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Haßfurt
Haßfurt: Welchen neuen Namen die Nikolaus-Fey-Straße bekommen soll
Die Anlieger der Straße, die nach einem überzeugten Nazi benannt ist, haben sich nach einigem Hin und Her auf einen neuen Namen geeinigt. Entscheiden muss allerdings der Stadtrat.
Die Tage der Nikolaus-Fey-Straße in Haßfurt sind gezählt. Über den neuen Namen wird der Stadtrat vielleicht noch vor Weihnachten entscheiden.
Foto: Lukas Reinhardt | Die Tage der Nikolaus-Fey-Straße in Haßfurt sind gezählt. Über den neuen Namen wird der Stadtrat vielleicht noch vor Weihnachten entscheiden.
Markus Erhard
Markus Erhard
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:58 Uhr

Wie soll sie künftig heißen, die Nikolaus-Fey-Straße in Haßfurt? Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass der namensgebende Schriftsteller und Mundartdichter (1881-1956) als überzeugter Nationalsozialist an Kriegsverbrechen beteiligt war. Im Haßbergkreis gibt es drei Straßen, die seinen Namen tragen: in Ebern, in Oberschleichach und eben auch in Haßfurt.

Hier entschied der Stadtrat Ende April, ein Umbenennungsverfahren in die Wege zu leiten. Die Idee einiger Anwohner, die Straße künftig „Am Spielplatz“ zu nennen, war bei einer Anwohnerin auf absolute Ablehnung gestoßen. Die Mehrheit der Anlieger war außerdem der Meinung, eine Benennung ihrer kurzen und eher unbedeutenden Sackgasse nach dem 2020 verstorbenen ehemaligen Staatssekretär Albert Meyer würde dessen großen Verdiensten um die Stadt Haßfurt und den Landkreis Haßberge nicht gerecht. Die Wählergemeinschaft hatte den Namen des Haßfurter Ehrenbürgers ins Spiel gebracht. Auch die Idee der SPD, Cordula Kappner - zu Lebzeiten mehrfach für ihre Forschung zu jüdischen Familien im Landkreis ausgezeichnet - als neue Namenspatronin zu wählen, fand bei den Anliegern wenig Anklang. 

Ende Oktober trafen sich die Anwohner nun zusammen mit Bürgermeister Günther Werner sowie Bernhard Leuner, Harald Bauer und Laura Schenk von der städtischen Bauverwaltung zu einer nicht öffentlichen Anliegerversammlung. Nach einer lebhaften Diskussion und einigen anderen Ideen zur neuen Straßenbezeichnung, die allesamt wieder verworfen wurden, einigten sich die Beteiligten auf den Vorschlag „Nikolaus-Straße“, den eine Anwohnerin spontan in den Raum geworfen hatte. Das erklärt Franz Beck, einer der betroffenen Bürger, im Gespräch mit der Redaktion. Demnach hätten sich auch die Vertreter der Stadt zustimmend geäußert.

Die Straßenanwohner sind sich einig

Inzwischen hat Beck dem Bürgermeister und dem Stadtrat eine Liste mit Unterschriften aller Anwohner der Straße vorgelegt – darunter auch die beiden Ratsmitglieder Klaus Hammelbacher und Eva Biertempfel. Sie alle befürworten die Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße in Nikolaus-Straße. Die Liste liegt der Redaktion vor. Über den neuen Namen entscheiden kann allerdings niemand anderes als der Haßfurter Stadtrat. Das soll laut Beck noch in einer Sitzung vor Weihnachten passieren. „Wenn das durchgeht, dann feiern wir künftig jedes Jahr am 6. Dezember ein Nikolausfest“, sagt Beck mit einer großen Portion Zuversicht.

Haßfurts Bürgermeister hält sich bedeckt

Bürgermeister Günther Werner hält sich auf Nachfrage der Redaktion bedeckt bezüglich des Treffens mit den Anliegern und erst recht bezüglich des neuen Namensvorschlags aus deren Reihen. "Die Entscheidung obliegt dem Stadtrat", sagt Werner, der dieser keinesfalls vorgreifen will. Es gebe jetzt, nach der Aussprache mit den Anliegern, für die Verwaltung noch einiges zu prüfen. Doch wenn alles glattlaufe, sei eine Abstimmung im Gremium tatsächlich noch vor Weihnachten denkbar. Danach folge allerdings - falls sich die Räte pro "Nikolaus-Straße" aussprechen sollten - ein "riesiger Verwaltungsakt", der mehrere Monate dauern würde. Für die Anwohner aber sicher mit am wichtigsten: Die neuen Straßenschilder würden nach dem Beschluss recht schnell installiert.

