Seit einigen Tagen herrscht Gewissheit: Das St.-Josef-Krankenhaus in Schweinfurt wird schließen. Besonders bei den Angestellten und Betroffenen stieß die Nachricht auf Entsetzen. Doch auch bei der Schweinfurter Bevölkerung sorgt das Thema nach wie vor für Aufsehen und hitzige Diskussionen.
Die Nachricht über die Schließung des Krankenhauses verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den Sozialen Netzwerken. Nach einem Krisentreffen zwischen Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach, den Krankenhausbetreiberinnen und der Stadt, kursierte ein Video im Netz, auf dem Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé eine Ansprache an die demonstrierenden Mitarbeiter der Klinik hielt. Der Auftritt rief Kritik hervor. In den Kommentaren im Netz bewerteten viele das Verhalten Remelés als "arrogant" und "bürgerfern".
Unverständnis über Schließung
In den Kommentaren wird ebenfalls deutlich, wie groß das Unverständnis über die Schließung des Krankenhauses ist. Einige Stimmen sehen die Stadt als Verantwortlichen. So schreibt ein Nutzer: "Die Führung der Stadt Schweinfurt ist leider völlig überfordert." Einige stellen zudem den Nutzen anderer Projekte zum Nachteil der Daseinsfürsorge infrage. Andere hingegen sehen den Fehler als ein strukturelles Versagen auf Bundesebene und spekulieren über die Schließung weiterer Kliniken.
Auch das Handeln der Erlöserschwestern wird kontrovers diskutiert. "Dieser Rückzug der Erlöserschwestern ist nichts anderes als ein Schritt, den auch ein anderes wirtschaftlich auf Rendite orientiertes Unternehmen machen würde", kommentierte ein Leser. Andere unterstellen dem Orden hingegen Habgier und rückständiges Verhalten. Sie kritisieren die Verweigerung der Kooperation mit dem Leopoldina-Krankenhaus aufgrund religiöser Differenzen.
Uneinigkeit in der Bevölkerung
In einer nicht repräsentativen Leserumfrage der Main-Post stimmten knapp 190 Leserinnen und Leser dafür, dass die Schließung des Krankenhauses ein Fehler sei. 140 stimmten dagegen. Sie sprachen sich damit für die Schließung aus. Die Online-Petition, die Bürgerinnen und Bürger zum Erhalt des St. Josef direkt nach der Meldung über die Schließung gestartet hatten, hat mittlerweile über 50.000 Unterschriften.