Die Würzburger Kommission zur Überprüfung von Straßennamen war vergangenes Jahr zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen: In ihrem Abschlussbericht beschreiben sie den in Wiesentheid geborenen Mundartdichter Nikolaus Fey als Nationalsozialisten, der bereits 1933 NSDAP-Mitglied wurde. Die Kommission stellte fest, dass Fey seine eigenen Texte so überarbeitet habe, dass sie der NS-Ideologie entsprachen. Insbesondere wirkte er von 1942 bis 1944 im besetzten Polen an Propaganda und Zensur mit.
Weil jedoch die Umbenennung mit Aufwand verbunden ist, hatte sich Unmut bei manchen Anwohnern geregt. Sie fühlten sich zudem vom Gemeinderat übergangen. Gegen diesen Vorwurf hatte sich Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) entschieden gewehrt und außerdem versprochen, den Anwohnern einen helfenden Leitfaden an die Hand zu geben.
deutsche Bildhauerin und Zeichnerin
Nachdem die Umbenennung grundsätzlich beschlossen worden war, hatte man die Fraktionen dazu aufgerufen, Namensvorschläge abzugeben und sich darauf geeinigt, dass der Weg nach einer Künstlerin oder Schriftstellerin benannt werden soll. Der Gemeinderat stimmte nun einstimmig für die Namensänderung in "Emy-Roeder-Weg", die sich zuvor als Favoritin herauskristallisiert hatte. Außerdem wurde beschlossen, die entstehenden Kosten bis zu einer Höhe von 200 Euro für die Anwohner auf Nachweis zu übernehmen. Wer eine Überschreitung dieses Betrages belegen kann, erhält ebenfalls eine Kostenerstattung von der Gemeinde.
Emy Roeder war eine deutsche Bildhauerin und Zeichnerin. Geboren 1890 in Würzburg führte sie ihre künstlerische Ausbildung von ihrer Heimatstadt über München und Darmstadt schließlich nach Berlin. Dort begann sie sich hauptsächlich der Bildhauerei zu widmen und galt bald als Vertreterin der Avantgarde. Sie war befreundet mit bekannten Künstlern wie Ernst Barlach und Käthe Kollwitz und zählte selbst zu den führenden Expressionisten. Figuren und Porträts mit ausdruckstarken Mienen sind typisch für ihre künstlerische Arbeit.
Zwar trat ihr Mann, der Bildhauer Herbert Garbe, 1933 in die NSDAP ein, doch wurde Roeders Plastik "Die Schwangere" 1937 beschlagnahmt und in einer Ausstellung zur "Entarteten Kunst" gezeigt. Andere Arbeiten von ihr wurden vom NS-Regime mit einem Ausstellungsverbot belegt. Sie lebte von da an hauptsächlich in Florenz, bis Mussolini gestürzt und sie in einem Lager der Alliierten interniert wurde. Nach dem Krieg kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie hauptsächlich in Mainz lebte und arbeitete. Sie starb 1971 als angesehene Künstlerin und wurde in der Gruft ihrer Familie auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.