Verschimmelte alte Lebensmittelbehälter, tote Kakerlaken in Schränken, verdreckte Steckdosen, Böden und Wände: Die Bilder, die Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss an die Wand werfen ließ, waren nicht schön. Aber offensichtlich das, was Ehrenamtliche in der Ledward Kaserne vorgefunden hatten und auch dieser Redaktion auf Nachfrage bestätigten. Als dort die Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine eingerichtet wurde, sollte die Putzarbeit eigentlich durch eine Firma erledigt sein.
Doch die hatte geschlampt, das gaben Vertreter der Stadt offen zu. Der Firma wurde gekündigt, trotzdem musste die Notunterkunft hergerichtet werden. 60 Helferinnen und Helfer putzten, bauten Betten mit auf, richteten Räume mit ein – und wurden anschließend "mehr oder weniger herauskomplimentiert".
So zumindest hat Stadträtin Ulrike Schneider es von den Ehrenamtlichen gehört. Für sie ein Grund, in der Sitzung das Thema anzusprechen. Und auch die Versäumnisse der Regierung von Unterfranken anzukreiden, die in der Ledward Kaserne vor einigen Jahren erst die Erstaufnahme und dann das Ankerzentrum betrieben hatte, bevor dieses in die Conn Barracks umzog. Offensichtlich habe die Regierung von Unterfranken das Gebäude in schlechtem Zustand hinterlassen, nicht einmal richtig generalgereinigt. Den etwa 60 Helfern sollte man "den Dank zukommen lassen, den sie verdienen" und sie weiter einbinden.
Dass man den Ehrenamtlichen nicht gedankt habe, wollte Oberbürgermeister Sebastian Remelé nicht stehen lassen – wie überhaupt den kompletten Redebeitrag von Ulrike Schneider. Die "aufopferungsvollen Bemühungen der Verwaltung" für die Flüchtlinge aus der Ukraine würden mit so einer Darstellung konterkariert. Dass am Anfang nicht alles perfekt laufe, dass es Mängel gebe, sei nur natürlich; nach Fehlern zu suchen, um daraus politisch Kapital zu schlagen, sei "widerwärtig". Er sei, so Remelé, "entsetzt von diesem Wortbeitrag".
Dieser, so legte CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk nach, "dient nur dazu, den OB zu diskreditieren". Der OB erfülle gemeinsam mit seiner Verwaltung mehr als gute Arbeit, in harten Zeiten nach zwei Jahren Pandemie und jetzt der Flüchtlingsbewegung aus dem Ukraine-Krieg. "Die Verwaltung so hinzustellen, als würde sie nicht funktionieren, ist untragbar." Sein Dank gelte der Stadtverwaltung, den Mitarbeitern und den Ehrenamtlichen.
Stadt will die Ehrenamtlichen weiter im Boot haben
Dass der Kontakt zu den Ehrenamtlichen gut sei, betonte Ordnungsreferent Jan von Lackum. "Es stimmt nicht, dass alle Ehrenamtlichen unzufrieden sind", man wolle sie auch im Boot behalten. Der Kontakt sei gut, man könne es nicht so darstellen, als ob die Verwaltung die Helferinnen und Helfer schlecht behandle.
Allerdings muss ehrenamtliches Engagement auch gesteuert werden, dahin, wo man es einsetzen könne, erklärte Matthias Kreß, Koordinator der Stadt für die Ukraine-Hilfe. "Sonst gibt es ein riesen Durcheinander." Man sei dankbar für die "ganz große Hilfsbereitschaft", den Einsatz. Er könne auch verstehen, dass Ehrenamtliche im direkten Kontakt helfen wollten. Doch das werde einfach zu viel, sei auch der falsche Zeitpunkt. Viele, die in Schweinfurt ankämen, wüssten noch nicht, ob sie bleiben wollen, bräuchten erst einmal Ruhe.
"Wer drei, vier Tage auf der Flucht war, der will zur Ruhe kommen", so Kreß. Auch deshalb habe man den Zugang zur Notunterkunft begrenzt, Hausausweise ausgegeben. Es gebe viele Stellen, wo Ehrenamtliche sich engagieren könnten, gebraucht würden. Von der Darstellung durch Stadträtin Ulrike Schneider zeigte sich Kreß sichtlich getroffen. "Kritik muss erlaubt sein, aber ich bin froh, dass mein Team gerade nicht da war."
Ehrenamtliche wehren sich gegen die Darstellung der Verwaltung
Die Ausführungen der Verwaltung in der Hauptausschusssitzung wiederum trifft die Ehrenamtlichen sichtlich. Im Gespräch mit dieser Redaktion zeigen sie sich enttäuscht über die Äußerungen des Oberbürgermeisters und des Koordinators. Ihre Darstellung der Abläufe und des Umgangs mit ihnen ist eine ganz andere als die der Stadt in der Sitzung.
Die vier Frauen und ein Mann möchten ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie alle kamen nach dem ersten Aufruf des Roten Kreuz, zu spenden, um beim Sortieren zu helfen und sich für die ukrainischen Flüchtlinge zu engagieren. Als sie den Zustand der Räume im Gebäude 210 sahen – wohlgemerkt nach dem Pressetermin, den die Stadt vergangene Woche angesetzt hatte – waren sie entsetzt: "Das konnte man keinem zumuten, es war menschenunwürdig."
