Die Nacht auf den 18. Februar 2024 werden die Menschen im Münnerstädter Stadtteil Großwenkheim (Lkrs. Bad Kissingen) nicht so schnell vergessen: Damals brannte ein Wohnhaus mitten im Ort, über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten aus der Umgebung waren im Einsatz. Im Haus fanden die Einsatzkräfte die Leiche einer 55 Jahre alten Frau, der Sohn der Verstorbenen kam damals mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.
Doch wenige Tage später folgte der nächste Schock: Die umfangreichen Ermittlungen der Polizei ergaben, dass der damals 17 Jahre alte Sohn der Toten diese offenbar bei einem Streit getötet und das Haus danach in Brand gesteckt hatte, um die Tat zu verdecken. Vor einigen Wochen erhob die Staatsanwaltschaft Schweinfurt Anklage beim Landgericht, nun muss sich der junge Mann vor der 1. Großen Jugendkammer verantworten.
Der Prozess gegen ihn beginnt am 8. Oktober, bis zum 24. Oktober sind drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess ist inklusive der Verkündung des Urteils komplett nichtöffentlich. Angeklagt ist der mittlerweile 18-Jährige, der seit der Tat in Untersuchungshaft ist, unter anderem wegen Totschlags, wie der Sprecher des Landgerichts Schweinfurt, Thomas Fenner, erklärte. Gegenüber der Polizei hatte er die Tat eingestanden, wie die Kripo im Februar bekannt gab.
Bei Verfahren gegen Jugendliche ist die Gesetzeslage eindeutig: Diese Verfahren sind immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen, um die Privatsphäre des jugendlichen Angeklagten zu schützen. Das Strafmaß – die Höchststrafe im Jugendstrafrecht beträgt zehn Jahre – wird von Seiten des Landgerichts nach dem Prozess veröffentlicht. Ein besonders spektakulärer Fall, der ebenfalls nichtöffentlich verhandelt wurde, war der Prozess vor dem Landgericht Würzburg gegen einen Jugendlichen aus Lohr, der seinen Klassenkameraden erschossen hatte.
Schock im Ort über die wahren Umstände des Brandes war groß
"Der Schock in Großwenkheim ist groß", sagte Ortsreferent Arno Schlembach im Februar in Bezug auf den tragischen Tod der Frau in dem Haus in einer engen Gasse im Altort. Als er bei dem Löscheinsatz am Sonntag vor dem Haus stand, seien immer wieder Menschen auf ihn zugekommen und hätten mit ihm über das tragische Geschehen gesprochen. Er selbst, so Schlembach, sei "erschüttert" gewesen, als klar geworden sei, was passiert war. Im Dorf war der Brand damals "das Gesprächsthema Nummer eins."
Auch Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl war bei dem Einsatz in Großwenkheim, als die Feuerwehr den Brand in der Nacht löschte. Er sei an dem Abend fest davon überzeugt gewesen, dass es sich um ein Unglück handelte, sagte er einige Tage später im Gespräch mit dieser Redaktion. "Dass eine Gewalttat hinter dem Brand steckt, hätte ich nicht für möglich gehalten."
