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Gerolzhofen
Millionen teure Sanierung der Kläranlage in Gerolzhofen: Mit diesen Kosten müssen Eigentümer rechnen
Bis 2026 muss die Kläranlage saniert werden. Jetzt hat der Stadtrat die Beitragssätze für Hausbesitzer festgelegt und die Ratenzahlungstermine mitgeteilt.
Blick vom Faulturm auf das Areal der Kläranlage in Gerolzhofen: Bis 2026 muss die Stadt ihre Einrichtung modernisieren, auch um die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen zu erfüllen. Immobilienbesitzer und Gewerbebetriebe werden demnächst ihre Beitragsbescheide erhalten.
Foto: Thorsten Wozniak | Blick vom Faulturm auf das Areal der Kläranlage in Gerolzhofen: Bis 2026 muss die Stadt ihre Einrichtung modernisieren, auch um die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen zu erfüllen.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Lange musste die Bevölkerung in Gerolzhofen auf die exakten Zahlen warten, um zu erfahren, welche Kosten im Hinblick auf die Generalsanierung der weit über 50 Jahre alten Kläranlage auf sie zukommen. Der Stadtrat hatte vor zwei Jahren die grundlegenden Spielregeln zur Beteiligung an der mehrere Millionen Euro teuren Maßnahme festgelegt, nachdem schon erste Investitionen an der Anlage getätigt waren. Diese sehen eine Mischform vor, sodass 70 Prozent der Investitionskosten über Verbesserungsbeiträge und 30 Prozent über die Abwassergebühren finanziert werden.

Die Gebühren, die letztlich alle Wassernutzer betreffen, wurden bereits im Dezember 2021 neu berechnet: Für das Schmutzwasser werden seitdem 2,20 Euro pro Kubikmeter fällig, für das Niederschlagswasser 20 Cent pro Quadratmeter versiegelter Fläche, plus eine Grundgebühr für das Schmutzwasser, die sich zwischen 15 und 45 Euro bewegt. Was allerdings noch nicht feststand, waren die endgültigen Verbesserungsbeiträge, die mit eben jenen 70 Prozent den Großteil der Umlegung ausmachen und darüber hinaus nur von den Eigentümern zu zahlen sind. 

Nach der Sitzung am Montag gibt es nun Klarheit auch in dieser Angelegenheit. Nach einer Neukalkulation der Herstellungsbeiträge hat der Stadtrat die notwendige "Beitragssatzung für die Verbesserung und Erneuerung der Entwässerungseinrichtung" ohne Gegenstimme verabschiedet.

Stadtrat legt Verbesserungsbeiträge fest

Neu berechnet werden musste zuvor noch der Beitragssatz für die Geschossflächen, der geringfügig um 5 Cent auf nunmehr 13,60 Euro pro Quadratmeter gesenkt wurde. Johannes Lang, Geschäftsführer der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen, hatte dies mit einer Änderung in der Straßenführung im Industriegebiet Alitzheimer Straße begründet. Unverändert blieb der Beitragssatz für die Heranziehung der Grundstücksflächen, der 2,70 Euro pro Quadratmeter beträgt.

Die Verbesserungsbeiträge für Eigentümer und Gewerbebetriebe errechnen sich wiederum aus zwei Faktoren: aus der jeweiligen Grundstücksfläche, von der nur zehn Prozent auf die Kosten umgelegt werden, und aus der Geschossfläche, die Grundlage für 90 Prozent des Beitragssatzes ist. Für die Grundstücksfläche werden 0,14 Euro pro Quadratmeter angesetzt, für die Geschossfläche 2,36 Euro pro Quadratmeter.

Millionen teure Sanierung der Kläranlage in Gerolzhofen: Mit diesen Kosten müssen Eigentümer rechnen
Foto: Grafik: Stefanie Rielicke

Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) zeigte sich zufrieden mit diesen Verbesserungsbeiträgen. Wie schon vor Jahren angekündigt, bleibe die Gesamtbelastung zum Beispiel für Eigentümer eines normalen Einfamilienhauses unter 1000 Euro, sagte Wozniak in der Stadtratssitzung. 

Beitragsbescheide gehen im ersten Quartal raus

Die Beitragsbescheide wird die Stadt Gerolzhofen in nächster Zeit an die Hausbesitzer und Unternehmer verschicken. Johannes Lang nannte das erste Quartal kommenden Jahres. Es ist eine Ratenzahlung vorgesehen, mit drei Fälligkeitsterminen. Jeweils zum 15. April der Jahre 2024, 2025 und 2026 müssen die gleich hohen Ratenbeträge gezahlt werden.

