Darf die Schweinfurter Studentenverbindung Moeno nun ihre Lagerhalle an das Verbindungshaus hinter dem Rückert-Zentrum an der Stadtmauer bauen oder nicht? Eine offene Frage, denn der Stadtrat hat das Bauvorhaben zwar in seiner März-Sitzung mehrheitlich abgelehnt, Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) hält das aber für rechtswidrig undlässt in der Mai-Sitzung des Gremiums noch einmal darüber abstimmen.
Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler) ist eine erklärte Gegnerin der Pläne und hat dies mehrfach im Bauausschuss und Stadtrat begründet. Sie teilt die Einschätzung des OB, der Stadtratsbeschluss sei rechtswidrig, da es aus Sicht der Verwaltung eine Genehmigungspflicht gebe, ausdrücklich nicht. Schneider erklärt in einer Stellungnahme: "Laut Baugesetzbuch hat sich ein Bauvorhaben in die Umgebung einzufügen, das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden. Mit ihren zehn mal sechs mal vier Metern fügt sich die fast fensterlose Lagerhalle an dieser Stelle keineswegs in die Umgebung ein, sondern versperrt als kolossartiges Gebilde Teile der Natursteinauer und des an der Stadtmauer entlang gestalteten Parks. Da das betroffene Bauvorhaben überdies im Sanierungsgebiet liegt, bleibt dem Stadtrat durchaus ein gewisser Rechtsraum, den Entwurf abzulehnen."
Schneider kritisiert auch die Aussage in der Beschlussvorlage des Stadtrates, das Sanierungskonzept aus dem Jahr 1993 habe einen ersatzlosen Abbruch des jetzt von der Verbindung genutzten Gebäudes vorgesehen. Das sei "falsch und irreführend. Vielmehr hatte der damals mit dem Sanierungskonzept beauftragte Architekt und heutige Stadtheimatpfleger geraten, das Gebäude zu erhalten". Aus Schneiders Sicht sei nicht nachvollziehbar, warum Stadtheimatpfleger Dag Schröder zu diesem Bauvorhaben nicht befragt wurde.
Deswegen hat die Schweinfurter Liste/Freie Wähler nun auch einen Antrag an die Verwaltung gestellt, dass Stadtheimatpfleger Schröder konsequenter eingebunden wird. "Die Heimatpflege hat das Ziel, das Ortsbild zu bewahren und 'Neues' bruchlos und richtig in das Bild der Heimat einzufügen. Sie ist in der Gemeindeverordnung für den Freistaat Bayern verankert und sieht in den Kommunen die Position eines Stadtheimatpflegers vor", heißt es in dem Antrag.
Stadtheimatpfleger nicht nur in Sachen Denkmalschutz befragen
Ein Stadtheimatpfleger sollte nicht nur in Fragen des Denkmalschutzes in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, sondern ebenso bei der Behandlung einzelner Bauvorhaben. Diese müssten nach Bauordnung einwandfrei gestaltet und im Einklang mit der Umgebung sein. Aus Sicht von Ulrike Schneider sollte eine "Bewertung dieses Einklangs immer auch durch die Einbeziehung eines fachkundigen Stadtheimatpflegers erfolgen und nicht nur dem Stadtrat und der Verwaltung überlassen bleiben". Dass Dag Schröder im Fall Moeno nicht gefragt wurde, verstoße gegen die Grundsätze der Heimatpflege.
Schneider beantragt, dass "die Belange der Heimatpflege stärker als bislang berücksichtigt werden" und der Stadtheimatpfleger zum einen konsequent an allen die Heimatpflege berührenden Fragen (insbesondere beim Denkmalschutz sowie bei der Behandlung einzelner exponierter Bauvorhaben) zu beteiligen ist und zum anderen jährlich im Schul- und Kulturausschuss oder im Stadtrat über seine Tätigkeit berichtet. Da die Arbeit des Stadtheimatpflegers ehrenamtlich ist, entstünden der Stadt auch keine Kosten.