Seit mehreren Monaten war nichts mehr vom Großprojekt "Schulen am Lülsfelder Weg" zu hören gewesen. Nun hat sich am Montagabend der Gerolzhöfer Stadtrat ein Stück weit der schwierigen Frage genähert, ob die bestehenden Gebäude der Grund- und Mittelschule saniert oder abgerissen und an anderer Stelle neu gebaut werden. Diese Frage war bislang noch offen gewesen.
Die Stadt Gerolzhofen tritt als Bauherrin des Millionenprojekts auf, das nach dem Willen des Stadtrats am alten Standort am Lülsfelder Weg umgesetzt werden soll. Die Finanzierung verteilt sich auf viele Schultern: Die Mitgliedsgemeinden der Schulverbände Mittelschule und Grundschule müssen jeweils einen Anteil zahlen, der sich nach der Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus dem eigenen Gemeindegebiet richtet. Gerade bei größeren Kommunen kommt da schnell ein Betrag zusammen, der die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde auf eine harte Probe stellt.
Staat fördert nur die wirtschaftlichste Lösung
Deshalb ist es wichtig, dass das Bauprojekt eine möglichst hohe staatliche Förderung erhält. Momentan geht man von einer Förderquote von 50 Prozent aus. Grundsätzlich fördert der Freistaat – wenn es eine Alternative zwischen Neubau und Generalsanierung gibt – nur die Version, die sich als die wirtschaftlichere herausstellt. Hierzu gilt folgende Wirtschaftlichkeits-Regel: Die Förderung eines Neubaus kommt nur dann in Betracht, wenn für die Sanierung des Altbaus mehr als 80 Prozent der Neubaukosten anzusetzen wären.
Unter diesem Aspekt hat sich die Regierung von Unterfranken die momentanen Kostenschätzungen genauer angeschaut. Und ist zu einer Entscheidung gekommen. Sandra Nagel aus dem Stadtbauamt stellte den neuen Sachstand am Montagabend dem Stadtrat vor.
Grundschule am Lülsfelder Weg
Nach Berechnungen der Regierung würden bei einer Generalsanierung des bestehenden Grundschulgebäudes aus den 50er Jahren förderfähige Kosten in Höhe von 4 215 596 Euro entstehen. Demgegenüber würde ein vergleichbarer Neubau 4 513 115 Euro kosten. Man berechnet die mutmaßlichen Neubaukosten, indem man die aus dem Raumbedarf ermittelte Fläche mit einem regelmäßig aktualisierten Kostenrichtwert multipliziert. Die Sanierungskosten würden also rund 93 Prozent der Neubaukosten erreichen. Somit stimmt nun die Regierung aus baufachlicher und förderrechtlicher Sicht einem kompletten Grundschul-Neubau zu.
Die Zukunft der Grabenschule?
Unerwartete Probleme gibt es jetzt mit der Grabenschule. Mit Beschluss vom 21. September 2020 hatte der Stadtrat einstimmig entschieden, dass die Grabenschule mit ihren vier Klassenzimmern künftig aufgegeben und in den Schulstandort am Lülsfelder Weg integriert werden soll, damit alle Grundschüler an einem Ort unterrichtet werden. Dies hatte auch die Schulleitung so gewünscht.
Die Regierung steht diesem Ansinnen allerdings skeptisch gegenüber. Sie zweifelt die Wirtschaftlichkeit der endgültigen Schließung der Grabenschule an. Nachdem dort erst in 2010/11 eine Generalsanierung durchgeführt wurde, ist die Grabenschule noch gut in Schuss. Es fehlt lediglich die Barrierefreiheit. Der Einbau eines Aufzugs würde aber nur zwölf Prozent des entsprechenden Neubauwerts kosten. Die Aufgabe des Standorts Grabenschule wäre also unwirtschaftlich und der entsprechende Neubau von vier Klassenräumen am Lülsfelder Weg wäre somit nicht förderfähig.
Zuschüsse sind zweckgebunden
Außerdem hat die Regierung die Stadt darauf aufmerksam gemacht, dass bei der 2010/11 durchgeführten Generalsanierung Zuschüsse gezahlt wurden, die zweckgebunden sind. Diese Bindung läuft 25 Jahre lang, beginnend mit der Fertigstellung der Sanierung. Sollte das Gebäude also bis 2035 nicht mehr als Schule genutzt werden, sondern – wie vom Stadtrat ins Auge gefasst – als VHS-Zentrale, dann wäre eine Rückforderung der staatlichen Zuschüsse nicht auszuschließen.
Bleibt es nun bei dem Beschluss des Stadtrats, den Standort Grabenschule aufzugeben? Bürgermeister Thorsten Wozniak sagte am Montagabend, man müsse in den kommenden Wochen nun die Frage klären, ob es möglich und somit wirtschaftlicher wäre, die Zuschüsse für die Grabenschule zurückzuzahlen und im Gegenzug dafür den Neubau von vier Klassen ebenfalls gefördert zu bekommen.
Mittelschule am Lülsfelder Weg
Für eine Generalsanierung der Mittelschule inklusive der alten Beton-Turnhalle hat die Regierung zuweisungsfähige Kosten in Höhe von 9 637 355 Euro anerkannt. Ohne Sporthalle wurden 8 085 201 Euro anerkannt. Die vergleichbaren Neubaukosten betragen momentan 10 500 305 Euro. Da von weiteren Kostensteigerungen auszugehen ist, hält die Regierung auch bei der Mittelschule einen Neubau als die wirtschaftlichere Lösung im Vergleich mit einer Generalsanierung und wird deshalb den Neubau fördern.
Allerdings, und auch darauf weist die Regierung hin: Im Falle eines Neubaus könnte es auch hier möglicherweise zu einer Rückförderung von staatlichen Zuschüssen kommen, die in den vergangenen Jahren für diverse Baumaßnahmen an der Mittelschule – beispielsweise die Dachsanierung am Turm 3 und der Anbau am Lehrerzimmer – gewährt wurden.