
Bei der Modernisierung der Kläranlage Gerolzhofen, die weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit seit dem Jahr 2019 läuft, ist der erste Teilabschnitt geschafft. In den vergangenen Monaten und Jahren wurde der Bereich für die mechanische Reinigung des Schmutzwassers auf den neuesten Stand gebracht. Damit ist etwa ein Drittel des Gesamtprojekts abgeschlossen. Nun geht es an die Optimierung der biologischen Reinigung.
Im städtischen Haushalt sind für die jetzt abgeschlossenen Baumaßnahmen rund drei Millionen Euro eingeplant gewesen. Insgesamt sind für die Modernisierung der Anlage, inklusive der Haushaltspositionen in "späteren Jahren", rund zehn Millionen in den Haushalt eingestellt.
Direkt am neu konzipierten Eingangsbereich zur Kläranlage ist eine Fäkalannahmestation entstanden. An dem aus dem Zaun herausragenden Rohr können auch außerhalb der Öffnungszeiten die Spezialfahrzeuge andocken, die etwa den abgepumpten Inhalt von Setzgruben und Hauskläranlagen anliefern. Zumeist handelt es sich dabei um Fahrzeuge der Gerolzhöfer Firma Kanal Türpe. Bei der Annahmestation wird über Computerchips und Zugangs-Codes genau registriert, wer wann was und wieviel angeliefert hat.
Unterirdisches Speicherbecken
Damit die laufende Reinigung in der Kläranlage nicht kurzfristig überlastet wird, wenn ein großer Laster anliefert, wurde für die Fäkalannahmestation auch ein unterirdisches Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von 40 Kubikmeter gebaut. Dieses Pufferbecken dient dazu, Belastungsspitzen der Kläranlage abzudämpfen. Vom Zwischenspeicher aus wird das angelieferte Material über eine Rohrleitung in ein für diesen Zweck extra umgebautes Betriebsgebäude geleitet. Dort sondern zwei Spezialmaschinen Feststoffe und Sand aus. Das Material landet in zwei verschiedenen Containern, die auf Schienen stehen, und so per Hand aus der Halle herausgefahren werden können, wo Lastwagen sie dann abtransportieren.

Das Schmutzwasser, das aus der städtische Kanalisation kommt, wird in einem neu errichteten Gebäude mit einer Rechen-Sandfang-Kompaktanlage mechanisch behandelt. Die hier herausgefilterten Feststoffe landen ebenfalls automatisch in einem großen Container, der auf Schienen per Elektroantrieb selbstständig die Halle verlassen kann. Der alte langgezogene Abwasserkanal, der sogenannte Landsandfang, wurde abgebrochen. Das extern angelieferte Schmutzwasser wird aus der neuen Fäkalannahmestation dosiert in den laufenden Reinigungsprozess eingegliedert.
Sehr gute Ablaufwerte
Bei der jüngst vom Landratsamt Schweinfurt für die Verlängerung der wasserrechtlichen Genehmigung geforderten Bestandsaufnahme der Kläranlage zeigte sich, dass die Anlage bei der derzeitigen Belastung prozessstabil läuft. Man erziele "kontinuierlich sehr gute Ablaufwerte", sagt Ingenieur Jürgen Finger vom Würzburger Büro Arz. Diese Ergebnisse seien auch auf die gute Betriebsführung von Marco Klebrig und seinem Team zurückzuführen.
Ausgelegt ist die Anlage, in die Gerolzhofen, Rügshofen und Dingolshausen einleiten, auf 14 000 Einwohnerwerte. Damit ist sie momentan nicht komplett ausgelastet. Jürgen Finger sieht noch eine Reserve von rund 2000 Einwohnerwerten. "Man kann aber keine großen Sprünge mehr machen." Der Anschluss einer weiteren Gemeinde ist derzeit nicht mehr möglich. Gleichwohl gebe es noch Platz für etwaige Erweiterungen, zum Beispiel für den Bau eines dritten Reaktors. Dazu wären aber weitere Untersuchungen nötig. Wie berichtet, denkt beispielsweise die Gemeinde Michelau darüber nach, an die Gerolzhöfer Kläranlage anzuschließen.
Weiterer Investitionsbedarf
Unabhängig von dieser Zukunftsmusik sieht das Büro Arz schon jetzt einen nicht unerheblichen Investitionsbedarf an mehreren Abschnitten der Kläranlage. Da ist erstens die unzureichende Belüftung in den Reaktoren, die schon seit 20 Jahren im Einsatz und damit am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt ist. Hier sei eine Kompletterneuerung erforderlich. Arz stuft dies als "dringenden Handlungsbedarf" ein.
Die Belüftung des Schmutzwassers in den runden Reaktoren ist nötig, damit die Bakterien dort zuverlässig ihre Arbeit vollführen können. Der Raum, wo die zwei alten Verdichter für das Gebläse untergebracht sind, ist allerdings recht weit von den Reaktoren entfernt. Damit gibt es notgedrungen eine lange unterirdische Luftsammelleitung, die nun ebenfalls zu schwächeln beginnt.
Neues Betriebsgebäude
Gutachter Finger schlägt deshalb den Bau eines neuen, kleinen Betriebsgebäudes für die Luftverdichter in unmittelbarer Nähe zu den Reaktoren vor. Insgesamt dürfte alleine die Erneuerung der Belüftung um die 1,27 Millionen Euro kosten. Dies sei allerdings keine hundertprozentig belastbare Zahl, sagt Finger, sondern nur ein "grober Richtpreis".

Mittelfristigen Sanierungsbedarf gibt es am Faulturm. Damit die für die Methan-Erzeugung notwendige Temperatur zwischen 30 und 38 Grad gehalten werden kann, ist der Turm isoliert. Diese äußere Wärmedämmung sei allerdings marode, hat das Büro Arz festgestellt. Außerdem sei in Teilbereichen eine Betonsanierung erforderlich und Armaturen und Rohrleitungen müssten teilweise erneuert werden. Die geschätzten Kosten für diese Maßnahme am Turm belaufen sich auf rund 510 000 Euro.
Brunnen ist ausgefallen
Dritte Baustelle ist der Brauchwasserbrunnen auf dem Gelände. Die Kläranlage benötigt für den laufenden Reinigungsprozess täglich rund 20 Kubikmeter Frischwasser, das bisher dieser Brunnen lieferte. Seit dem Frühjahr 2021 ist der Brunnen aber komplett ausgefallen, man entnimmt das benötigte Wasser seitdem aus dem Trinkwassernetz. Dies soll sich schnellstmöglich wieder ändern. Die Gutachter sehen hier "sofortigen Handlungsbedarf". Die Stadt hat deswegen schon Angebote bei Firmen eingeholt. Der Brunnen soll überbohrt werden und neue Filter und Pumpen erhalten. Dies dürfte etwa weitere 130 000 Euro kosten.