
Laut, bunt, stimmungsvoll: Zwei Tage lang verwandelte das Schweinfurter Stadtfest die Innenstadt wieder in eine Partyhochburg. Über 75.000 Menschen wollten dabei sein, wenn Schweinfurt feiert. Es gab viele Höhepunkte – die gewohnten, aber auch ein paar Überraschungen.
In der letztjährigen Ausgabe lautete die große Frage im Vorfeld: Gehen die Menschen nach der Pandemie-bedingten Zwangspause überhaupt noch feiern? Die Antwort lautete auf dem Schweinfurter Stadtfest 2022, beim Comeback nach drei Jahren, eindeutig: Ja!
Bei der diesjährigen Auflage waren die Fragen diesmal ganz andere: Hält das Wetter? Schreckt die gegenwärtige Verkehrssituation potentielle Gäste aus dem Umland ab? Und wie macht sich die aufgrund der allgegenwärtig gestiegenen Kosten umgreifende Zurückhaltung der Menschen im Konsumverhalten bei einer derartigen Großveranstaltung bemerkbar?
Die wichtigste Nachricht: Das Wetter hielt. Anders als noch Anfang der Woche gemeldet, blieb Schweinfurt am Wochenende von Unwettern verschont. Schon ein, zwei Stunden Regen am Abend hätten den Ausstellern tausende Euro kosten können, erklärt Veranstalter Ralf Hofmann von der Agentur L19. Das Wetter blieb stabil, die Zuschauerzahlen waren dementsprechend groß.

Baustellenchaos in Schweinfurt und die Brückensperrung waren kein Hindernis
"Der Freitag war bombig, am Samstag wird das nochmal getoppt", freute sich Werbegemeinschafts-Chef Werner Christoffel am Rande des Stadtfests am frühen Samstagabend. "Es kommen deutlich mehr Leute als Schweinfurt Einwohner hat. Das ist toll", findet Christoffel.
Über 75.000 Besuchende könnte es diesmal gewesen sein, es wäre neuer Rekord, meinte Hofmann in seiner ersten Schätzung. Es ließen sich also auch die Auswärtigen nicht abhalten, auch wenn es dieser Tage nicht immer ganz einfach ist mit dem Auto oder Motorrad nach und durch Schweinfurt zu fahren, um dann die Partyzone zu betreten. Auch in Sachen Konsumverhalten erkannte Hofmann keinen spürbaren Einbruch. Die vielfältigen Stände mit Essens- und Trinkangeboten waren hoch frequentiert.
Es war viel geboten. Die Zuschauermagnete sind zwar nach wie vor die drei Plätze Marktplatz mit der großen Bühne, das Bier- und das Weinland. Ringsum wächst und gedeiht das Stadtfest allerdings in beeindruckender Manier.

Sehr viele junge Menschen nutzten Angebote des Stattbahnhofs oder der DDC
Für das jüngere Publikum waren die Anziehungspunkte die "Area" an der Stadtmauer und dem Skatepark, tagsüber mit Angeboten der Großindustrie und Skate-Contests, am Abend mit Livemusik auf der vom Kulturhaus Stattbahnhof betreuten AlternaStage. Für die noch etwas Jüngeren war im Rathausinnenhof unter Federführung der DDC Factory an den Nachmittagen eine spannende Erlebniswelt mit viel Bewegung und Tanz geboten.

Eine gelungene Premiere auf dem Stadtfest feierte die Genussmeile in der Rückertstraße. Die Sinne gerieten dort schnell in Partylaune. Die angebotene Auswahl war groß und reichte vom Whiskey Tasting über frische Paella zum passenden spanischen Wein bis hin zu frisch zubereiteten, leckeren mexikanischen Churros.
"Es ist ein schönes Zeichen, dass sowohl in der Rückert- als auch in der Spitalstraße die Geschäfte sich beteiligen und eigene Dinge machen", hob Hofmann hervor. Das Eiscafé Gelateria del Corso in der Spitalstraße etwa sorgte mit einer kleinen Livebühne für mächtig Stimmung am äußeren Rand des Stadtfests.

"Das Stadtfest ist noch ein Stück abwechslungsreicher geworden", befindet Veranstalter Hofmann. Das lag sicherlich auch an den Umtrieben rundum das Zeughaus, das schnell zum Geheimtipp des diesjährigen Stadtfest wurde. Die lauten Bässe der Elektro-Musik sorgten für eine Prise Großstadtflair, die nächtliche Club-Veranstaltung im früheren Roxy-Kino legten noch etwas "Underground"-Feeling nach.
"Es ist toll solche Partner zu haben, die mit solchen kreativen Ideen kommen", erklärt Hofmann, der sich im gleichen Atemzug auch bei den vielen Sponsoren bedankt. "Denn jede Idee, die wir haben, müssen wir auch finanzieren."

Das Stadtfest soll auch künftig dynamisch bleiben. "Copy und Paste wäre für mich der Tod", findet der Veranstalter des Stadtfests, das eben mehr bietet als den üblichen Standard. Die Umsetzung einer solchen Großveranstaltung wird allerdings in der heutigen Zeit nicht einfacher.
"Das Risiko für alle erhöht sich von Jahr zu Jahr", betont Hofmann. Das liegt an steigenden Produktionskosten, aber auch an den häufiger auftretenden Wetterextremen, die für "richtige wirtschaftliche Niederlagen sorgen können". 2023 lief beim Stadtfest aber jedenfalls nahezu alles glatt.