Zum Ende des Jahres bekommt das städtische Tiefbauamt Verstärkung. Der neue Mann wird sich ausschließlich um das Großprojekt "Maxbrücke" kümmern. Die bislang gelaufenen Vorarbeiten lassen offen, ob mit dem Neubau wirklich 2022 begonnen wird. Hält die alte Brücke, wird vielleicht erst nach der Landesgartenschau 2026 (LGA) gebaut. In keinem Fall soll die Maxbrücke zu der Zeit erneuert werden, in der das Staatliche Bauamt Mitte der 2020er-Jahre die zweite Schweinfurter Brücke, die Hahnenhügelbrücke, ersetzen will.
Über den Stand der Dinge informierte sich die Redaktion bei Baureferent Ralf Brettin, Amtsleiter Christof Klingler (Tiefbau) und Amtsleiter Markus Sauer (Stadtentwicklung und Hochbau). Stellungnahmen – vom Hinweis bis zum Gutachten – sind von allen betroffenen Behörden und sonstigen relevanten Stellen eingeholt. Hier nennt Brettin vor allem das Neubauamt der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung in Aschaffenburg, das aktuell auch den Mainausbau bei Schweinfurt durchführt, wo die Fahrrinne 40 Zentimeter tiefer (auf 2,90 Meter) und mindestens 40 Meter breit wird.
Höhere Brücke für größere Schiffe
Einen Mittelpfeiler, wie ihn die jetzige Brücke als Zwischenaufleger in der Fahrrinne hat, kann, muss es aber nicht geben, was den Planern freie Hand für unterschiedliche Lösungsansätze gibt. Klar ist, das für die künftig mächtigeren Schiffe die Durchfahrtshöhe großzügiger zu bemessen ist. Stark beschäftigt hat die Verwaltung das Naturschutzgebiet "Saumain". Die Eingriffe in das auch für die Zugvögel wichtige Biotop sind beim Bau und bei der Konstruktion "verträglich zu gestalten".
Mit in die Unterlagen für den Architektenwettbewerb wandern die Vorgaben der Stadt auf bis zu drei Richtungsstreifen (mit der Busspur) stadteinwärts und eine Gesamtbreite, die bei halbseitigen Sperrungen den Verkehr auf jeweils einer Spur in beide Richtungen fließen lässt. Wichtig sind dem Baureferat Radfahrer und Fußgänger. Auch während der Bauzeit sollen diese den Fluss nahe am Stadtzentrum queren können: entweder auf der alten Brücke oder auf einem provisorischen Steg, eventuell aber auch über die Staustufe.
Und: "Die Situation am Maintalradwanderweg muss verbessert werden", so Brettin. Der Bau eines Stegs unter der neuen Brücke (von der Mainlände zur Gutermann-Promenade) ist hier eine Option, die den "Konfliktpunkt" an der Harmoniekreuzung entschärfen könnte. "Wir haben uns die Leistungsfähigkeit der Kreuzung genau angeschaut", ergänzt Christof Klingler, der sich von dem Neubau eine entspannte Verkehrssituation am ganzen südlichen Stadteingang erhofft.
Geprüft sind mittlerweile die Zuschussmöglichkeiten für die 17 bis 20 Millionen Euro teure neue Maxbrücke, deren Baukörper wahrscheinlich wieder mit allerhand Technik gespickt wird. Dazu gehören die Druckleitung der Stadtentwässerung, die Rohre, die das Trinkwasser vom Wasserwerk in der Wehr in die Stadt bringen, sowie Strom- und Gasleitungen. Eine Verlegung dieser Leitungen in einem Düker unter dem Flussbett würde ein Provisorium zwischen Abriss und Neubau ersparen.
Unter Kontrolle
Seit der letzten Instandsetzung in den Jahren 2016/17 wird der Zustand der Brücke permanent kontrolliert. 2020 soll dieses Monitoring noch intensiviert werden. Davon erhofft sich die Bauverwaltung Aufschluss, ob der Neubau noch vor der Landesgartenschau zu erstellen ist, oder ob die Bauarbeiten auch nach 2026 beginnen können. Während der LGA soll die Maxbrücke auf jeden Fall voll funktionstüchtig sein.
