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Schweinfurt
Wegfall von Arbeitsplätzen? Was die "Innovationsstadt Schweinfurt" vorhat
Nach einem fraktionsübergreifenden Antrag erklärt die Stadt, wie man den negativen Auswirkungen des Transformationsprozesses entgegenwirken will. Was sichert Arbeitsplätze?
Der sogenannte Transformationsprozess wird die Industrielandschaft in Schweinfurt erheblich verändern.
Foto: Oliver Schikora | Der sogenannte Transformationsprozess wird die Industrielandschaft in Schweinfurt erheblich verändern.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 09.02.2024 21:07 Uhr

Verkehrswende, fortschreitende Automatisierung, Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze? Das Gesicht der Industrielandschaft in Schweinfurt könnte bereits in wenigen Jahren auch aufgrund der angestrebten Energiewende ein gänzlich anderes sein. Stellt sich die Frage, was der sogenannte Transformationsprozess mit Schweinfurt macht und inwieweit sich die Wirtschaft dadurch verändern wird. Damit beschäftigte sich nun auch der Schweinfurter Haupt- und Finanzausschuss.

Anlass war ein bereits im März gestellter fraktionsübergreifender Prüfantrag von SPD, Freien Wählern, Bündnis 90/Die Grünen, Linke, Pro Schweinfurt, Zukunft/ÖDP und der FDP. Speziell erkundigten sich die Fraktionen nach dem Konzept "Innovationsstadt Schweinfurt", das die Wirtschaftsförderung vor einiger Zeit vorgestellt hatte. Damit verbunden die drängendste Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, um den negative Auswirkungen des Transformationsprozesses, vor allem dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze, entgegenzuwirken?

Fangen neue Arbeitsplätze den Verlust der alten Stellen auf?

Die Antragsteller weisen daraufhin, dass auch andere Regionen vor vergleichbaren Herausforderungen stünden. "In einigen anderen Städten wurden bereits Prozesse erfolgreich in Gang gesetzt, um dem Strukturwandel zu begegnen", so das Schreiben. Aus Sicht der Unterzeichnenden ist in Schweinfurt dahingehend offensichtlich bisher zu wenig geschehen. 

Laut Antrag seien bereits jetzt deutliche Auswirkungen der Transformation zu erkennen. "In Werkshallen, in denen vor zehn Jahren 100 Menschen pro Schicht gearbeitet haben, sind es heute noch 25", hieß es etwa in dem Schreiben an den Oberbürgermeister. Diese Entwicklung werde sich durch die fortschreitende Automatisierung fortsetzen.

Neue Handlungsansätze seien deshalb dringend notwendig. "Es geht um Innovationen und darum, wie wir die negativen Auswirkungen der Transformation bewältigen können", begründete Stadtrat Adi Schön (Freie Wähler) den Antrag. Dieser zielt unter anderem auf einen möglichen Bedarf an einem Innovations- und Gründerzentrum in direkter Nähe zur Hochschule ab sowie auf die geplante "i-Factory", eine digitale Forschungs- und Lernfabrik.

Meinung der Industrie "bemerkenswert übereinstimmend"

Die Verwaltung teilte nun mit, dass der Region Schweinfurt "zweifellos einschneidende Veränderungen" bevorstünden. Technologischer Fortschritt wie die zunehmende Digitalisierung und "Industrie 4.0" würden sich künftig in der Beschäftigungssituation bemerkbar machen. Demnach werden Stellen aufgrund der Entwicklung wegfallen, jedoch aus denselben Gründen auch neue Arbeitsplätze entstehen. "Nicht mit Sicherheit absehbar ist aber, ob die Zahl der neu entstehenden Arbeitsplätze den Verlust auffangen kann", so die Verwaltung. Daher sei es gerade für eine so industriell geprägte Region wie Schweinfurt essentiell, wirtschaftsnahe Infrastruktur zu schaffen, die Innovationen fördert, welche entweder in neue Geschäftsfelder bestehender Unternehmen oder aber in völlig neue Unternehmen münden und damit Beschäftigung vor Ort schafft.

Ein förderliches Umfeld für eine solche Entwicklung könne ein Innovations- und Gründerzentrum sein. Laut Pia Jost von der Wirtschaftsförderung Schweinfurt habe man deshalb einen Fragebogen zur Ermittlung des Bedarfs an einem solchen Zentrum entworfen und diesen an die Industrie, Mittelstandsunternehmen, Wirtschaftsjunioren, Kammern, Hochschule und IG Metall verschickt. "Der Rücklauf war sehr gut", so Jost. Die Einschätzungen seien "bemerkenswert übereinstimmend" gewesen. Zentrale Aussage: "Schweinfurt ist für die Bewältigung des Strukturwandels grundsätzlich gut aufgestellt, aber es bedarf einer deutlichen Forcierung."

So werde der Bedarf an einem Innovations- und Gründerzentrum eindeutig bejaht. Der Effekt könne sich äußerst positiv auf die künftige Beschäftigungssicherung auswirken. Deshalb recherchiere Schweinfurts Stadtverwaltung regelmäßig die Förderkulissen von Bund und Freistaat, so Jost. "Tatsächlich gibt es derzeit aber kein passendes Förderprogramm", bremste sie zugleich etwas.

Idee: Gründerzentrum soll in die Nähe der FHWS

Allerdings sei die Verwaltung in Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium und eruiere Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung beziehungsweise Anschubfinanzierung durch den Freistaat. Darüber hinaus ist hierzu ein Gesprächstermin von Oberbürgermeister Remelé mit Staatsminister Herrmann geplant. Welche konkrete Förderung seitens des Freistaats erbracht werden kann, wird sich im Detail am konkreten, finalen Konzept ausrichten, so die Stadtverwaltung.

"Es geht um Innovationen und darum, wie wir die negativen Auswirkungen der Transformation bewältigen können."
Stadtrat Adi Schön (Freie Wähler)

Laut Jost bestehe die Idee eines Innovations- und Gründerzentrums in der Nähe zur FHWS in den Ledward Barracks seit mehreren Jahren. In zahlreichen Gesprächen der Stadt mit dem Landkreis Schweinfurt, dem bereits bestehenden Gründerzentrum "GRiBS", der FHWS und den Kammern wurde in den vergangenen zwei Jahren an der Idee einer "Neuausrichtung der Gründungsinfrastruktur" gearbeitet. Zwischenzeitlich liege ein Konzept für ein Gründerzentrum vor, das nunmehr unter Leitung der Wirtschaftsförderung weiterbearbeitet und zur "Umsetzungsreife" gebracht werden soll.

Dies betrifft insbesondere die Fragen des Standortes, der Finanzierung mit einem Mix aus privaten und öffentlichen Mitteln sowie zur Organisation der dahinterstehenden Netzwerkstruktur. Die Ergebnisse sollen dem Stadtrat anschließend vorgestellt werden.

Welche Vorteile könnte ein neues Gründerzentrum haben?

Nach Meinung der Industrie-Akteure könnte ein neues Innovations- und Gründerzentrum positive Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Region haben. So könnten dort etwa Aus- und Weiterbildungen stattfinden, neue Trends erkannt werden, die etablierten Betrieben zugutekommen, sowie Aufmerksamkeit für industrielle Themen geschaffen werden. 

Letztlich könne das Zentrum Gründungswillige nach Schweinfurt locken, wodurch der gesamte Wirtschaftsstandort leistungsfähiger und attraktiver für potentielle Arbeitsplätze würde.

 
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