Für mächtig Unruhe sorgen seit einigen Wochen die bekannt gewordenen Pläne der Stadt Schweinfurt für das ehemalige SC-Sportgelände am Gottesberg. Auf dem 8690 Quadratmeter großem Gelände zwischen Marienbach und der Straße "Am Gottesberg" sollen künftig Wohngebäude durch einen Investor entstehen, an den die Stadt das Areal verkaufen möchte. Dem immer breiter werdenden Widerstand gegen die Pläne schließt sich nun auch ein Bürger-Zusammenschluss "Initiative gegen die Bebauung des Geländes am Gottesberg" an. Eine (bislang) noch kleine Gruppe.
Am Mittwochabend trafen sich im Sportheim des SC 1900 rund 20 Interessierte. Initiativensprecher und -gründer Wolfgang Rebstöck berichtete über das, was bisher über das Bebauungsvorhaben am Gottesberg bekannt ist. "Das Hauptziel ist, dass wir nicht möchten, dass die grüne Oase am Gottesberg verbaut wird", erklärte Rebstöck unter hörbar großer Zustimmung vorneweg. "Ob man dann noch moniert, wie die Stadtverwaltung das ganze Thema angegangen ist", sei erstmal sekundär, aber auch darüber müsste man reden, so Rebstöck.
"Und warum sind wir so dagegen?", fragte Rebstöck in den Raum, und gab sich die Antworten dazu selbst. Man könne ja auch sagen, es sei positiv, wenn Wohnungen entstünden, außerdem würden Photovoltaik und Begrünung verpflichtend auf die Dächer kommen, heiße es. Das sei doch gut im Kampf gegen den Klimawandel. Doch dieser Kampf sei längst verloren, meint Rebstöck. "Wir haben eine Klimakatastrophe. Und wir haben sie jetzt", betont er eindringlich. Das Areal müsse als wichtige Verdunstungs- und Kühlflächen für die Stadt erhalten bleiben, so der Sprecher der Initiative.
Zum Bauvorhaben selbst sagt Rebstöck, dass der Neubau der Sparkassen-Filiale am Gottesberg aus seiner Sicht das Pilotprojekt gewesen. Die Stadt hätte das damals auf "ganz leisen Sohlen, auf nichtöffentlichen Wegen" herbeigeführt. "Dann konnte keiner mehr etwas dagegen tun." Als einen "Dammbruch" betitelte es einer der anwesenden Bürger. Rebstöck ging auf einzelne Presseberichte und auf Aussagen von CSU-Stadtrat Stefan Funk ein. Sein Urteil dazu: "Wenn man so denkt, ist es sehr einfach, aber nicht für die Zukunft gedacht."
Ob Bäume gefällt werden oder nicht, das entscheidet laut Rebstöck der Investor
Die Klimakatastrophe erfordere ein völliges Umdenken. "Andere Städte sind leider weiter wie Schweinfurt", findet Rebstöck, der aus den Auflagen der Stadt Schweinfurt zitierte: "Der Erhalt des Baumbestandes ist aus Sicht der Stadt Schweinfurt ein wichtiger Faktor." "Das ist ja lächerlich", warf eine Bürgerin ein. Auch der Sprecher der Initiative hält den Passus nicht für entscheidend: Durch den Wegfall der Baumschutzverordnung läge es ohnehin im Ermessen des künftigen Investors, ob Bäume gefällt würden oder stehen bleiben dürften.
Warum der alte Kunstrasen besser sein soll als eine Versiegelung
Ein Bürger warf ein, dass die alten Eichen auf dem Areal alleine durch die reinen Baumaßnahmen der vier- bis fünfstöckigen Gebäude und einer Tiefgarage in Gefahr gebracht würden. Zur Sprache kam auch die Tatsache, dass das Gebiet zum Teil im Hochwasserbereich liegt. Der Kunstrasensportplatz des SC 1900 sei laut Rebstöck daher noch besser als eine reine Versiegelung, da dieser auch Wasser aufsauge.
Von der anschließenden offenen Diskussion der Initiative wurde die Presse ausgeschlossen. Man sei noch im Findungsprozess, begründete Rebstöck dieses Vorgehen. Die Leute könnten durch die Anwesenheit der Presse eingeschüchtert sein, meinte Co-Sprecher Christopher Richter dazu weiter. Das nächste Treffen der Initiative findet am 19. Oktober an gleicher Ort und Stelle statt.