„Sind wir nicht!“, sagt der städtische Baureferent Ralf Brettin zu der allenthalben auftauchenden Frage, ob im Rathaus die Leute vom Bau verrückt sind, weil diese die alte Maxbrücke jetzt erst einmal sanieren, um sie dann 2023 abzureißen. Für Brettin ist die 1,5 Millionen Euro teure zeitliche Überbrückung bis zum Neubau die bei weitem beste und auch die günstigste Lösung.
Die letzte Hauptprüfung am Bauwerk aus dem Jahr 1958 brachte zwar nicht die Bewertungsstufe 4, die eine sofortige Schließung zur Folge gehabt hätte, jedoch die Note 3.0, welche die Sicherheit der Brücke als „nicht mehr ausreichend“ einstuft und zum Handeln zwang.
Die Alternativen
Untersucht wurden daraufhin drei Alternativen: Generalsanierung, sofortiger Abriss samt Neubau und die Instandsetzung als Sofortmaßnahme. Letztere wird jetzt umgesetzt, da der völlige Wegfall der Mainbrücke (auch für Fußgänger und Radler) für mindestens drei Jahre „undenkbar“ sei, und der knapp zweistellige Millionenbetrag für eine Generalsanierung nur eine Verlängerung der Lebensdauer der Brücke um „zehn, vielleicht 15 Jahre“ gebracht hätte.
Beim Brückenneubau geht die Stadt von Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro und damit von doppelt so hohen Investitionen als für die Generalsanierung aus. Allerdings werde der Neubau keine 15 Jahre, sondern 60 Jahre stehen, so Brettin.
Prominenter Stadteingang
Für den Neubau setzt der Baureferent eine Planungszeit von mindestens drei Jahren an, auch weil die Brücke am schönsten der Schweinfurter Stadteingänge (mit Museum Georg Schäfer, Ebracher Hof, Harmoniegebäude und Spinnmühle) nicht nur funktionell, sondern auch repräsentable werden soll.
Die Brücke ist nicht nur eine Verkehrsverbindung, sondern vollgestopft mit verschiedenen Leitungen. In den zwei Kammern unter den Richtungsfahrbahnen der Stahlbetonkonstruktion sind Abwasser- und Frischwasserrohre (die Stadt bekommt das Trinkwasser aus dem Wasserwerk in der Wehr) installiert, – genauso wie Strom-, Telefon- oder Gasleitungen.
Allerhand Klärungsbedarf gibt es beim Überbau der Bundeswasserstraße Main und natürlich auch bei den Eingriffen in das Naturschutzgebiet Saumain. Wichtig ist für Brettin, möglichst viele Bürger und Interessensvertreter mitreden zu lassen, denn der Neubau werde nach 2023 für mindestens sechs Jahrzehnte stehen.
Ohne Zeitdruck
Die nötige Zeit für eine Planung ohne Zeitdruck soll die angelaufene Sofortmaßnahme bringen, die die undichten Stellen an der Kante zwischen Bürgersteig und Fahrbahn beseitigen wird, wo Salz und Wasser in die Hohlräume drang, weshalb der Beton bröckelt, der Stahl rostet und Leitungen angegriffen sind. Die wichtigste Maßnahme ist somit die Erneuerung der Fahrbahndecke, also des „Daches“ der Brücke.
Für den Neubau, der an prominenter stelle die Stadt aufwerten soll, wird ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben – voraussichtlich 2019.
Bis zu diesem Zeitpunkt muss das Baureferat die Planungsgrundlagen geklärt haben, wozu eine Untersuchung des Flussbettes genauso zählt die die Vorgabe, ob die neue und auch breitere Brücke mit Geh- und Radwegen versehen wird, oder ob für Fußgänger und Zweiradfahrer ein eigenes Bauwerk erstellt wird. Fest steht schon jetzt, dass der motorisierte Verkehr mehr Platz bekommt, so dass bei künftigen Bauarbeiten trotz halbseitiger Sperrung Autos, Laster und Busse auf verengten Fahrbahnen in zwei Richtungen unterwegs sein können, was diesmal an der Breite der Brücke knapp scheiterte. Noch offen ist, ob ab 2023 eine Behelfsbrücke Entlastung bei der Fahrt in und aus der Stadt ermöglicht.
Verkehrsprognosen
Zu berücksichtigen sind überdies Verkehrsprognosen, der Trend zu immer größeren Lastkraftwagen, Verkehrströme sowie die innerörtliche und die überörtliche Verkehrsplanung – von Stadt, Landkreis, Freistaat und Bund.
„Nur mit einer guten Auslobung wird beim Architektenwettbewerb auch ein gutes Ergebnis erzielt“, sagt Ralf Brettin, der sich von einer exakten Planung eine solide Finanzierung, eine möglichst hohe Förderung aus öffentlichen Töpfen, das Ausbleiben unangenehmer Überraschungen und einen zügigen Baufortschritt verspricht.
Zu den Kosten macht Brettin folgende Rechnung auf: Die neue und 20 Millionen Euro teure Brücke soll 60 Jahre halten, koste also pro Jahr 330 000 Euro. Die Sofortmaßnahme, die den Baubeginn und damit auch die Nutzungsdauer um fünf Jahre hinausschieben wird, ist mit 1,5 Millionen Euro in fünf Jahren oder jährlich mit 300 000 Euro ähnlich teuer zu finanzieren. Von Geldverschwendung könne also keine Rede sein.