Fränkischer Mundartdichter 1881 bis 1956 steht unter dem Straßenschild Nikolaus-Fey-Straße in Schwebheim. Das trifft das Leben von Nikolas Fey nicht ganz. Das Schild lässt einen großen Teil seines Lebens außen vor: Seine Rolle im Nationalsozialismus. Und die war nicht die eines Mitlaüfers.
Wie aktiv Fey war, welche Rolle er im Dritten Reich spielte, untersuchte gut vier Jahre lang eine Kommission, die der Würzburger Stadtrat 2015 einsetzt hat, um sich mit den Patengebern verschiedener Straßen zu beschäftigen, die in der Nazi-Zeit gelebt haben. Ergebnis: "Fey ist als überzeugter Nationalsozialist anzusehen."
Aktiv mitgewirkt und profitiert
Er habe aktiv an der Ausgestaltung nationalsozialistischer Propaganda-Inszenierungen mitgewirkt und von der NS-Herrschaft persönlich profitiert. Die Kommission empfiehlt, die Würzburger Nikolaus-Fey-Straße umzubenennen. Seitdem wird in vielen Gemeinden und Städten in der Region über Fey diskutiert. Und über die Frage, ob nach ihm benannte Straßen umbenannt werden sollten.
In Gerolzhofen ist Fey ein Thema, in Margetshöchheim im Landkreis Würzburg beschloss die Gemeinde, die Fey-Straße umzutaufen. In Wiesentheid, seinem Geburtsort im Landkreis Kitzingen, wird diskutiert, ob die dortige Schule noch seinen Namen tragen solle. An über 20 Orten in Unterfranken gibt es eine Nikolaus-Fey-Straße. Das liegt sicher auch an seiner Biographie: In Wiesentheid geboren, in Lohr gelebt, in Gerolzhofen gestorben.
Auch in Schwebheim macht man sich Gedanken, ob jemand wie Nikolaus Fey mit einem Straßennamen geehrt werden sollte. Im Januar regte Gemeinderat Herbert Holzmann an, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. "Ich sehe nicht ein, dass jemand mit brauner Vergangenheit mit einem Straßennamen geehrt wird", sagt er.
Hanne Peetz, Mitglied im Ortsgeschichtlichen Arbeitskreis (OgAK), nickt. Man solle sich Gedanken machen, welche Person hinter dem Namen stecke. Jemand wie Fey sei kein Vorbild.
Nazi-Vergangenheit war offenbar kein Thema
Lange stand der Name Nikolaus Fey nur für den Mundartdichter. Der Nationalsozialist Fey schien in Vergessenheit geraten sein. Im Heft "Straßennamen erzählen Geschichten" des OgAk kommt das Thema nicht vor, sagt Hanne Peetz. Und in den dort verwendeten Zitaten aus Main-Post-Berichten auch nicht. Die Enthüllungen über die braune Vergangenheit Feys haben nicht nur sie verstört. Gleichzeitig waren sie aber auch Ansporn, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
Die Gemeinderätinnen Jutta Keller, sie wohnt übrigens in der Nikolaus-Fey-Sraße, und Britta Ritter beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nikolaus Fey, tragen Informationen zusammen und studieren Quellen. Ziel: Ein detailliertes Bild von Fey schaffen, mit dem sich der Gemeinderat beschäftigen kann. Relativ geschockt zeigt sich Jutta Keller über die Ergebnisse. "Fey hat aktiv mitgemacht."
Gemeinderätinnen stellen Material zusammen
Britta Ritter kann die altdeutsche Schrift lesen. Ein großes Plus, findet nicht nur Bürgermeister Volker Karb. Britta Ritter hat sich unter anderem mit Gedichten Feys beschäftigt. Heftige seien dabei, die Krieg und Soldatentum verherrlichen. Fey habe sich bewusst entschieden, auf die Seite der Nazis zu gehen, sagt sie. Nie habe er sich später seiner Vergangenheit gestellt, etwas gesagt wie "Ich war auf der falschen Seite." "Ich nehme an, er war total überzeugt."
Der Gemeinderat wird sich in Ruhe und überlegt mit dem Thema befassen, so Volker Karb. Man werde verfolgen, was in anderen Gemeinden passiere, sich intensiv mit den Ergebnissen von Britta Ritter und Jutta Keller beschäftigen. Und natürlich die Bürger, die Anwohner, mit ins Boot nehmen. Schließlich würde ja eine Adress-Änderung auch Einiges nach sich ziehen, sollte man sich für eine Umbenennung entscheiden. Eine Anwohnerin würde das auf jeden Fall in Kauf nehmen. Bleibe der Name Fey, sende das ein falsches Signa aus, so Jutta Keller.
Sollte man sich entschließen, einen neuen Namen für die Straße zu finden, hätte Hanne Peetz eine Idee, wie sie heißen könnte: Sophie-Scholl-Straße. "Damit könnte man ein Zeichen setzen."
Und so schlimm ist eine Änderung der Straßennamen auch nicht, denn wer umzieht, hat das gleiche Problem.