Nahwärme im Raum Gerolzhofen: Es sind kaum Netze vorhanden, nur eine Gemeinde plant gerade eine größere Lösung
Das private Wärmenetz in Unterspiesheim ragt heraus. Oberschwarzach könnte im Altort bald nachziehen. In Gerolzhofen profitieren nur kleine Bereiche von Nahwärme.

Nahwärmenetze sind im Raum Gerolzhofen spärlich gesät. Wenn man "echte" Nahwärmenetze sucht, also Wärmenetze, die nicht nur eine Handvoll benachbarter Gebäude mit einer gemeinsamen Heizung wärmen, dann schaut's ganz mau aus. Denn der von dieser Redaktion recherchierte, womöglich nicht ganz vollständige Überblick zeigt: Neben dem großen, vor knapp zwei Jahren in Betrieb gegangenen Nahwärmenetz in Unterspiesheim, das knapp 90 Gebäude versorgt, gibt es lediglich drei weitere, deutlich kleinere Wärmenetze, die in Betrieb sind.
- Zu nennen ist hier Gerolzhofen. Dort speist eine Wärmezentrale auf dem Gelände eines Industriebetriebs im Norden der Stadt die Heizkörper in mehreren Gebäude entlang der Dreimühlenstraße sowie der Andreas-Hippler-Straße. Dazu zählen das Schulzentrum, die Erlöserkirche, das Seniorenstift und das Feuerwehrhaus. Ursprünglicher Gedanke des Projekts in Kooperation mit der ÜZ Mainfranken war es, die bei der Herstellung von Schleifscheiben entstehende Abwärme zu nutzen.
- Ebenfalls in Gerolzhofen, im Baugebiet "Am Nützelbach I", versorgt die ÜZ 30 Anwesen, und damit fast das komplette Baugebiet, mit sogenannter Kaltwärme, also mit Hilfe von Geothermie. Pläne, Bauherren auch im folgenden Baugebiet "Am Nützelbach II" zu verpflichten, ihre Gebäude an ein Kaltwärmenetz anschließen zu lassen, hatte der Stadtrat im Jahr 2022 wegen kaum vermittelbaren Kostensteigerungen aufgegeben. Von der vor über sieben Jahren publik gewordenen Idee, auch in der Gerolzhöfer Altstadt ein Nahwärmenetz aufzubauen, ist schon lange nichts mehr zu hören gewesen.
- Klein, dafür aber seit einigen Monaten in Betrieb, ist das Wärmenetz, das Landwirt Klaus Treutlein in Kolitzheim aufgebaut hat. Hier stammt die Wärme aus dem Blockheizkraftwerk der von Treutlein betriebenen 99-Kilowatt-Biogasanlage auf Güllebasis. Er versorgt eigenen Angaben nach nicht nur das Rathaus und das neu errichtete Feuerwehrhaus mit Wärme, sondern fünf weitere Anwesen entlang der Schweinfurter Straße. Das erzeugte Biogas würde rechnerisch für den Betrieb eines zweiten Motors reichen – eine Option, die Treutlein prüft. Damit würde sich die verfügbare Wärmemenge vergrößern und es könnten zusätzliche Haushalte entlang der ein Kilometer langen Wärmeleitung versorgt werden.
- In Donnersdorf existiert immerhin die Miniaturausgabe eines Wärmenetzes: Kindergarten, Falkenbergzentrum und Sportheim teilen sich eine mit Hackschnitzel betriebene Heizzentrale. Laut Bürgermeister Klaus Schenk wird geprüft, wie auch das Feuerwehrhaus angeschlossen werden könnte.

- Hackschnitzel aus dem eigenen Gemeindewald und die Abwärme aus einer privaten Biogasanlage spielen zentrale Rollen bei dem Nahwärmenetz, das in Oberschwarzachs Ortsmitte entstehen soll. Erste Pläne für ein Nahwärmenetz in diesem Bereich reichen fast zehn Jahre zurück. Doch dieses Mal sieht alles danach aus, als ob das Vorhaben in die Tat umgesetzt wird. Spätestens bis Winter 2025/26 sollen nach Vorstellungen von Bürgermeister Manfred Schötz alle drei geplanten Bauabschnitte fertiggestellt sein. Neben dem Oberschwarzacher Schloss und womöglich dem Kindergarten könnten sich auch Privatanwesen an das Netz anschließen. Im Frühjahr hatten sich bereits etwa 50 Interessierte bei der Gemeinde gemeldet.
- Die Gemeinde Lülsfeld plant aktuell nach Angaben von Bürgermeister Thomas Heinrichs, mehrere kommunale Gebäude am Rathaus zentral mit Wärme zu versorgen. Neben dem Rathaus zählen hierzu das Feuerwehrhaus, der Bauhof, das Sportheim und ein Miethaus. Vorgesehen sei, sechs Heizungen auszutauschen und diese durch eine Kombi-Heizung zu ersetzen, die Wärme aus Hackschnitzel und eine Wärmepumpe (unter Einbezug einer Photovoltaikanlage) erzeugt.
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