Liebe Carolina Trautner,
tief berührt hat viele Menschen in unserer Region in dieser Woche die Geschichte von Ingrid und Helmut Kuypers aus Gochsheim im Landkreis Schweinfurt. Die beiden pflegen seit 46 Jahren ihren mehrfach behinderten Sohn Holger - und das obwohl Ingrid Kuypers wegen ihrer MS-Erkrankung mittlerweile selbst im Rollstuhl sitzt.
Auch wenn die Eltern sagen, dass sie die Pflege ihres Sohnes noch nie als Belastung empfunden haben und es für ganz selbstverständlich halten "alles für unseren Bua" zu tun, fragen sich doch viele: Wie schaffen die das nur?
Barbara Stamm prägte das Amt mit Herzblut und Menschlichkeit
Und da kommen Sie ins Spiel, Frau Trautner. Gerade sind Sie als Nachfolgerin von Barbara Stamm zur neuen Vorsitzenden der Lebenshilfe Bayern gewählt worden. Sie treten ein sehr wichtiges Amt an, das ihre Vorgängerin mit viel Herzblut und Menschlichkeit geprägt hat. Es gibt viele Familien wie die Kuypers in Bayern. Aus Liebe, Fürsorge und mit einem großem Herzen pflegen sie ihre behinderten Familienmitglieder und machen sich stark für sie.
Unterstützung bekommen sie dabei auch von der Lebenshilfe. Tolle Freizeitangebote, entlastende Dienste, Förderschulen und Betriebe helfen dabei, Inklusion in unseren Gesellschaft erlebbar zu machen. Und die Lebenshilfe ist schon deshalb ein toller Verein, weil ihre Vorstände auf allen Ebenen mehrheitlich aus selbst betroffenen Eltern bestehen, die Sorgen und Nöte aus eigener Erfahrung kennen.
Inklusion kostet, aber das Geld ist gut investiert
Sie aber wurden wie schon ihre Vorgängerin Barbara Stamm als Sozialpolitikerin in dieses Amt gewählt, von Ihnen erwarten die Lebenshilfe, die in ihr versammelten Familien und die ganze Gesellschaft ein großes politisches Engagement für Inklusion, mehr Rechte und Unterstützung für alle Menschen, die von einer Behinderung betroffen sind und für deren Angehörige. Denn die Realität in Bayern zeigt leider, dass es das Wort Inklusion zwar in viele politische Reden und Absichtserklärungen geschafft hat, nicht aber in das tagtägliche Leben.
Gerade die Corona-Pandemie hat schmerzlich gezeigt, dass bereits erreicht geglaubte Ziele wieder in weite Ferne gerückt sind. Weil es einfacher und billiger ist, behinderte Menschen in Pflegeeinrichtungen abzuschieben, statt ihnen ein Leben mitten in der Gesellschaft zu ermöglichen.
Das Wahlrecht beim Wohnen für Menschen mit einer Beeinträchtigung steht in Bayern auf dem Papier, wird aber nicht umgesetzt. Hierfür nötige Assistenzen werden viel zu oft abgelehnt, der bürokratische Aufwand, ein persönliches Budget für Assistenzkräfte zu erhalten, ist enorm und für einen Menschen mit Handicap nicht zu schaffen.
Behinderte Kinder und Jugendliche erhalten Unterstützung durch Schulbegleiter in der Schule, wenn ihre Eltern hartnäckig dafür kämpfen, in der Freizeit aber nicht. Warum hat Bayern als eines der ganz wenigen Bundesländer kein Gehörlosengeld? Ja, Inklusion kostet. Aber eine inklusive Gesellschaft ist nicht nur lebenswerter, unterm Strich wäre das Geld richtig gut investiert, weil mehr Menschen mit großen Fähigkeiten und Einfühlungsvermögen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden.
