Es ist das große Sommerthema in Schweinfurt: Zum 31. Dezember schließt das Krankenhaus St. Josef endgültig seine Pforten. Die Kongregation der Erlöserschwestern sieht sich nicht in der Lage, weitere Defizite zu tragen. Auf dem Spiel stehen nun 800 Arbeitsplätze sowie die Gesundheitsversorgung in der Stadt und dem Landkreis.
Nicht nur für die Verantwortlichen in der Kommunalpolitik war der am 23. Juli verkündete Schritt der Erlöserschwestern eine negative Überraschung. Für die Bevölkerung war er ein regelrechter Schock, wie eine Umfrage dieser Redaktion in Schweinfurt zeigt. Sie sieht auch die Politik in der Pflicht, doch noch eine Lösung zu finden, damit das Krankenhaus als eigenständiger Standort erhalten werden kann.
Franziska Sobotta (32), medizinische Fachangestellte, Ebertshausen
Ich finde, das Krankenhaus St. Josef sollte gekauft werden, wegen der vielen Patienten, damit die medizinische Versorgung aller gesichert ist. Stadt und Landkreis Schweinfurt haben einen sehr großen Einzugsbereich. Zu überdenken wäre die medizinische Besetzung. Aus persönlicher Erfahrung bin ich kein großer Fan des Krankenhauses. Aber es ergibt Sinn, es aufrechtzuerhalten. Ich finde, es ist unüberlegt, das Krankenhaus bis Ende des Jahres zu schließen. Wenn es geschlossen wird, könnte es mit der Notaufnahme schwierig werden, und es gibt auch nur eine Kinderklinik.
Hellfred Dittmar (74), Rentner, Schweinfurt
Es ist eine von den vielen Entscheidungen in "Remelé-City", die nicht bürgernah sind. Ich bin in der Notaufnahme selbst betroffen gewesen und suche seit längerem nach einem Facharzt. Das Josefs-Krankenhaus hat lange Kultur, es macht sich keiner Gedanken, was mit der älteren Generation wird. Ich fühle mich im Stich gelassen. Früher war das Krankenhaus für alle da, mit zunehmenden Alter merke ich aber, dass es hinten und vorne nicht hinhaut. Ich war auch schon im Leopoldina-Krankenhaus, doch es ist mir zu unpersönlich. Ich fühle mich, auch wenn es ein wenig älter ist, im Josefs-Krankenhaus wohl. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung, die Zuständigen scheinen sich keine zu machen. Wenn man eins und eins zusammenzählt, sieht man, dass es gebraucht wird. Es ist Unsinn, es zu schließen. So klapprig ist das Gebäude auch noch nicht.
Jürgen Fendert (59), Angestellter, Wildflecken
Ich finde es schlecht, dass es geschlossen wird, denn die ärztliche Versorgung auf dem Land wird noch weiter ausgedünnt und man muss noch weiter fahren, um behandelt zu werden. Man muss sich schon Sorgen um die ärztliche Versorgung in der Stadt machen. Ich finde, es wäre eine Option, dass es die Stadt kauft. Wir haben in Bad Neustadt erlebt, als das Krankenhaus geschlossen wurde, dass die Gesundheitsversorgung gelitten hat. Die Stadt sollte dafür eintreten, dass die Arbeitsplätze erhalten werden. Die Politik sollte mehr unterstützen, auch in finanzieller Form.
Thomas Niedermeier (63), Schreiner, Bergrheinfeld
Ich finde die Entscheidung nicht in Ordnung, weil es ein super Krankenhaus ist. Wir brauchen zwei Krankenhäuser in der Stadt. Ich war kürzlich erst im Josefs und war sehr zufrieden. Wenn es geschlossen ist, wird meiner Meinung nach das Leopoldina-Krankenhaus überfüllt sein oder man weicht nach Würzburg oder Haßfurt aus. Ich mache mir Sorgen um die Gesundheitsversorgung in der Stadt. Es wäre wichtig, dass es da bleibt und die Stadt es übernimmt bzw. die Politik unterstützt, dass es in Schweinfurt bleibt.