Doch in der Kommunikation zwischen dem Helferkreis und den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung muss es größere Probleme gegeben haben. Denn die Helferinnen und Helfer fühlen sich zurückgestoßen und nicht wertgeschätzt. Dass im Hauptausschuss die Rede davon war, die von Ulrike Schneider gezeigten Bilder seien nicht echt, das Gebäude womöglich unrechtmäßig betreten worden, trifft die Helfenden ganz besonders: "Das ist ein echter Schlag gegen uns." Sie opferten ihre Freizeit, um stundenlang die Räume wenigstens halbwegs zu säubern, damit die Flüchtlinge dort ein Dach über dem Kopf haben.
Gespendete Elektrogeräte sollen entsorgt worden sein, weil Sicherheitssiegel fehlten
Die Ehrenamtlichen fühlten sich von Seiten der Verwaltung nicht willkommen, was sich im Gespräch in vielen Details zeigt. Zum Beispiel das Thema gespendete Elektrogeräte. Mehrfach habe man angeboten, dass ein dafür ausdrücklich zertifizierter Fachmann schnell die Geräte auf Sicherheit testen und die notwendigen Siegel anbringen könne. Die Verwaltung habe das verweigert, ein Teil der gespendeten Geräte wie Wasserkocher, Herdplatten oder Kaffeemaschinen soll entsorgt worden sein.
Außerdem soll zum Beispiel gespendetes Spielzeug im Dachgeschoss gelagert worden sein, anstatt es direkt an die vielen Kinder zu geben, für die es gedacht war. Man habe erschöpfte Kinder mit leerem Blick in den Gängen sitzend beobachtet, erzählen die Helfenden: "Als wir das Spielzeug geholt haben, strahlten sie auf einmal." Es gehe keineswegs darum, die Verwaltung ständig zu kritisieren. Man werde sich auch weiter einbringen, denn das Ziel sei immer, den geflüchteten Ukrainern zu helfen.
Dass die Flüchtlinge erstmal in Ruhe ankommen wollen ist verständlich. Das ist auch wichtig.
Manchmal im Eifer für die Sache kann Helfen an manchen Stellen auch zuviel werden. Da erfordert es gute Steuerung - auch wenn es einem als Helfer vielleicht nicht verständlich ist.
Aber vielleicht geht es genau darum: da soll verwaltet werden, registriert, nummeriert, da hat das Menschliche und Zwischenmenschliche halt keinen Platz, weil es dafür keine Durchführungsverordnung gibt...
Den Vorschlag von newfie finde ich gut: OB und Verwaltung putzen, schrubben und bringen in Ordnung, was die von ihnen beauftragte Firma versemmelt hat. Bestimmt gibt's einen perfekten Putzplan, den Remeles Haus selbst ausgearbeitet hat!
Der Bürgermeister der sich nicht um seine
Bürger schert! Er soll jetzt bitte endlich gehen und die Verwaltung mitnehmen.
Ohne Ehrenamtliche, sei es in den Schulen, Vereinen, Kultur- und Musik, Sport würde die Stadt nicht funktionieren - es sind wir Bürger die das öffentliche Leben gestalten und uns einbringen.
Jahrelang werden uns auch noch Steine in den Weg gelegt und diffamiert wo es nur geht anstatt die Bürger zu unterstützen.
Schweinfurt ist keine arme Stadt, warum tut sie nichts für die Allgemeinheit?
Es gibt soviele Beispiele, das Fass ist schon lange übergelaufen: Die Brücke zur Industrie, der Zustand der Schultoiletten, das Fällen von Bäumen, Schließen wollen von einem Gymnasium, Gemauschel um das Theater, Bauen einer Sparkasse anstatt Instandsetzung eines dringend für die Jugend benötigten Sportplatzes, Garagenbau den niemand nutzt usw.
Bitte setzt den Bürgermeister ab um noch weiteren Schaden für Schweinfurt abzuhalten!
Der aktuelle OB ist demokratisch und legitim gewählt für sechs Jahre!
Wir sind hier nicht in einer Bananenrepublik oder einem totalitären Staat, wo Menschen in Posten ein- aber auch wieder abgesetzt werden, weil es jemand nicht passt!
Was ist das denn bitteschön für ein Verständnis von Demokratie und Legitimität!
Ich wäre auch für einen freundlichen Abgang vom OB selbst da er sich eingestehen sollte, dass er das mit dem BÜRGERmeister sein nicht drauf hat.
Zuviele negative Beispiele über Jahre bekräftigen meine Ansicht.
Er ruiniert Schweinfurt und führt uns nicht in die Zukunft!
Das hat Schweinfurt nicht verdient und so wollen wir es auch nicht weiter mit anschauen müssen!
Das gehört wohl in Deutschland zur Mecker-Kultur inzwischen dazu: Wer oder Was einem nicht passt - muss weg - und das am besten sofort!
NEIN - SO funktioniert Demokratie eben NICHT! Er wurde gewählt - für sechs Jahre - das müssen nunmal alle, die ihn nicht gewählt haben, jetzt aushalten - und nach diesen sechs Jahren kandidiert er entweder
nicht mehr
oder doch nochmal - und wird wiedergewählt
oder doch nochmal - und wird nicht wiedergewählt.
SO funktioniert Demokratie, zumindest bei uns!
Zu lange läuft in SW gehörig was schief.
Die Menschen sind nur gefrustet.