
Die altehrwürdige Grabenschule in Gerolzhofen ist die längste Zeit ein Schulhaus gewesen. Der Stadtrat beschloss am Montagabend für das Gebäude eine neue Nutzung: Künftig wird hier die Volkshochschule (VHS) einziehen.
Hintergrund für die Aufgabe des Schulstandorts in der Altstadt ist die Ende 2019 getroffene Grundsatzentscheidung des Stadtrats, am Lülsfelder Weg entweder eine neue Grund- und eine neue Mittelschule zu bauen oder die beiden dort bestehenden Gebäude grundlegend zu sanieren. Die Stadt Gerolzhofen tritt dabei als Bauherrin auf, finanziert wird das Ganze aber von den Mitgliedsgemeinden der beiden Schulverbände über eine Investitionsumlage.
Regierung verlangt Entscheidung
Die Frage, ob komplett neu gebaut oder saniert wird, ist noch nicht entschieden. Ausschlaggebend wird sein, welche Variante – eine Sanierung oder zwei Ersatzneubauten – die wirtschaftlichere ist. Derzeit prüft die Regierung von Unterfranken diese Wirtschaftlichkeit. Im Zuge der Prüfung hat nun die Regierung die Stadt gebeten, abzuklären, wie es künftig mit der Grabenschule weitergehen soll. Denn wenn das Gebäude mit seinen vier bis fünf Klassenzimmern aufgegeben wird, muss dies beim Projekt am Lülsfelder Weg seinen entsprechenden Niederschlag in der Raumplanung finden, indem dort ein Anbau an die Grundschule (wenn sie stehen bleibt) erfolgen müsste oder beim Neubau einer Grundschule entsprechend mehr Räume einzuplanen wären.
Bürgermeister Thorsten Wozniak sprach sich dafür aus, die im Jahr 1873 erbaute Grabenschule zu schließen. Es sei auch der ausdrückliche Wunsch der Schulleitung, alle Klassen der Grundschulen in Gerolzhofen an einem Standort zu vereinen. Eine Grundschule, aufgeteilt auf zwei Gebäude, sorge immer für logistische Probleme.
Redaktioneller Fehler
Günter Iff (Freie Wähler) hatte zunächst Probleme, den Schulstandort Grabenschule aufzugeben. "Dieser Beschluss impliziert den Neubau einer Grundschule", sagte er, dabei sei doch die Entscheidung zwischen Neubau und Sanierung noch nicht gefallen. Auslöser für Iffs Bedenken war offenbar der "Betreff" in der von der Verwaltung dem Stadtrat vorgelegten Beschlussvorlage. Dort war tatsächlich nur von einem Neubau der Grundschule die Rede. Bürgermeister Wozniak sagte, es handele sich um einen redaktionellen Fehler bei der Erstellung der Beschlussvorlage. Selbstverständlich sei die Entscheidung noch offen. Bei den ersten Skizzen des Architekten sei für den Fall, dass es "nur" zu einer Sanierung der Grundschule am Lülsfelder Weg kommen sollte, bereits ein Anbau an die bestehende Grundschule eingezeichnet – als Ersatz für die Raumkapazitäten der Grabenschule.
Der Stadtrat stimmte letztlich einstimmig dafür, den Schulstandort Grabenschule aufzugeben.
Zweckbindung der Förderung
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Ein Problem dabei: Die Grabenschule wurde 2010/2011 für 1,6 Millionen Euro energetisch saniert und erhielt hierfür eine staatliche Förderung in Höhe von 412.400 Euro. Die Zweckbindung für die Fördergelder beträgt 25 Jahre. Ob die Stadt nun einen Teil der Förderung möglicherweise zurückzahlen muss, wenn das Haus nicht mehr als Schule genutzt wird, muss durch die Regierung noch geprüft werden. Sie will dafür ein Nachnutzungskonzept sehen.
Es gebe aber gute Chancen, dass die Förderung bestehen bleibt, so Bürgermeister Wozniak, wenn das Gebäude auch in Zukunft für öffentliche Zwecke genutzt wird. Und so ein öffentlicher Zweck ist die Bereitstellung von Kursräumen für die VHS. Die VHS-Leiterin Cornelia Kröber hat bereits ein grobes Nutzungskonzept für die Räume der Grabenschule als künftige Kursräume ausgearbeitet. Das Büro der VHS soll allerdings im Bürgerspital bleiben.
Umbauten nötig
Einige Umbauarbeiten am Gebäude wären natürlich nötig, bevor hier Kurse abgehalten werden können. Dies betrifft insbesondere die sanitären Einrichtungen, weil momentan überwiegend nur Kindertoiletten installiert sind. Auch ein Aufzug wird wohl nötig werden, weil die Kursräume sich dann auf drei Etagen befinden und die Teilnehmer an den VHS-Kursen laut Cornelia Kröber ein höheres Durchschnitttsalter haben.
Die Zustimmung des Stadtrats für eine künftige Nachnutzung der Grabenschule durch die VHS fiel dann mit 9:8 Stimmen denkbar knapp aus. Grund für die Gegenstimmen war in erster Linie der Umstand, dass das von Cornelia Kröber erstellte grobe Nutzungskonzept vor der Sitzung nicht in das interne Ratsinformationssystem eingestellt worden war und das Papier auch während der Sitzung nicht greifbar war. So hatten die Stadträte in ihren Fraktionssitzungen keine Möglichkeit gehabt, das Thema vorzuberaten.
Altes RAD-Gebäude wird frei
Eine Konsequenz aus dem geplanten Umzug der VHS in die Grabenschule ist, dass der bisherige Kurs-Standort in der Pestalozzistraße aufgegeben wird. Dies eröffnet dem Stadtrat dann neue Chancen bei der Stadtentwicklung, wenn es um die Zukunft des bisher genutzten langgestreckten VHS-Gebäudes geht. Der Bau ist der verbliebene ehemalige Nordflügel der im so genannten "Dritten Reich" erbauten Reichsarbeitsdienst-Kaserne "Frankenkönig Theudebert". Später wurde das Haus unter anderem noch als Realschule genutzt. Weil am Gebäude ein hoher Sanierungsbedarf aufgelaufen ist, könnte ein Abbruch vielleicht die beste Lösung sein. Und auf dem freien Platz könnte eine Wohnbebauung entstehen. Öffentlich darüber diskutiert wurde aber noch nicht.