Die Gemeinde Michelau und die Stadt Gerolzhofen prüfen Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit bei der Abwasserbeseitigung. Es wurde das Ingenieurbüro Arz beauftragt, das nun recherchieren soll, ob ein Anschluss an die Kläranlage in Gerolzhofen technisch möglich ist und was dieser Anschluss kosten würde. Entsprechende Überlegungen haben Michelaus Bürgermeister Michael Wolf und der Gerolzhöfer Bürgermeister Thorsten Wozniak gemeinsam bekanntgegeben.
Bei der alten Kläranlage am Volkachbach westlich von Michelau fließen momentan die Abwässer von Michelau, Prüßberg, Neuhausen, Neuhof, Altmannsdorf und Hundelshausen zusammen. Die zentrale Anlage stammt aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Neben dem Faulturm gibt es nur zwei Nachklärbecken. Diese Funktionsweise genügt nicht mehr den heutigen Anforderungen, die vom Gesetzgeber an eine moderne Kläranlage gestellt werden.
Betriebserlaubnis ist abgelaufen
Die Betriebserlaubnis seitens des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen war für die Kläranlage schon Ende 2018 abgelaufen. Die Erlaubnis wurde dann auf Bitten der Gemeinde Michelau ausnahmsweise noch einmal verlängert bis Ende 2022, sagt Bürgermeister Michael Wolf. "Die Gemeinde muss nun aber tätig werden."
Für Michelau gibt es nun zwei Optionen: einen Neu- oder Umbau der bestehenden Kläranlage oder den Anschluss an eine bereits bestehende moderne Anlage in der Nachbarschaft. So oder so, es wird ein Millionenprojekt. Aber vielleicht ist ein Anschluss an Gerolzhofen auf lange Sicht gesehen kostengünstiger.
Favorisiert wird momentan der Anschluss in Richtung Gerolzhofen. Denkbar ist, dass das Abwasser der gut 1100 Einwohner aus allen Michelauer Gemeindeteilen von der alten Kläranlage bachabwärts geleitet und dort am Dingolshäuser Abwassernetz angedockt wird. Ob dies zwischen Michelau und Dingolshausen in einem normalen Kanal mit natürlichem Gefälle oder über eine Pumpleitung geschieht, müssen die Ingenieure abklären.
Anschuss an Dingolshausen
Das Kanalnetz von Dingolshausen ist bereits seit Anfang der 70-er Jahre an die Kläranlage von Gerolzhofen angeschlossen. Dingolshausen und die Stadt haben dazu eine Zweckvereinbarung geschlossen. Das Abwasser aus den Kanälen von Dingolshausen – der Gemeindeteil Bischwind hat eine eigene Kläranlage am Unkenbach gemeinsam mit Vögnitz – wird zunächst in einem unterirdischen Übergabebecken unterhalb des Zeltplatzes gesammelt und läuft dann im natürlichen Gefälle durch eine Leitung entlang des Volkachbachs in Richtung Gerolzhofen, um dort an einem städtischen Hauptkanalstrang anzuschließen.
Reichen die Dimensionen?
Eine wichtige technische Frage muss dabei geklärt werden: Reichen die Dimensionen des bestehenden Dingolshäuser Kanalnetzes überhaupt aus, um das Abwasser von zusätzlich über tausend Menschen von Osten her quer durch das Dorfgebiet leiten zu können? Falls dies nicht der Fall ist und die Kanäle deshalb erst vergrößert werden müssten, kämen erhebliche Mehrkosten auf die Gemeinde Michelau zu.
Auch in Gerolzhofen müssen die beauftragten Ingenieure einige Fragen klären. Welche Mengen an Abwasser könnten aktuell zusätzlich in der Kläranlage aufgenommen werden? Wäre wegen Michelau sogar eine Vergrößerung der Kläranlage notwendig? "Dabei müssen natürlich auch zukünftig geplante Baugebiete in dieser Kapazitätsberechnung gewürdigt werden", sagt der Gerolzhöfer Bürgermeister Thorsten Wozniak – Baugebiete, sowohl in Gerolzhofen als auch in Dingolshausen.
Stadtrat ist gesprächsbereit
Der Gerolzhöfer Stadtrat zeigt sich offen für einen Anschluss von Michelau und seinen Gemeindeteilen. Das Gremium habe in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, so Wozniak, entsprechende Gespräche aufzunehmen. Das Projekt sei dann sinnvoll, wenn alle drei beteiligten Kommunen davon profitieren. Für Michelau könnte ein Anschluss an Gerolzhofen möglicherweise kostengünstiger sein als der Bau einer eigenen Kläranlage. Und für Dingolshausen und Gerolzhofen könnte es den Effekt haben, dass die laufenden Ausgaben für die Abwasserbeseitigung fast gleich bleiben, sich dann aber auf mehr Haushalte als bisher verteilen und die Kanalgebühren dadurch fallen oder zumindest länger stabil bleiben.