Als im Oktober 2023 die Betreiber des Krankenhaus St. Josef, die Kongregation der Schwestern des Erlösers Würzburg, aus den Zukunftsplänen für ein gemeinsames Klinikum in Schweinfurt ausstiegen, lag der Ball beim zweiten Partner. Das Angebot: Eine Übernahme des Josefs-Krankenhauses durch die Leopoldina Krankenhaus GmbH. Es wurde geprüft, abgewogen, gerechnet. Jetzt steht das Ergebnis fest.
An diesem Mittwochvormittag, 24. April, haben das Leopoldina und das Krankenhaus St. Josef in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt gegeben, dass es keine Übernahme geben wird. Jedenfalls nicht durch das größte Tochterunternehmen der Stadt Schweinfurt. "Die krankenhauspolitischen Umstände sowie die wirtschaftliche Situation des Leopoldina-Krankenhauses und der Stadt Schweinfurt, bieten derzeit keinen Spielraum für das geplante Projekt", heißt es.
Das Krankenhaus St. Josef hatte mit dem Leopoldina ein Exklusivitätsrecht zur Übernahme vereinbart. Das wird nun aufgegeben. "Wir werden uns nach neuen Partnern umschauen", sagt Geschäftsführer Martin Stapper auf Nachfrage dieser Redaktion.
St.-Josef-Geschäftsführer: Große Hoffnungen auf die Stadt gesetzt
Seit zwei Jahren gibt es Überlegungen für einen Zusammenschluss der beiden Schweinfurter Krankenhäuser. Dem ursprünglich angedachten "Schweinfurter Modell", das die Verschmelzung der beiden Krankenhäuser zu einem Klinikum mit einem Träger vorsah, hatte die Kongregation der Erlöserschwestern im Oktober 2023 aus ihrem christlichen Leitbild heraus eine Absage erteilt und stattdessen die Übernahme des Krankenhauses St. Josef durch das Leopoldina angeboten.
"Wir hatten große Hoffnungen darauf gesetzt", sagt Stapper. Dass die Stadt Schweinfurt und ihre Tochtergesellschaft nun ihrerseits den Erlöserschwestern eine Absage erteilen, "hat uns überrascht". Sei aber nachvollziehbar, angesichts der Finanzmittel, "die für so eine mächtige Fusion zur Verfügung gestellt werden müssen". Dies könne ein Krankenhaus nicht aus dem "normalen Geschäft" heraus leisten.
Das bestätigt Jürgen Winter, der Geschäftsführer des Leopoldina Krankenhauses: "Leider sind wir auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage nun an Grenzen gestoßen, die wir mit Blick auf die Entwicklungen in der Gesundheitspolitik nicht lösen können. Ohne Unterstützung durch Bund oder Land kann das Leopoldina bzw. die Stadt allein den Transformationsprozess nicht stemmen", wird er in der Pressemitteilung zitiert. An erster Stelle stehe die Substanzsicherung des Leopoldina-Krankenhauses, um wie bisher eine medizinische Schwerpunktversorgung auf hohem Niveau anbieten zu können.
Leopoldina-Geschäftsführer: Lage der Krankenhäuser ist prekär
Die wirtschaftliche Lage sei bundesweit bei vielen vergleichbaren Krankenhäusern durch eine prekäre Krankenhausfinanzierung mit oftmals defizitärem operativem Ergebnis gekennzeichnet. Circa 80 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rechnen laut Pressemitteilung der Schweinfurter Krankenhäuser für 2024 mit einem Jahresdefizit. Generell werde die Finanzierung der Krankenhausbranche als unzureichend betrachtet.
Gleichzeitig sei derzeit völlig offen, ob und ab wann mit einer deutlichen Verbesserung der Erlössituation, wie vom Bundesgesundheitsministerium geplant, gerechnet werden könne. Zeitgleich sehe das Gesundheitsministerium des Landes Bayern trotz intensiver Gespräche derzeit keine Möglichkeiten, weitere Unterstützungen, über die übliche Förderpraxis hinaus, leisten zu können, heißt es weiter.
Oberbürgermeister Remelé: Die Stadt alleine kann so ein Großprojekt nicht stemmen
In dieser Phase, wo sich das Leopoldina selbst konsolidieren müsse, um sich auch in die Zukunft zu entwickeln, sei ein zweites Krankenhaus nicht mitzufinanzieren, bestätigt auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé. "Einen solchen Kraftakt können wir nicht stemmen."
Die durch die unklare Bundespolitik unkalkulierbaren Risiken eines solchen Großprojektes könne die Stadt Schweinfurt in alleiniger Trägerschaft nicht übernehmen. "In der Folge könnten wir gezwungen sein, an vielen anderen Stellen des städtischen Haushalts Mittel einsparen zu müssen. Das wäre den Bürgerinnen und Bürgern nicht vermittelbar."
