Die gute Nachricht überbrachte der Schweinfurter Rechtsanwalt Jürgen Scholl erst vor gut zwei Wochen seinem Mandanten: Die Baugenehmigung für den Anbau am Moeno-Haus der Studentenverbindung Moeno Ripuaria gegenüber dem Rückert-Zentrum ist offiziell erteilt. Im Mai hatte der Bauausschuss endgültig sein Einverständnis gegeben, die neuen Pläne genehmigt.
Damit ist eine acht Jahre währende Odyssee fast vorbei, denn jetzt muss natürlich erst ausgeschrieben und Angebote eingeholt werden. Außerdem muss noch ein kleines Grundstück von der Stadt dazu gekauft werden, worüber der Liegenschaftsausschuss entscheidet. Mit dem Beginn der Bauarbeiten rund um das Studentenwohnheim, in dem im Moment drei ausländische Studenten der Schweinfurter Fachhochschule wohnen, rechnet Bastian Brand, Altherrensenior der Verbindung, erst 2021. Kürzlich wandten sich Brand und Manuel Stieper, Vorsitzender des Moeno-Haus e.V., dem das historische Gebäude gehört, an die Öffentlichkeit, um zu erläutern, was sie mit dem Umbau planen.
Der war nämlich in Teilen des Stadtrates recht umstritten. Schon bevor man 2017 die ersten Pläne im Gremium in Bausch und Bogen ablehnte, gab es längere Debatten zwischen Bauherren und Bauverwaltung. Zwischenzeitlich kam es zwischen Verwaltung und Stadtrat zum Streit, der im vergangenen Jahr soweit ging, dass Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) einen Stadtratsbeschluss gegen den Neubau von der Regierung für ungültig erklären lassen wollte. Dies geschah nie, denn es gab während der damaligen Sitzung einen Verfahrensfehler von Seiten der Verwaltung.
Die Verwaltung hatte immer darauf hingewiesen, dass die Pläne genehmigungspflichtig sind. Der Bauherr hat sein Recht aber nie eingeklagt, sondern den Konsens gesucht. Der Stadtheimatpfleger Dag Schröder, selbst Architekt, wurde gebeten, verschiedene neue Vorschläge zu erarbeiten. Nun kommt der vor allem kritisch gesehene 55 Quadratmeter große Anbau direkt hinter dem Gebäude in Richtung Stadtmauer in den Hang und schaut nur wenige Zentimeter über das Erdgeschoss des Haupthauses hinaus.
Dass man sich in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal auch geärgert habe, gibt Bastian Brand durchaus zu. Er ist aber sichtlich froh, dass der Bauantrag nun endlich genehmigt ist: "Wir waren sicher ein sehr geduldiger Bauherr und haben immer versucht, einen Weg für einen Konsens zu finden".
Brand und Stieper betonen, dass es um mehr als den Anbau, der als Lagerhalle und Lernraum genutzt werden soll, geht. Im Vordergrund steht die mehrere hunderttausend Euro teure Sanierung des Wohnheimes. An dem historischen Gebäude nagt der Zahn der Zeit, es braucht eine neue Heizung, Dämmung, Türen, Fenster, Toiletten und die drei Appartements im ersten Stock sollen renoviert und jedes mit einem eigenen Bad versehen werden.
Das Thema Lärm wird sich durch die Sanierung auch verbessern, da moderne Fenster eingebaut werden. Im Verbindungshaus finden regelmäßig Treffen der aktiven Mitglieder statt. Gerade das Wohnheim ist für die Verbindung wichtig, insbesondere weil durch den internationalen Studiengang der FH hier auch viele ausländische Studenten wohnen. "Wir wollen modernes Wohnen für Studenten anbieten", erklärt Brand im Hinblick auf die notwendige Internationalisierung der FH. Jürgen Scholl, Mitglied im Moeno-Haus e.V., fügt an: "Tradition und Aufgeschlossenheit sind kein Widerspruch."
Auch Manuel Stieper liegt das Wohnangebot für die ausländischen Studenten am Herzen: "Wir tun auch für die Stadt etwas Gutes, denn die Fachhochschule soll ja erweitert werden." Im übrigen stand für den Verein immer außer Frage, sich ein anderes Objekt zu suchen, trotzdem der Bauantrag so lange brauchte bis zur Genehmigung: "Das Haus gehört einfach zu Schweinfurt und wir wollen es erhalten", so Bastian Brand.
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