Astrid Cakir (33), Pädagogin, Sennfeld
Die Schließung ist schlecht, ein Krankenhaus und die Gesundheitsversorgung sind das wichtigste für jeden von uns. Ich war geschockt, als ich es erfahren habe und hätte nie gedacht, einmal zu hören, dass ein Krankenhaus schließt. Das Leopoldina-Krankenhaus ist oft überfüllt, das sieht man, wenn man in die Notaufnahme muss, egal ob mit Kindern oder als Erwachsener. Es gibt dort lange Wartezeiten. Wenn jetzt auch noch so ein großes Haus wie das Josefs-Krankenhaus zumacht, wird das Leopoldina noch mehr überlaufen sein und man muss Angst haben, ob sie uns überhaupt die Grundversorgung geben können, die wir brauchen, oder ob man nach Würzburg oder Haßfurt fahren muss. Da zählt im Ernstfall jede Minute. Es muss eine Lösung her. Mit den 800 Arbeitsplätzen ist es eine Katastrophe, man darf ein Krankenhaus nicht schließen, wir sind alle abhängig davon. Es war schon schlimm genug, als die Geburtenstation geschlossen wurde. Ich hoffe, die Stadt kann es irgendwie übernehmen und finanzieren. Für alles andere, das wir vielleicht nicht so wichtig finden, finden sie auch eine Lösung. Die Petition finde ich sehr gut.
Vera Istler (64), Künstlerin, Schweinfurt
Ich dachte, das kann nicht stimmen. Man kann sich nicht vorstellen, dass Schweinfurt das Krankenhaus nicht braucht. Wir werden alle älter und da findet man das nicht richtig. Die Jagd nach dem Geld ist der falsche Weg. Ich finde, es ist eine Katastrophe für Schweinfurt. Man hat nur gute Sachen über St. Josef gehört. Die Familienmitglieder, die dort waren, sind gut gepflegt worden. Wir sollten nach vorne schauen und eine Lösung suchen, dass man es auffängt oder jemand kommt, mit einer guten Idee. Die Petition ist absolut lobenswert, aber es ist die Politik einfach gefordert. Man kann nicht jedem in der Welt helfen und dann in den eigenen Städten nichts tun. Ich bin dafür, dass es bleibt, es kann nicht alles am Leopoldina hängen. Außerdem: Was ist mit den Belegärzten? Das ist alles nicht fertig gedacht.
Steffen Wackerbauer (52), Steuerfachwirt, Obereuerheim
Ich bin sehr geschockt. Meine Frau hat beide Kinder hier entbunden, mein Cousin war als Pfarrer hier tätig. Ich finde es nicht gut und habe große Bedenken, ob man die 30.000 Patienten auffangen kann. Ich bin sehr enttäuscht. Man fragt sich, wo die christliche Führung ist, das müsste man doch anders in den Griff bekommen. Meine Großeltern, meine Eltern wollten immer ins Josefs-Krankenhaus, weil die Betreuung herzlicher war. Mir geht es nahe und es ist ein Hammer, dass 800 Arbeitsplätze von jetzt auf nachher gestrichen werden. Ein Problem ist auch die Pflegeschule. Die Schüler erst anzuwerben und dann zu sagen, es geht nicht, ist schlimm. Ich wünsche mir, dass die Politik vorher tätig wird. Jetzt sind alle bestürzt, es macht mir keiner weis, dass sie es nicht vorher gewusst haben. Da muss man eine andere Lösung finden. Ich hoffe, dass es einen anderen Träger gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es komplett leer steht und verkauft wird. Für Schweinfurt ist das schlimm, außerdem wurde erst Galeria Kaufhof zugemacht und auch in der Stadtgalerie steht vieles leer.
Karin Schifferl (63), Rentnerin, Schweinfurt
Es hat mich schockiert. Das Krankenhaus gehört für mich als gebürtige Schweinfurterin zu Schweinfurt, es ist eine alte Institution in der Stadt, es fällt ein Stück Schweinfurt weg. Gerade für die Menschen in der Stadt war es die erste Anlaufstelle. Auch ältere Mitbürger haben ja oft gar keine andere Möglichkeit, irgendwo hinzukommen. Es ist traurig, wenn für die Kultur Millionen ausgegeben werden bei der Sanierung des Theaters, für Gesundheit und Wohlergehen das aber wegfallen soll. Kultur kommt nach Gesundheit, sie ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Die Bevölkerung ist gewachsen, gerade die zentrale Lage ist ein wichtiges Argument und das Leopoldina liegt nicht zentral. Das Krankenhaus St. Josef gehört zum Sozialleben Schweinfurts dazu. Für mich ist es keine Frage, dass sich der OB dafür einsetzen muss.
Daniel Sebald (45), Steuerberater, Großeibstadt
Das Gesundheitswesen gehört zur Grundversorgung. Es wünscht sich jeder, dass er gut versorgt wird. Gerade in der Corona-Zeit hat man gemerkt, dass es zu wenige Betten gibt. Der Staat muss hier eingreifen, um das Leben als höchstes Gut zu schützen. Ich verstehe nicht, dass Krankenhäuser geschlossen werden. Die Versorgung wird gefühlt immer schlechter. Die Stadt sollte sich unbedingt für den Kauf des Krankenhauses einsetzen.
