wieder machen, damit die Menschen wissen, wenn ich am Samstag nach Schweinfurt komme, ist es besonders schön.
Christoffel: Zum Beispiel das Kulturforum fertig zu stellen, das ist im Moment ein Fleck, der nicht sehr ansprechend ist. Das ist natürlich dem Einbruch bei der Gewerbesteuer geschuldet, dass man neue Prioritäten setzen musste. Der Rossmarkt wäre schon auch ein Thema, gerade der Bodenbelag dort ist ein Schandfleck.
Christoffel: Eine möglichst kurze Bauzeit, aber auch eine Lösung, die optisch anspricht, denn es ist die wichtigste Stadteinfahrt. Der Punkt ist: Wie bekommt man es hin, dass es mit möglichst geringem Schaden für die Innenstadt funktioniert. Wir müssen den Schaden so weit wie möglich abmildern. Wir müssen Geld in die Hand nehmen, sodass jeden Samstag in der Stadt etwas los ist, dass wir die Parkgebühren senken, dass wir Parkflächen zum Beispiel an der Eisbahn schaffen. Es braucht ein Maßnahmenpaket, für das wir Geld in die Hand nehmen müssen. Dass die Brücke abgerissen werden muss, ist Fakt, dagegen kann man wenig tun.
Christoffel: Der Weggang von Thomas Herrmann hat sehr wehgetan, denn wir haben sehr gut mit ihm zusammengearbeitet. Wir hatten den früheren Wirtschaftsförderer Hans Schnabel, wir hatten Herrmann, wir waren natürlich in den letzten Jahrzehnten gerade mit Hans Schnabel verwöhnt, denn was der für die Stadt bewegt hat, war enorm. Wir warten jetzt auf die Ergebnisse der Gutachten. Es ist klar, dass die Wirtschaftsförderung mehr Personal braucht. Natürlich ist es heute anders als früher, vor allem weil wir keine Gewerbegrundstücke mehr haben. Eines der großen Themen ist die Belebung der Innenstadt, keine Frage, zum Beispiel auch mit Studentenwohnungen.
Christoffel: Er geht euphorisch an die Sache ran. Ich hoffe, dass er genügend Geduld hat. Es ist wichtig, dass neue Gesichter bei der Werbegemeinschaft frischen Wind bringen. Es ist eine Chance für den Verein, dass er sich neu und anders aufstellen kann. Ich freue mich, wenn sich etwas bewegt und werde es beobachten (schmunzelt).