Lauterbach, so Remelé, setze bei seiner Krankenhausreform "leider auf einen unkoordinierten Prozess, der die Träger zwingt, hohe Defizite auszugleichen". Auch die Finanzlage der Kommunen sei äußerst angespannt, es gelte Kostensteigerungen in vielen weiteren sozialen Bereichen zu kompensieren. "Ohne Finanzhilfen durch Bund oder Land kann es nicht gehen", so der OB.
Eine Rückkehr zum ursprünglich geplanten "Schweinfurter Modell" war angesichts dieser Ausgangslage allerdings in den Verkaufsverhandlungen kein Thema mehr, informiert Remelé auf Nachfrage.
Was heißt die geplatzte Übernahme für das Krankenhaus St. Josef?
Wie geht es nun mit dem Josefs-Krankenhaus weiter? Die Pressemitteilung lässt diese Frage offen. Die Generaloberin der Kongregation, Schwester Monika, wird mit den Worten zitiert: "Für uns als Krankenhaus St. Josef bedeutet es nun, mit den uns eigenen Stärken die hohe Qualität in der Versorgung der Patienten fortzusetzen. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden sind wir als Kongregation jetzt gefordert, alternative Wege zu gehen."
Auf Nachfrage dieser Redaktion konkretisiert Geschäftsführer Martin Stapper die Aussage: "Natürlich werden wir unsere Patienten weiter behandeln und unsere Mitarbeitenden im Sinne eines Neustarts motivieren." Einen Verlust des Arbeitsplatzes brauche niemand befürchten. Dies habe man in einer noch am Dienstag einberufenen Mitarbeiterversammlung versichert.
Stapper rechnet auch nicht mit einer "Kündigungswelle", wie es sie vor zwei Jahren nach Bekanntwerden der Kooperationspläne mit dem Leopoldina gegeben haben soll. "Wir konnten immer unseren Versorgungsauftrag weiterführen, das erwarte ich auch diesmal."
Nichtsdestotrotz stellt die Absage der Stadt das Krankenhaus St. Josef vor neue Herausforderungen. Das 2022 erstellte Gutachten garantiert zwar die medizinische Versorgung der Region nachhaltig, allerdings fehlt es laut Stapper an den finanziellen Mitteln für ein Gelingen der Transformation. "Wir sind keine schlechten Manager", verweist er auf steigende Kosten durch Inflation und Tariferhöhungen, die nicht mehr durch den Klinikbetrieb kompensiert werden könnten.
Welchen Weg das Krankenhaus St. Josef nun einschlägt, ist offen. "Wir müssen jetzt neu denken", sagt Geschäftsführer Martin Stapper. Klar sei, dass bei Verhandlungen mit anderen Partnern die eigene Identität nicht aufgegeben werde. Klar sei auch, dass der nächste Prozess nicht wieder zwei Jahre dauern dürfe. Stapper hofft, "zeitnah" eine Alternative präsentieren zu können, "deutlich vor Jahresende".
"Wir bedauern diese Entwicklung, weil wir uns den gemeinsamen Weg sehr gut hätten vorstellen können. Die Gespräche waren zu jeder Zeit von einem vertrauensvollen Miteinander geprägt", versichern Jürgen Winter, Martin Stapper und Oberbürgermeister Sebastian Remelé unisono.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/schadensersatz-fuer-politikversagen-unterfraenkische-kliniken-stellen-millionen-forderung-an-gesundheitsminister-karl-lauterbach-art-11402543
Jede Menge GeldFür Rüstung und Ukraine.keine Mittel für Krankenhäuser.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/krankenhaeuser-finanzierung-105.html
Sehr hohes Niveau bei Klinikbetten pro 1000 Einwohner:
Deutschland 7,8
Schweiz 4,5
Italien 3,2
USA 2,8
Dänemark 2,5
https://www.zeit.de/2023/28/krankenhausreform-medizinische-versorgung-personalmangel
Einfach nur noch mehr Geld in das kranke deutsche Krankenhaussystem stecken und keine Reform? Wirklich weiter so? Aber die Experten (Bund und Länder) sind dran an dem Thema...
Mal angenommen man müsste in SW am Leo anbauen, so wird es mindestens 5 Jahre dauern (eher länger), bis dies durch die Bayrische Regierung genehmigt wäre & das Geld zur Verfügung stünde.
Wie das läuft bei öffentlichen Trägern sieht man aktuell in Lohr. Dort sind die Kosten jetzt schon von 160 auf 234 Mio gestiegen. Der Bau steht allerdings noch lange nicht.