
Als im Vorjahr die Kosten für den geplanten Neubau der Grund- und Mittelschule in Gerolzhofen völlig aus dem Ruder zu laufen schienen, zog der Stadtrat die Handbremse. Offiziell wurden 43 Millionen Euro genannt, es war aber auch von 60 Millionen Euro die Rede.
Unbestritten ist seit langer Zeit, dass die Schulhäuser am Lülsfelder Weg in die Jahre gekommen sind. Nachdem die Planungen im Juni auf Eis gelegt wurden, entschied sich das Ratsgremium - die Stadt ist Bauherr, acht weitere Gemeinden sind über die Schulverbände beteiligt - für ein neues Vorgehen.
Architekturbüro ermittelte die Kosten für zehn Varianten
Vor einer weiteren Entscheidung sollten zunächst bauliche Alternativen und deren Kosten geprüft werden. Herauskristallisiert haben sich dabei zehn Varianten, die von einer Sanierung bis zum Teil- oder Komplettneubau der Schulen reichen und auch drei Optionen zur Schulturnhalle umfassen.

Neun Monate hatte das Architekturbüro Stirnweiss aus Gerbrunn die Varianten geprüft. Am Mittwoch präsentierte Georg Stirnweiss bei einer Informationsveranstaltung den Vertretern des Stadtrates, der Gemeinden und Schulen sowie der beiden Schulverbände die Millionen-Summen.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?
Unabhängig von der Variante wird es ein teures Vorhaben bleiben. So liegen alle Berechnungen für Neubauten oberhalb von 43 Millionen Euro, aber immerhin unterhalb der befürchteten 60-Millionen-Marke. Allerdings wäre eine Generalsanierung der zwei Schulgebäude nicht wesentlich günstiger.

Positiv: Das Architekturbüro hat nahezu alle Maßnahmen einberechnet, bei Neubauten etwa die Kosten für Abbruch, Bau der Zweifach-Sporthalle und des Außensportgeländes (nördlich der Volkach) sowie Interimslösung während der Bauzeit. Der Unterricht würde übergangsweise in dreigeschossigen Containermodulen am Parkplatz Lülsfelder Weg stattfinden.
Welche Option wäre die günstigste Option?
Das ist die Generalsanierung beider Gebäude. Hierfür kalkuliert Stirnweiss 37 Millionen Euro ein. Zusätzlich wären 700.000 Euro für Sportanlagen-Bau und Sporthallen-Sanierung fällig. Nachteil: Das 2023 entworfene, moderne Raumprogramm bliebe außen vor, Hort- und Mittagsbetreuung fehlten und die Gebäude wären nicht barrierefrei. Und die Grundschule würde nur Platz für sechs statt zehn Klassen bieten (Mittelschule 15 Klassen).

