Nicht erst seit den gestiegenen Energiekosten durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird die Frage nach den Heizarten der Zukunft lauter. In der Steigerwald-Gemeinde geht man nun einen neuen Weg, es soll ein Nahwärmenetz in Oberschwarzach entstehen. Interesse bestehe bereits von 50 Haushalten, wie Bürgermeister Manfred Schötz berichtet, die zukünftig ihre Wärme über das Netz empfangen wollen.
Aber wie kommt eine kleine Gemeinde mit knapp 1500 Einwohnerinnen und Einwohnern auf die Idee, ein Nahwärmenetz einzurichten? Bürgermeister Schötz erklärt, dass das alles mit der Sanierung des Schlosses zusammenhängt. Das soll nämlich im alten Gemäuer eine umweltfreundliche Heizung bekommen, auf jeden Fall aber kein Öl und auch kein Gas. Da es mit Holz und Hackschnitzel zu eng werden würde, kam der Vorschlag einer Pelletheizung auf. Der wurde aber von der Gemeinde abgelehnt, da man sich abhängig machen würde. Holz habe man hingegen selbst auf 420 Hektar Gemeindewald, wovon bis zu 5,28 Festmeter pro Hektar im Jahr geerntet werden könnten und die Bewirtschaftung weiterhin nachhaltig bliebe.
In den weiteren Überlegungen standen dann ein separates Heizhaus für das Schloss einzeln oder mit einem Anschluss von Einrichtungen wie dem Kindergarten im Raum. Nun soll es das Nahwärmenetz werden, an das auch Bürgerinnen und Bürger ihre Häuser anschließen können.
"Grundsätzlich ist es wirtschaftlich, aber nicht ganz günstig", sagt der Bürgermeister über das Projekt. "Je mehr mitmachen, umso günstiger wird es – und wir haben etwas für die Umwelt getan", fügt er an. Die Gemeinde hätte für das Nahwärmenetz in Oberschwarzach gerne einen Betreiber. Die Ausschreibung hierfür soll am Montag im Gemeinderat beschlossen werden.
Haushalte sollen in drei Bauabschnitten ans Netz angeschlossen werden
In drei Bauabschnitten sollen die Bereiche erschlossen werden, in denen sich Haushalte an das Nahwärmenetz anschließen lassen können. Darin liegen unter anderem die Schule und das Rathaus. Nicht dabei sein werden wohl die neue und die ältere Siedlung sowie die Steinmühle, wie Schötz erklärt. Baubeginn soll Anfang 2024 sein, wenn es nach den aktuellen Planungen geht.
Spätestens bis Winter 2025/2026 soll alles ausgebaut sein. Bürgermeister Schötz glaubt aber, dass man das eher schafft. In dem Zug könnten auch Glasfaserkabel für schnelles Internet verlegt und Wasser- sowie Abwasserleitungen erneuert werden, sollte das erforderlich sein. Am Ende soll dann der Straßenbau und eine Dorfplatzgestaltung mit einer Auflösung des Straßencharakters folgen. Bei letzterer möchte Bürgermeister Schötz erreichen, dass "der Verkehr langsamer wird".
Welche Heizarten sollen in Oberschwarzach zum Einsatz kommen?
Das Nahwärmenetz in Oberschwarzach soll mit drei Heizsystemen betrieben werden. Die Grundlast von 43 Prozent soll hierbei von einer Biogasanlage gestemmt werden. Weitere 49,5 Prozent und somit die Mittellast sollen zwei Hackgutheizkesseln à 150 Kilowatt (kW) samt drei Pufferspeichern liefern, die in der Schule beheimatet sind. Aktuell ist bereits ein Kessel mit zwei Pufferspeichern vor Ort vorhanden.
"Ein Anbieter muss die Hackschnitzelanlage der Schule übernehmen", erklärt Schötz. Diese werde aktuell von der Gemeinde betrieben. Bereits ab Oktober soll die Wärmelieferung an die Schule von einem Betreiber übernommen werden. Holz dafür kommt aus dem Gemeindewald und müsse zum Teil von der Gemeinde abgekauft werden – "immer nachhaltig betrachtet", so der Bürgermeister.
Die Spitzenlast und somit die fehlenden 7,5 Prozent deckt ein Heizölkessel mit 900 kW Leistung im Rathaus ab. Schötz beschwichtigt aber, das sei nur zum "Draufheizen", vielleicht 100 Stunden im Jahr, wenn es richtig kalt draußen ist. Die Gemeinde hätte hier ohnehin gerne Wasserstofftechnik.
Private Biogasanlage versorgt kommunales Nahwärmenetz
Die Biogasanlage, die die Grundlast sicherstellen soll, wird von Landwirt Armin Zehner gebaut, der eine Käserei hat. "Wir brauchen Wärme und Strom", sagt er. Überlegungen seinerseits gab es schon länger, diese lagen nur unter anderem wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine auf Eis.
Selbst war er mal zweiter Bürgermeister in Oberschwarzach, und so kam letztendlich auch der Austausch mit Bürgermeister Schötz und die Idee zustande. Zehner erklärt gegenüber dieser Redaktion, dass er wegen der Baukosten größer bauen müsse. Die Leistungsobergrenze der Anlage soll bei 150 kW Strom liegen. Für ihn das Positive: Er bekomme die Wärme zu 100 Prozent los und es reicht für ihn selbst.
Zehner erklärt, dass eine Biogasanlage Strom und Abwärme erzeuge. Betrieben werden soll sie mit Mist, Stroh und Gülle. "Das ist die beste Lösung, weil aus Abfall Energie und Wärme erzeugt wird", so der Landwirt. Die Planungen für die Anlage seien bereits in Auftrag gegeben. Perspektivisch ist angedacht, dass einmal seine Söhne die Anlage führen.
Der Anschluss an das Nahwärmenetz kostet Anwohnerinnen und Anwohner ungefähr bis zu 10.000 Euro, erklärt Bürgermeister Schötz. Wie viel Kosten am Schluss für die Wärme selbst anfallen, könne derzeitig noch nicht gesagt werden. "Ergebnis muss sein, dass der Endverbraucher pro Kilowattstunde einen vernünftigen Preis zahlt", so Schötz.
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