
Ein alter Streit ist wieder da: Wie geht es weiter mit dem Bauprojekt auf dem früheren Platz des SC 1900 Schweinfurt am Gottesberg? Im Sommer 2022 wurde nichtöffentlich im Liegenschaftsausschuss beschlossen, das Grundstück einem Investor anzubieten. Das Vorgehen hatte für großen Streit zwischen Teilen des Stadtrates und der Verwaltung gesorgt. Zwei Jahre später ist von einem Neubau weit und breit aber noch nichts zu sehen.
Die Bürgerinitiative Gottesberg, mit den Sprechern Michael Ramming und Wolfgang Rebstöck, sieht die Pläne für die Bebauung nach wie vor sehr kritisch, genauso wie die Initiative Zukunft./ödp von Stadträtin Ulrike Schneider. In einer gemeinsamen Stellungnahme heißt es: "Die innerstädtische Grünfläche am Gottesberg im Widerspruch zum Flächennutzungsplan durch große Wohnblöcke zu versiegeln, grenzt angesichts der zunehmenden klimatischen Extremwetterlagen an einen Schildbürgerstreich."
Verwiesen wird in der Stellungnahme auch auf eine Veröffentlichung des Wasserwirtschaftsamtes, das für den direkt an den Sportplatz angrenzenden Marienbach das Überschwemmungsgebiet im Falle eines hundertjährigen Hochwassers definiert hat. Aus Sicht der Initiative werden dadurch die Pläne "ad absurdum geführt."

Zonen für extreme Hochwasser vom Wasserwirtschaftsamt schon länger definiert
Aus Sicht der Stadt hat sich auf Anfrage allerdings die Sachlage nicht verändert. Das Wasserwirtschaftsamt habe keine neuen Berechnungen durchgeführt, die Karten für die verschiedenen Hochwasserereignisse wie HQ häufig, HQ 100 oder HQ extrem seien bereits seit 2020 durch das Wasserwirtschaftsamt erstellt worden und dem Investor bekannt gewesen.
Auch die rechtliche Bewertung, ob das Gelände bebaut werden könne oder nicht, hat sich aus Sicht der Stadt nicht geändert. "Eine Bebauung war und ist nicht ausgeschlossen. Sie ist eingeschränkt und hochwasserangepasst möglich und bedarf im Überschwemmungsgebiet einer wasserrechtlichen Ausnahmegenehmigung. Soweit Retentionsraum reduziert wird, wäre dieser grundsätzlich auszugleichen", so die Antwort der Stadt. Im Wesentlichen bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion diese Auskunft auch Andreas Kirchner, Abteilungsleiter im Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen.
Keine Auskunft von der Stadtverwaltung zum Stand der Gespräche mit dem Investor
Die Frage, warum das Bauvorhaben bisher nicht umgesetzt wurde, ist gleichwohl nicht leicht zu beantworten. Die Stadt hüllt sich in Schweigen, verweist darauf, dass das Thema im Ältestenrat und im Liegenschaftsausschuss immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werde.
"Zu den aktuellen Gesprächen bezüglich einer möglichen Bebauung durch einen Investor kann aufgrund der Vertraulichkeit der Gespräche aktuell kein Zwischenstand gegeben werden", heißt es auf Nachfrage der Redaktion von Seiten der Stadt. Zuständig für Vergabeentscheidungen in Grundstücksfragen sei vorrangig der Liegenschaftsausschuss, der immer zeitnah eingebunden werde - die nächste Sitzung ist am 28. November.
Nach Recherchen dieser Redaktion hat der bisher von Seiten der Stadt noch nicht öffentlich genannte Investor das Vorhaben noch nicht aufgegeben. Allerdings gestaltet es sich angesichts der Auflagen, die sich aus dem Hochwasserschutz und dem vom Bauausschuss veranlassten Schutz der Bäume auf dem Areal ergeben, offenbar herausfordernd. Der Investor soll nach Informationen dieser Redaktion Pläne vorgelegt haben, bei denen ein fünftes Stockwerk vorgesehen ist. Das aber wollen weder Stadt noch Kommunalpolitik.
Die Bürgerinitiative fordert derweil, "sämtliche Verkaufsbestrebungen einzustellen und das Areal endgültig der Natur und damit den Bürgern zu widmen." Man hätte die vergangenen Jahre deutlich sinnvoller nutzen können, "um Schweinfurt fit für die Klimakrise zu machen", wird Michael Ramming zitiert.
Verwiesen wird auch auf ein Zitat von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der im Sommer nach den Überschwemmungen rund um Augsburg davon sprach, "dass wir uns dem Klimaschutz, aber auch der Klima-Anpassung viel stärker widmen müssen." Aus Sicht von Ulrike Schneider, Michael Ramming und Wolfgang Rebstöck wirkt das Festhalten der Stadt an den Bebauungsplänen für den Gottesberg "wie eine Farce." Die Pläne ad acta zu legen und eine innerstädtische Naherholungsfläche zu planen, sei das Gebot der Stunde.
Das ist ein absolutes Nullargument, denn was noch "nicht so wertvoll" ist kann man wertvoll machen!