Zumindest ist in diesem Fall eine kleine räumliche Erweiterung für Fachräume vorgesehen. Ob es auch für Generalsanierungen staatliche Fördermittel gibt, diese Frage von Stadtrat Benedikt Friedrich (CSU) konnte der Architekt nicht beantworten.
Wie viel kosten andere Sanierungsvarianten?
Die zweitgünstigste Sanierung beinhaltet das Raumkonzept und größere Erweiterungen, aber auch nur für sechs Grundschulklassen. Das Preisschild: 42 Millionen Euro. Barrierefreiheit wäre garantiert, unter anderem mit Aufzügen (Mittelschule). Das Grundschulgebäude bekäme Anbauten (zwei Stockwerke plus zwei Treppenhäuser).
Bei der teuersten Sanierung (45 Millionen Euro) würde die Grundschule zusätzlich eine Aufstockung erfahren, sodass zehn statt sechs Klassen unterrichtet werden könnten. Nur bei dieser Variante sind Räume für eine Mittags- und Hortbetreuung vorgesehen.
Wie teuer käme ein Neubau der beiden Schulen?
Die Spanne reicht hier von 44 bis 54,5 Millionen Euro, je nach Ausstattung, Größe und Ort. Eine Mittagsbetreuung wäre inbegriffen. Günstigste Variante wäre ein Neubau beider Schulen mit vier Geschossen (6 Klassen Grundschule, 15 Klassen Mittelschule) und modernem Raumprogramm auf einer Fläche nördlich der jetzigen städtischen Sporthalle.
Vorteil: Eine Interimslösung wäre nicht notwendig, da die Bestandsgebäude erst nach Fertigstellung des Neubaus abgebrochen werden. In der 44-Millionen-Euro-Variante würde die städtische Sporthalle saniert und erweitert werden. Bei einem Bau einer Zweifach-Turnhalle würde das Vorhaben teurer werden und 46,5 Millionen Euro kosten. Ein neues Außensportgelände wäre bereits eingerechnet.
Mehr kostet es, wenn das neue Schulgebäude an der Stelle der jetzigen Mittelschule statt nördlich der Sporthalle gebaut wird. In diesem Fall wäre eine Container-Lösung für den Schulunterricht in der Bauzeit nötig. Je nachdem, ob die Sporthalle saniert und erweitert, oder eine neue Zweifach-Halle gebaut wird, steigen die Kosten auf 49 bzw. 51,5 Millionen Euro.
Was kostet ein Neubau für zehn Grundschulklassen?
Ein solcher viergeschossiger Neubau könnte auf dem Gelände am Lülsfelder Weg errichtet werden. Hier gibt es die gleichen Standort- und Sporthalle-Optionen wie bei den vorgenannten Varianten. Kosten: Los geht es bei 47 Millionen Euro und endet bei 54,5 Millionen Euro.
Welche Neubau-Varianten böten sich außerdem an?
Zum Beispiel ein Neubau-Komplex für Grundschule (10 Klassen) und Mittelschule mit Zweifach-Sporthalle und Außensportgelände am Schallfelder Weg, auf dem freien Grundstück neben dem Stadion. Hierfür veranschlagt der Architekt 50 Millionen Euro, inklusive Erschließung und Abbruch der alten Gebäude.

Als weitere Option bieten sich zwei getrennte Neubauten an: Eine neue Grundschule mit vier Geschossen könnte am Standort Breslauer Straße (6 Klassen), neben der Grabenschule, oberhalb einer zu bauenden Tiefgarage auf dem Wilder-Mann-Grundstück entstehen. Der Mittelschule-Neubau würde, nach dem Abriss, an gleicher Stelle im Lülsfelder Weg mit Sporthalle und -gelände errichtet werden. Gesamtkosten: 52,5 Millionen Euro.

Wie waren die Reaktionen darauf und wie geht es weiter?
Bis auf Detailfragen gab es nur eine einzige Wortmeldung zu den Summen: Stadtrat Thomas Vizl (Geo-net) bezweifelte, "dass Stadt und Gemeinden das überhaupt stemmen können." Vielleicht sollte man über "kreative Möglichkeiten" nachdenken; als Beispiel nannte er eine zeitlich gestreckte Sanierung einzelner Teilbereiche der bisherigen Schulgebäude.
Alle Alternativen sollen demnächst im Stadtrat, in den Schulverbänden und im Bürgermeister-Ausschuss besprochen werden. Das kündigte Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU), der zugleich Vorsitzender der Schulverbände ist, an.
Ihm zufolge geht es zunächst um die Grundsatzfragen: Was wolle man wann und wo - und wer soll Bauherr sein? Kürzlich hatte er gegenüber dieser Redaktion seinen Wunsch geäußert, dass die Schulverbände die Bauherrenschaft übernehmen sollen.
Wie lange die Entscheidung dauern könnte, deutete er nur kurz an: "Dann ist das Jahr rum." Ob damit der vorgesehene Fertigstellungstermin, zumindest für einen Neubau, im Jahr 2029 noch zu halten ist, das ist derzeit fraglich.