Das liegt an der mangelnden Finanzierung durch den Bund und der mangelnden Finanzierung der Investitionskosten (z.B. für dringend notwendige Sanierungen) durch den Freistaat.
Auch das Leo ist übrigens gemeinnützig hat aber einen potenteren Träger als das Josef.
Das die Kongregation die Aufgabe nicht mehr stemmen kann ist allen klar gewesen die das ganze schon seit langem beobachten.
Das die Stadt das nicht alleine schafft den Betrieb zu übernehmen ebenfalls und das der Bezirk nicht kauft ist auch keine Überraschung wo man doch erst das andere Krankenhaus der Kongregation in Würzburg übernommen hat.
Was nicht nachvollziehbar ist:
1. Warum man viel Geld in ein Gutachten gesteckt hat wenn man von vornherein weltanschaulich nicht zusammenpasst?
2. Warum man mit nur 5 Monaten Vorlauf so eine Entscheidung verkündet?
4. Wo waren die ganzen Gewerkschafter und Gutmenschen als die Entscheidung das Schweinfurter Modell, aus weltanschaulichen Gründen nicht umzusetzen getroffen wurde obwohl dies laut Gutachten der einzige Weg gewesen wäre das Josef zu retten?
Ich bin ebenso entsetzt und wütend aber nicht auf die Stadt und deren Verantwortliche…..
Ich hoffe daher, dass sich auch Der Bund bewegt und die Ampel ihre unsägliche Krankenhausvernichtungspolitik ändert!
Alle aufeinander zugehen und ein Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung und auch den Menschen setzen, die schon die Petition unterschrieben haben!
Aber die Erlöserschwestern müssen auch einen Schritt weiter gehen und auf alle möglichen Betreiber zugehen!
Die Stadt kann den Kauf des St.Josef nicht alleine stemmen das muss jedem der rechnen kann klar sein. Hier bräuchte es zusagen aus München und Berlin für weitgehende Unterstützung und die gibt es leider nicht.
Ist es die Stadt, der Bezirk, das Land oder der Bund?
Wenn die Stadt das Krankenhaus übernehmen soll, dann muss gleichzeitig sichergestellt sein, wie man 800 Mitarbeiter auf einen Schlag integriert. Es muss sicher sein, wer die Millionen Verluste künftig trägt und bezahlt.
Für den Bezirk ist ein Krankenhaus, keine Pflichtaufgabe. Es ist eine freiwillige Leistung und wir wissen, dass die Krankenhäuser des Bezirks schon rote Zahlen schreiben.
Der Betrieb eines Krankenhauses gehört nicht zu den Aufgaben der Landesregierung. Einzig bei den Investitionen gibt es die Unterstützung. Letztendlich könnte nur der Bund mit der Übernahme der Betriebskosten in die Bresche springen. Aber unsere Bundestagsabgeordneten sind auf Tauchstation.
Sie haben diese Misere mit verschuldet.
Wo ist eine Dittmar, eine Rottmann oder Herr Lauterbach? Sie stellen die Weichen und lassen die Krankenhäuser verrecken!
Somit ist der OB sicher der falsche Adressat für die Vorwürfe.
Und ganz sicher sind Rufe wie „Du korrupte Sau“ aus der Menge mindesten genauso deplaziert.
Bei Krankenhäusern ist normal Verdi zuständig.
https://www.br.de/nachrichten/bayern/landwirtschaft-zahl-der-bauernhoefe-in-bayern-sinkt-laut-statistik-weiter,U1i11Fo
Keinen hat's interessiert.
Und wenn Sie das Josefs nicht kümmert (da in keinem Ihrer Beiträge was positives über das Haus zu lesen ist), dann schreiben Sie das einmal, dann müssen Sie auch nicht andauernd mit irgendwelchen Statistiken um die Ecke kommen, die in Ihren Augen wohl die Schließung rechtfertigen.
Matthias Lerm
Müssten also wirtschaftlich (und ganz ohne Emotionen betrachtet) nicht auch diese Kliniken dichtgemacht werden? Oder gilt das nur fürs Josef, das im Gegensatz zu den meisten KH ein gemeinnütziges ist?
Ach ja, zwei Punkte noch:
1. Emotionen machen uns zu Menschen und um ebendiese geht es im Josefs, zum einen um ca 30.000 Patienten jährlich und zum anderen um 800 Angestellte. Auch das sind Fakten.
2. Bevor Sie wie schon in Ihrer ersten Antwort auf meinen Kommentar erneut ausweichen müssen, lassen Sie es bitte bleiben.
Matthias Lerm