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Gerolzhofen
Nikolaus Fey: Gemeinden benennen Straßen um
In vielen Gemeinden in Unterfranken, die Straßen nach den Dichter benannt haben, hat die Diskussion begonnen, wie mit dem Straßennamen umgegangen werden soll.
Die 'Nikolaus-Fey-Straße' in Gerolzhofen erinnert an einen Mann, der sich tief in den Nationalsozialismus verstrickte.
Foto: Klaus Vogt | Die "Nikolaus-Fey-Straße" in Gerolzhofen erinnert an einen Mann, der sich tief in den Nationalsozialismus verstrickte.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:07 Uhr

Forschungen namhafter Historiker haben den Beleg gebracht, dass der fränkische Heimatdichter Nikolaus Fey (1881-1956) ein überzeugter Nationalsozialist war. Dass sich der in Wiesentheid geborene Nikolaus Fey in den Dienst des NS-Regimes stellte und nicht nur ein reiner Mitläufer war, ist inzwischen umfangreich dokumentiert.

Deshalb hat in vielen Gemeinden in Unterfranken, die Straßen nach den Dichter benannt haben, die Diskussion begonnen, um die Straßennamen geändert werden sollen. In jüngster Zeit gab es bereits einige Entscheidungen. In Gerolzhofen und in Dingolshausen, wo ebenfalls Straßen nach Fey benannt sind, spielt das Thema momentan keine Rolle. 

In Oberschleichach im Landkreis Haßberge soll die Nikolaus-Fey-Straße umbenannt werden. Die Gemeinde Oberaurach sehe "aufgrund der nachgewiesenen NS-Verwicklungen Nikolaus Feys Handlungsbedarf", wie Geschäftsleiter Christian Mann gegenüber der Main-Post erklärt. Kreisheimatpfleger Christian Blenk wurde inzwischen beauftragt, alternative Straßennamen zu finden.

In Ebern (Lkr. Haßberge) denkt man ebenfalls über eine Umbenennung nach.  Abgesprochen sei bereits die Aufarbeitung des Themas zusammen mit Kreisheimatpflegerin Christine Tangermann, sagt Bürgermeister Jürgen Hennemann. Auch ein Schülerprojekt sei geplant. Wie Hennemann weiter ausführt, haben Bürger und der Bürgerverein bereits einige mögliche neue Straßennamen vorgeschlagen für den Fall, dass der Stadtrat die Umbenennung beschließen wird.

In Haßfurt entschied der Stadtrat bereits Ende April, ein Umbenennungsverfahren in die Wege zu leiten. Die Stadt lud nun zu einer nichtöffentlichen Anliegerversammlung. Nach einer lebhaften Diskussion und einigen anderen Ideen zur neuen Straßenbezeichnung, die allesamt wieder verworfen wurden, einigten sich die Beteiligten auf den Vorschlag "Nikolaus-Straße". Inzwischen gibt es eine Unterschriftenliste aller Anwohner der Straße, die diesen Namen befürworten.

Auch in Estenfeld (Lkr. Würzburg) beschäftigte sich der Gemeinderat dieser Tage erneut mit dem Thema. Eine Befragung der Anwohnerinnen und Anwohner der Estenfelder Nikolaus-Fey-Straße hatte eine eindeutige Tendenz ergeben: Eine Umbenennung wird nicht gewünscht. Mit einem Abstimmungsergebnis von zwölf zu acht fasste der Gemeinderat nun trotzdem den Beschluss für die Umbenennung. Jetzt sollen Vorschläge für einen neuen Straßennamen gesammelt werden.

In Margetshöchheim (Lkr. Würzburg) hat der Gemeinderat ebenfalls die Umbenennung der örtlichen Nikolaus-Fey-Straße beschlossen. Es hatte sich dort aber auch Unmut bei Anwohnern geregt, weil die Umbenennung mit Aufwand verbunden ist. Deswegen beschloss der Gemeinderat, die entstehenden Kosten für die Anwohner bis zu einer Höhe von 200 Euro zu übernehmen. Wer eine Überschreitung dieses Betrages belegen kann, erhält ebenfalls eine Kostenerstattung von der Gemeinde. Die Straße wurde in "Emy-Roeder-Weg" umgetauft.

In Schwebheim beschäftigen sich hauptsächlich die beiden Gemeinderätinnen Britta Ritter und Jutta Keller mit der nationalsozialistischen Vergangenheit von Nikolaus Fey. Sie sehe die klare Tendenz, den Straßennamen zu ändern, sagt Jutta Keller, die selbst in der Nikolaus-Fey-Straße wohnt. Letztlich zu entscheiden habe aber der Schwebheimer Gemeinderat, betont Keller.

In Wiesentheid, dem Geburtsort des Heimatdichters, ist ebenfalls noch keine Entscheidung im Gemeinderat gefallen. Allerdings hat sich jetzt Carsten Busch, der Leiter der Nikolaus-Fey-Grundschule, an die Öffentlichkeit gewandt. Sein Fazit: Die Schule sollte nicht länger den Namen Feys tragen. Es stehe völlig außer Frage, dass sich Fey große Verdienste als Schriftsteller und Bewahrer fränkischen Brauchtums erworben habe, betont Busch. "Diese Leistung kann und will ihm auch niemand nehmen." Aber man dürfe die zwölf Jahre des Nationalsozialismus eben nicht einfach ausklammern. "Diese Zeit liegt als dunkler Schatten auf seiner Biografie und Fey kann hier mit seinem Engagement für unsere Schüler nicht als Vorbild gelten."

 
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