
Die Entscheidung hatte sich die vergangenen Monate angedeutet, spätestens nach einer Diskussion im Stadtrat im April. Jetzt hat sich das Gremium in großer Einmütigkeit dafür ausgesprochen, den schon länger beschlossenen Schulhausneubau in Gerolzhofen in dieser Form vorerst nicht weiterzuverfolgen.
Auslöser waren die extrem gestiegenen Gesamtkosten auf offiziell mindestens 43 Millionen Euro, mit allen zu erwartenden Kosten rechnete man sogar mit bis zu 60 Millionen Euro. So war auch wieder die Frage aufgekommen, ob eine früher angedachte Sanierung nicht vielleicht günstiger und besser wäre.
Beschlüsse werden nicht aufgehoben, nur zurückgestellt
Gestorben ist die größte Baumaßnahme der Stadt, die als Bauherr auftritt, während die Mitgliedsgemeinden der Schulverbände einen Anteil zahlen müssen, damit allerdings nicht. Nachdem sich die neun Bürgermeister im Mai in einem Arbeitskreis einig waren, und auch schon der Stadtrat und die Fraktionsvorsitzenden sich dazu ausgetauscht hatten, stellte das Gremium am Montag die beiden Stadtratsbeschlüsse zu diesem Vorhaben erst einmal zurück.
Dazu zählen der im Oktober 2022 getroffene Grundsatzbeschluss, die sanierungsbedürftige Grund- und Mittelschule am Lülsfelder Weg abzureißen und an ihrer Stelle einen modernen Schulhausneubau zu errichten. In diesem Zusammenhang hatte der Stadtrat ein Jahr später grünes Licht dafür gegeben, das Vergabeverfahren (VgV) durchzuführen. Auch dieser zweite Beschluss wurde nun einstimmig auf Eis gelegt.
Zugleich haben die Stadträte und Stadträtinnen entschieden, kostengünstigere Varianten durch ein Fachbüro untersuchen und prüfen zu lassen. Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) geht davon aus, dass in voraussichtlich neun Monaten die Kostenschätzungen vorliegen.
Zehn Varianten – vom Neubau bis zur Sanierung
Die zehn Optionen beinhalten drei verschiedene Varianten mit einer Sanierung oder Generalsanierung der bestehenden Schulanlagen am Lülsfelder Weg – teils mit Fachräumen oder Erweiterungen aus dem bereits ausgearbeiteten Raumprogramm sowie einer Mittags- und Hortbetreuung. Oder mit einer Sanierung der Grundschule mit sechs statt zehn Klassen.
Drei weitere ins Spiel gebrachte Vorschläge sehen einen Neubau der Grund- und Mittelschule vor: Wahlweise für sechs sowie zehn Grundschulklassen, zusätzlich zu 15 Mittelschul-Klassen inklusive Mittagsbetreuung. Zudem soll auch ein Neubau an der Schallfelder Straße auf die Kosten abgeklopft werden.
Neben weiteren Varianten, welche die Schulsporthalle betreffen (darunter Sanierung der städtischen Halle, mit und ohne Erweiterung, sowie Abriss und Neubau) sticht eine neue Option heraus, die eine räumliche Aufteilung der Grund- und Mittelschule zur Folge hätte. So steht als zehnte Alternative ein Neubau für sechs Grundschule-Klassen am Standort Breslauer Straße mitsamt Mittagsbetreuung zur Prüfung, während ein zweiter Neubau für die Mittelschule (15 Klassen) am bisherigen Standort Lülsfelder Weg gebaut werden könnte, zusammen mit Sporthalle und Außensportanlagen.
Sandra Nagel vom Stadtbauamt hatte die Varianten vorgestellt. Nur wenn die getroffenen Beschlüsse zurückgestellt würden, könnte das Stadtbauamt und der Bürgermeister ein Fachbüro mit der weiteren Untersuchung beauftragen, sagte sie.
Neuer Standort an der Breslauer Straße "interessant"
Das alles, ergänzte Bürgermeister Thorsten Wozniak, hindere die Stadt nicht daran, sinnvoll weiterzuarbeiten. Er erhoffe sich nun einen "transparenten Prozess", wie und wo Kosten eingespart werden können. Günter Iff (Freie Wähler) begrüßte die anstehende Prüfung auch von Sanierungen, nachdem die Neubaukosten immer weiter über den Kopf wachsen. Es sei klar, dass man sich den Neubau in der aktuellen Form so nicht leisten könne.

Burkhard Wächter (CSU), dessen Fraktion im Januar gefordert hatte, den geplanten Schulhausneubau zu überdenken und Alternativen zu prüfen, sah sich bestätigt. Die ausufernden Kosten würden die freie Finanzspanne belasten. Das Aufzeigen von Perspektiven sei wichtig, so Wächter. Der erstmals vorgeschlagene Standort für eine Grundschulerweiterung neben der Grabenschule in der Breslauer Straße fand er "interessant".
Vizl: Eventuell in mehreren Bauabschnitten denken
Man sei wieder auf dem Stand wie vor drei, vier Jahren angelangt, konstatierte Thomas Vizl von der Geo-net-Fraktion. Aber man müsse finanziell "abspecken". Vizl kann sich gut vorstellen, die Grabenschule zunächst zu erhalten und die nächsten zehn, zwanzig Jahre weiterzubetreiben. Bei dem Projekt Schule sollte man künftig vielleicht in Bauabschnitten denken, riet er.
Nochmals in sämtliche Richtungen zu denken, hält Zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD) für den richtigen Weg. "Es ist eine schwierige Kiste", sagte er. Auch er könnte sich mit dem Standort Breslauer Straße anfreunden. Eine Standort-Trennung, meinte Benedikt Friedrich (CSU) dazu, ist aus seiner Sicht "gar nicht so schlecht". Auch wenn man gewisse Abstriche machen müsse, so mahnte er zugleich an, dass bestimmte Kriterien auch bei einer Sanierung beachtet werden müssten.
Am Dienstagabend wollen die Schulverbände der Grundschule und Mittelschule über die geänderte Marschrichtung beraten und laut Beschlussvorlage den in der Ratssitzung gefassten Beschlüssen zustimmen.