Ebern: Stadt plant eine Anliegerversammlung

Derart fortgeschritten sind die Bemühungen der Stadt Ebern in der gleichen Angelegenheit noch nicht. Wie Bürgermeister Jürgen Hennemann erklärt, habe der Stadtrat im vergangenen Februar festgelegt, das Thema Nikolaus-Fey-Straße zusammen mit den Bürgern anzugehen. Bei einer Anliegerversammlung sollen mögliche Maßnahmen wie eine Umbenennung oder das Aufstellen einer Infotafel besprochen werden.

Allerdings habe das Thema nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht allerhöchste Priorität. Abgesprochen sei außerdem die Aufarbeitung des Themas zusammen mit Kreisheimatpflegerin Christine Tangermann. Auch ein Schülerprojekt sei geplant. Wie Hennemann weiter ausführt, haben Bürger und der Bürgerverein bereits einige mögliche neue Straßennamen vorgeschlagen für den Fall, dass der Stadtrat unter Einbeziehung der Anwohner eine Umbenennung beschließen wird.

Oberaurach: Kreisheimatpfleger sucht einen Straßennamen

Auch die Gemeinde Oberaurach sieht „aufgrund der nachgewiesenen NS-Verwicklungen Nikolaus Feys Handlungsbedarf“, wie Geschäftsleiter Christian Mann gegenüber der Redaktion in einer E-Mail schreibt. In der Nikolaus-Fey-Straße in Oberschleichach gebe es zwar nur zwei Anwesen, dennoch sei hier eine Umbenennung geplant.

Kreisheimatpfleger Christian Blenk sei beauftragt worden, alternative Straßennamen zu finden. Auch die Anwohner sollen in die Entscheidung um einen neuen Namen eingebunden werden, ehe der Gemeinderat darüber abstimmen wird. Wann die Umbenennung erfolgen wird, ist laut Christian Mann momentan noch nicht absehbar.

 
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Kommentare
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  • popp.58
    Und in Stuttgart gibt es eine Hanns-Martin- Schleyer-Halle.
    Hanns-Martin-Schleyer:
    SS-Untersturmführer oder Hauptsturmführer -
    Am 1. April 1943 trat er als Sachbearbeiter in den Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren ein. Der Verband war unter anderem für die Arisierung der tschechischen Wirtschaft und die Beschaffung von Zwangsarbeitern für das Deutsche Reich zuständig. Hier wurde er später Leiter des Präsidialbüros und persönlicher Sekretär des Präsidenten Bernhard Adolf.
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  • norbert.zirnsak@igmetall.de
    Der Haßfurter Stadtrat ist hoffentlich klug genug, einen Schildbürgerstreich zu vermeiden.
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  • bauri
    Wenn es denn unbedingt Namen von Persönlichkeiten sein müssen, dann sollte in Deutschland grundsätzlich darauf geachtet werden, nur Namen zu verwenden, deren Träger seit mind. 150 Jahren nicht mehr leben. Und selbst dann ist noch intensiv zu recherchieren. Und Ehrenbürger-Würden aufgrund einer politischen Vergangenheit sollten überhaupt keine mehr vergeben werden.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    ...indem man es sich gaaaaanz einfach macht und einfach nur das Fey aus dem Straßenamen streicht? Vielleicht kommt noch jemand auf die Idee ein Sankt zu ergänzen.

    Dann wird aus einer Straße die nach einem Nazi benannt ist eine Straße die nach einem gleichnamigen Heiligen benannt ist. Das wäre doch richtig toll...

    Klar Schiff schaut anders aus. Der Vorschlag "Nikolausstraße" ist eben mit den geringstmöglichen Aufwand verbunden, da müssen die Leute nicht einmal überall unbedingt die Adressen ändern (was bei manchen Versandhändlern gar nicht so einfach ist; sich etwas an eine Adresse schicken zu lassen, dessen Straße bisher nicht bekannt ist).

    Zitat Artikel: "Die Idee einiger Anwohner, die Straße künftig „Am Spielplatz“ zu nennen, war bei einer Anwohnerin auf absolute Ablehnung gestoßen."

    Wie kann man bei einem so unverfänglichen Namen 'Am Spielplatz' auf "absolute Ablehnung" stoßen? Wohl nur bei jemanden der einfach den alten Namen behalten möchte, dies aber nicht zugibt.
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