Die Stadt rechnet für die Kläranlagensanierung, die bis Ende 2026 erfolgt, mit einem finanziellen Gesamtaufwand in Höhe von 5,04 Millionen Euro. Notwendig sind die Investitionen einerseits durch die gestiegenen gesetzlichen Anforderungen, zudem müssen veraltete Anlagenteile ersetzt werden.

Größter Posten ist die neue Rechen- und Sandfanganlage sowie Toranlage (2,43 Millionen Euro), gefolgt von mehreren Maßnahmen für die SBR-Anlage zur biologischen Reinigung (2,2 Millionen Euro); unter anderem muss die unzureichende Belüftung in den Reaktoren erneuert werden und ein neues Betriebsgebäude für neue Luftverdichter errichtet werden. Außerdem ist vorgesehen, den Brauchwasserbrunnen (210.000 Euro) und die Fällmittelstation (150.000 Euro) zu erneuern.

Dingolshausen muss eine halbe Million Euro zahlen

Da die Gemeinde Dingolshausen die Kläranlage mitnutzt, wird sie sich an der Sanierungsmaßnahme beteiligen müssen. Laut Johannes Lang beträgt deren Anteil zehn Prozent an den Investitionskosten von fünf Millionen Euro, konkret 504.000 Euro.

Inwieweit weitere Gemeinde ihr Abwasser künftig in die Kläranlage nach Gerolzhofen leiten werden, ist noch nicht geklärt. In Michelau gibt es Bestrebungen dazu. In Brünnstadt ist man schon einen Schritt weiter. Der Gemeinderat Frankenwinheim stimmte im Mai für einen Anschluss an die Kläranlage. Wie in Michelau, muss auch hier noch geprüft werden, ob das Ableiten des Schmutzwassers reibungslos funktionieren würde.

Weitere Nutzer mit Brünnstadt und Michelau?

Alle diese Entscheidungen seien aber noch offen, erklärte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann auf Anfrage. Abhängig ist man dabei von den ausstehenden wasserrechtlichen Genehmigungen des Landratsamtes. Erst dann könne die Stadt die Anträge zur Aufnahme weiterer Orte behandeln. Wann die Stadt die vor einigen Jahren ausgelaufene Lizenz erhält, kann Hoffmann aktuell nicht beurteilen. Derzeit behilft sich die Stadt zum Betrieb ihrer Kläranlage mit Interimsgenehmigungen, die jährlich neu verlängert werden müssen.

Allerdings wäre die Kläranlage für weitere Nutzer nicht ausreichend dimensioniert. Nach Abschluss der ersten Modernisierungsmaßnahmen im Sommer 2021 hieß es, dass die Anlage auf 14.000 Einwohnerwerte ausgelegt ist und nur noch Kapazitäten für weitere 2000 hätte. Der Anschluss einer weiteren Gemeinde sei derzeit nicht möglich, meinte damals Jürgen Finster vom Würzburger Ingenieurbüro Arz. Gut möglich also, dass in diesem Fall eine Erweiterung nötig wäre. Platz dafür wäre vorhanden, zum Beispiel für einen dritten Reaktor, hieß es vor zwei Jahren.

 
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Kommentare
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  • Edith Kram
    @GF:
    Vorsicht ist geboten! Frankenwinheim, Brünnstadt und Michelau sollten sich sehr genau informieren, um Schaden von ihren Bürgern abzuwehren.
    Zwar ist es ökonomisch durchaus sinnvoll, sich zu einem Verbund zusammen zu schließen.
    Jedoch sollte man die Folge- und Nebenkosten nicht aus den Augen lassen.
    Soweit bekannt, gibt es in keinen der im Bericht genannten Kommunen ein Wassertrennsystem oder nur bedingt. Dies wiederum führt zu einer erhöhten Kläranlagenbelastung, insbesondere bei Hochwasser.
    Zudem wäre die "neue" Kläranlage bei ihrer fertigstellung schon wieder zu klein, was für weitere Kosten in ähnlicher Höhe sorgen würde.
    Nicht vergessen sollte man auch die Kosten für den Anschlußkanal, z.B. von Michelau nach Dingolshausen. Und wäre dann der Kanal von Dingolshausen nach GEO noch ausreichend dimensioniert?
    Wenn also für Dingolshausen selbst schon über 500000 Euro Kosten (derzeitiger Stand) anfallen, was kommt dann (noch) auf die anderen Gemeinden zu?
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