Warum wollte Helmut Kuypers gar nicht glauben, dass er für die Pflege seines Sohnes das Bundesverdienstkreuz erhalten solle? Es sei doch normal, sich um seinen Sohn zu kümmern, meinte er. Es ist normal, in Bayern leben fast 30.000 Kinder mit einem Pflegegrad. Fast alle werden zuhause betreut - und meistens sind es die Mütter, die dafür im Beruf kürzer treten oder ihn ganz aufgeben. Man könnte ihnen allen ein Bundesverdienstkreuz verleihen. Viel wichtiger aber wäre, wenn sie für ihre Aufgabe mehr Hilfe und Unterstützung im Alltag erfahren würden.
Bayern braucht Inklusion von Kindesbeinen an
Die Lebenshilfe bietet solche Unterstützung, ist aber dabei auf öffentliche Gelder angewiesen. Pflege- und Sozialkassen aber unterstützen Betreuungsleistungen nicht annähernd in dem Umfang, dass pflegende Angehörige auch nur von einem Teilzeitjob träumen könnten.
Die berührende Geschichte der Familie Kuypers aus Gochsheim ist auch deshalb wichtig, weil sie den Fokus auf die Rolle der Eltern legt. Denn Eltern wollen immer ein Maximum an Inklusion und Teilhabe für ihr behindertes Kind. Dafür sind sie bereit zu kämpfen und Opfer zu bringen.
Als Vorsitzende der Lebenshilfe und als Sozialpolitikerin im Landtag können Sie diese Familien dabei unterstützen. So kann Inklusion in Bayern alltagstauglich werden - von Kindesbeinen an.
Mit freundlichen Grüßen
Folker Quack, Redakteur
Der Autor ist selbst Vater eines behinderten Sohnes, der ihm jeden Tag aufs neue lehrt, für den Moment zu leben.
In unserer Familie haben eingeschränkte Kinder optimale Möglichkeiten auch am Alltag in Schule und Beruf teilzunehmen.
Inclusion ist in unserer Region im Landkreis KG/SW vorbildlich integrierter Bestandteil in der Gesellschaft. Und in Maria Bildhausen entsteht ein Haus welches auch den Namen Barbara Stamm tragen darf.
Ich weiß nicht wo Sie leben, aber es gibt wenige Regionen, ich behaupte mal weltweit, wo mehr für Inklusion getan wird. Der Bezirk als Sachaufwandsträger für viele Einrichtungen hat Beauftragte, und Räte, die sehr aktiv sind und viel tun!
Daher ist ihre Aussage falsch! Sie spiegelt nicht den Status wider!
Es ist eine Schande dass Sie dieses Thema auf dem Rücken der Schwachen austragen und sie instrumentalisieren!
Denn die Realität in Bayern zeigt sehr wohl, dass das Wort Inklusion keine politische Absichtserklärungen ist sondern gelebt wird! Leider und das ist der einzige Punkt, wird es wie überall Ausnahmen und Einzelfälle geben.
Behinderte integriert in der Gemeinschaft? Unterstützung für Angehörige? Es liegt sehr vieles im Argen - auch bei der Lebenshilfe.
Mal rein pragmatisch Gedacht sollten sie sich mal mit dem Begriff demografische Wandel auseinandersetzen und desen Konsequenzen.
ausbaden. Und welche „Zwecke“ Sie mir andichten möchten, nun, Ihre Kommentare in diese Richtung sind hinlänglich bekannt. Wenn Sie der Meinung sind, dass ein Sozialsystem mehrere Millionen Menschen ohne Einbußen mit versorgen kann, dann will ich Ihre Euphorie nicht bremsen.
Ein Beispiel von uns:
Kind, Autismus Spektrum Störung, hat einen Schwerbehindertenausweis mit Fahrtberechtigung.
Nun besucht er eine „normale“ Schule und fährt täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Seine Behinderung wird ihm mit Beginn der Pubertät peinlich und er möchte seinen „Deppenausweis“ nicht täglich zeigen.
Es gibt keine Möglichkeit, ein 365 Euro Ticket für ihn günstiger zu bekommen, (somit müsste er seinen Ausweis nur einmal zeigen) so dass er sich nicht täglich als behindert outen müsste.
Zum Wohle unseres Sohnes haben wir die 365 Euro bezahlt. Obwohl er ja eigentlich umsonst fahren dürfte.