Gebaut wurde die jetzige Brücke in den Jahren 1958 bis 1960 in der damals üblichen Bauweise: eine vorgespannte Brücke mit vielen Stahlsprossen. Moderne Stahlbrücken haben weniger, dafür dickere Eisen. Denkbar sind auch andere Konstruktionen. Klarheit soll der Architektenwettbewerb bringen. Halten soll die neue Brücke wieder mindestens sechs, besser acht Jahrzehnte. Die derzeitige Brücke (komplett saniert 1997/98) ist jetzt 59 Jahre alt und hat weit mehr Verkehr und viel schwerere Fahrzeuge als ehemals absehbar getragen.
Straßenbahn nicht berücksichtigt
Ob einmal eine Leichtbahn (Zugverbindung von Gerolzhofen bis in die Stadt Schweinfurt) über die neue Maxbrücke rollt, ist politisch nicht entschieden und bislang bei der Planung nicht berücksichtigt. "Da fehlen noch zu viele Fakten", so Brettin. Beim Anschluss der neuen Brücke nach Süden an die Ludwigsbrücke ("guter Zustand"), über der Eisbahn, sieht Brettin keine großen Veränderungen.
Diese werde es allerdings im Umfeld der Brückenzufahrt auf der Stadtseite geben. Etabliert hat sich an der Lände der "Stadtstrand". Ein Gebäude für die Gastronomie statt des aktuellen Provisoriums wird es aber erst nach einem richterlichen Entscheid über die von der Stadt geplante Bebauung der Lände mit einigen Stadthäuser geben. Auf der anderen Seite, an der Gutermann-Promenade, ist ein Korrespondenz-Projekt im Rahmen der LGA angedacht. Auch hier hat sich neben der Disharmonie ein gastronomisches Provisorium breitgemacht. Brettin kann sich gut vorstellen, dass Essen und Trinken in das Gestaltungskonzept passt, denn "dort ist es schon heute schön".
Die Achillesferse Schweinfurts bleibt vmtl. auch nach den beiden Brückenneubauten die nur zwei innerstädtischen Main-Straßenbrücken. Man weiß nicht was die Zukunft bringt und glaubte schon vor 60 Jahren für sie richtig zu planen. Wie weit man daneben lag wissen wir heute.
Gleich zwei Chancen bieten sich derzeit, die Achillesferse dauerhaft etwas zu entspannen:
1. Regionalstraßenbahn via Max- und Gerolzhöferbrücke
2. Ein dauerhafter Fuß- & Radsteg auf Trasse der aufgegebenen 3. Mainbrücke. Er war bereits vor längerer Zeit von der Stadt angedacht und könnte City/DB-Haltepunkt/Mitte mit dem Hafen-Ost und tausenden Arbeitsplätzen verbinden. Wenn man ihn jetzt planen & bauen könnte, wäre er vmtl. vor dem Abbruch der Maxbrücke fertig. Man hätte dann den provisorischen Steg eingespart.
ich finde es von der Stadt und der Mainpost super das Projekt so offen zu kommunizieren und in allen Details zu beleuchten - der Brückenneubau betrifft jeden, es ist ein "Jahrhunderprojekt" und kann zahlreiche Verbesserungen und Aufwertungen mit sich bringen.
Es wäre schön wenn die Mainpost hierüber regelmäßig berichtet.
Persönlich würde ich mir auch eine "architektonisch" ansprechende Brücke wünschen - das Teil steht hier die nä. 60 Jahre im absoluten Mittelpunkt als Ein- und Ausgang in die Stadt - da darf die Brücke gerne was hermachen (und ggf. auch den ein oder anderen Euro mehr kosten) - wenn man sieht wofür sonst überall Geld vorhanden ist...
Gleiches gilt natürlich für die Hahnenhügelbrücke...
Ihren beiden Aussagen kann man sich nur anschließen.
Ein Ort, wo Klotzen statt zu Kleckern funktional wie auch vom Stadtbild Sinn machte. Vielleicht bietet sich eine großstädtische Tragseilbrücke an, mit Pylon auf der Maininsel und zwei öffentlichen Fahrspuren in jeweils beide Richtungen und außen jeweils eine Spur mit Tramgleis, auf der auch der Bus fahren darf. Das wäre (einigermaßen?) zukunftstauglich.
Zugleich gäbe es ein neues Wahrzeichen der Stadt, mit nachts angestrahltem Pylon. Im Kontext mit der SKF-Leuchtreklame, nach einstigem UNO-Vorbild, ein bisschen fränggisches NYC.
Die Brücke verbindet Deutschland nördlich & südlich des Mains und könnte vielleicht zu einem Symbol werden. Wenn man groß denkt, fällt einem dabei auch das Tor zum Westen in St. Louis ein.