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Gerolzhofen
Zum Januar 2022: Kanalgebühren in Gerolzhofen steigen massiv an
Die Stadt hat zuletzt bereits mehrere Millionen Euro in die Abwasserbeseitigung investiert. Nun holt sie das Geld bei den Bürgern über deutlich höhere Kanalgebühren wieder herein.
Die Stadt Gerolzhofen hat in jüngster Vergangenheit bereits rund drei Millionen Euro in die Abwasserbeseitigung investiert. Weitere drei Millionen kommen demnächst hinzu.
Foto: Symbolbild Andreas Arnold, dpa | Die Stadt Gerolzhofen hat in jüngster Vergangenheit bereits rund drei Millionen Euro in die Abwasserbeseitigung investiert. Weitere drei Millionen kommen demnächst hinzu.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Der Gerolzhöfer Stadtrat legt zum Jahreswechsel eine unangenehme Überraschung unter den Christbaum. Die Kanalgebühren für die Bürgerinnen und Bürger von Gerolzhofen und Rügshofen steigen ab 2022 schon wieder deutlich an - zwischen 30 und 40 Prozent. Der Grund sind die millionenschweren Investitionen in die Kläranlage und das Kanalnetz.

Die Kanalgebühren waren erst zum 1. Januar 2020 erhöht worden. Nachdem die Gebühren für die Abwasserbeseitigung seit dem Jahr 2011 unverändert waren und es deshalb zu einer Unterdeckung gekommen war, stieg der Preis im vergangenen Jahr nach einem Beschluss des Stadtrats von 1,30 Euro deutlich auf 1,8o Euro pro Kubikmeter. Die zusätzliche Grundgebühr beträgt – berechnet nach der Menge des "Dauerdurchflusses" – für fast alle Wohnungen 15 Euro. Damals hieß es im Stadtrat, der neue Abwasserpreis sei aufgrund einer Kalkulation für die vier Jahre 2020 bis 2023 berechnet worden.

Doch bereits Anfang 2021 zeichnete sich dann eine neue Entwicklung ab: Zum einen wurde die Methode des gesplitteten Abwasserpreises mit Wirkung zum 1. Januar 2022 auf den Weg gebracht, zum anderen beschloss der Stadtrat, die drei Millionen Euro, die die Stadt bereits für die Generalsanierung und den laufenden Umbau der Kläranlage ausgegeben hat, sowie die kommenden Investitionen (nochmals drei Millionen Euro) auf die Bürgerinnen und Bürger umzulegen. Die aktuellen Investitionen bei der Abwasserentsorgung werden zu 70 Prozent über Beiträge und zu 30 Prozent über erhöhte Gebühren wieder reingeholt.

Zwei Arten von Gebühren

Splitten heißt: Die Abwassergebühren werden künftig in eine Schmutzwasser- und in eine Niederschlagswassergebühr aufgeschlüsselt. Mit dem neuen Abrechnungsmodus werden diejenigen Nutzer von Grundstücken belohnt, die möglichst wenig von ihren Flächen versiegelt haben. 

30 Prozent der Investitionskosten, die für das Kanalnetz und die Kläranlage in Gerolzhofen anfallen, werden über die laufenden Verbrauchsgebühren umgelegt. Der Rest wird bei den Grundstückseigentümern über Beiträge eingetrieben.
Foto: Klaus Vogt | 30 Prozent der Investitionskosten, die für das Kanalnetz und die Kläranlage in Gerolzhofen anfallen, werden über die laufenden Verbrauchsgebühren umgelegt.

Hilfe eines Experten

Nun galt es, die schwierige Herausforderung zu lösen, die bisherige Kalkulationsbasis der Jahre 2020 bis 2022 zu brechen, die neue Berechnung nach der Splittingmethode einzuführen und gleichzeitig 30 Prozent der Investitionssumme in diese neue Gebührenkalkulation einfließen zu lassen. Die Stadt holte dazu mit Dieter Mühlfeld vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband einen Experten ins Boot, der mehrere Tage lang gemeinsam mit VG-Kämmerer René Borchardt die Berechnungen durchführte.

Zunächst wurde das Splittingmodell gerechnet. Man prognostizierte, welche Abwassermengen in den kommenden vier Jahren von 2022 bis 2025 jährlich in der Kläranlage anfallen werden. Als Ausgangswert wurden die Schmutzwasser-Mengen der Jahre 2019 und 2020 genommen. Damals waren rund 340 000 Kubikmeter pro Jahr angefallen. Diese Menge wurde nun wegen den künftig neu hinzukommenden Baugebieten rechnerisch erhöht.

Drei Säulen der Abwasserentsorgung

Im nächsten Schritt wurde diese ermittelte Abwassermenge nach ihrer Herkunft in drei Säulen aufgeteilt: Schmutzwasser aus den Haushalten, Niederschlagswasser von den gebührenpflichtigen Dächern und Flächen auf den Privatanwesen und das Oberflächenwasser von den öffentlichen Straßen und Plätzen. Um die Daten zur Größe der Dächer und versiegelten Areale zu erhalten, war zuvor das Stadtgebiet von einer Spezialfirma vom Flugzeug aus vermessen worden.

Schließlich wurde berechnet, welchen prozentualen Anteil jede dieser drei Säulen an den Gesamtkosten hat. Die Kosten, die speziell für die Reinigung des Schmutzwassers anfallen, wurden durch die Menge des Schmutzwassers – sie entspricht weiterhin der abgegebenen Trinkwassermenge – geteilt. So erhielt man die Gebühr pro Kubikmeter. Die Ausgaben, die vom Niederschlagswasser verursachen werden, geteilt durch die Summe aller gebührenpflichtigen Flächen, ergab die neue Niederschlagsgebühr pro Quadratmeter.

Dreigliedriger Abwasserpreis

Im Ergebnis brachte dieses Splitting als Zwischensumme eine niedrigere Schmutzwassergebühr als die bisher geltenden 1,80 Euro pro Kubikmeter. Dann allerdings wurden hier noch die 30 Prozent der Investitionen aufgeschlagen. Am Ende der Kalkulation stand nun der neue dreigliedrige Abwasserpreis, bestehend aus Grundgebühr und den Einleitungsgebühren für Schmutz- und Regenwasser, der vom Stadtrat jetzt einstimmig beschlossen wurde.

Der Preis für das Schmutzwasser steigt von 1,80 nochmals recht deutlich um gut 22 Prozent auf 2,20 Euro pro Kubikmeter. Neu hinzu kommen noch die neuen Gebühren für das Niederschlagswasser: Hier werden künftig 20 Cent pro Quadratmeter versiegelter und gebührenpflichtiger Fläche fällig. Die Grundgebühren für das Schmutzwasser, in der Regel 15 Euro, bleiben unverändert.

Beiträge kommen auch noch

Neben dieser deutlichen Gebührenerhöhung stehen den Grundeigentümern in absehbarer Zeit aber auch noch separate Beitragsforderungen der Stadt ins Haus. Über diese Beiträge werden die restlichen 70 Prozent der Investitionen umgelegt. Berechnungsgrundlage hierfür sind die Geschossflächen der Gebäude, die von einem Fachbüro bereits überprüft und bei Veränderungen auch nachgebessert wurden.

Ein Rechenbeispiel

Bei einer Modellrechnung für ein Einfamilienhaus mit großem Hof und Terrasse, in dem eine vierköpfige Familie lebt, sieht man deutlich, wie sich die Preissteigerung beim Kanal ab dem kommenden Jahr auswirken wird: 
Bei einem Jahresanfall von 150 Kubikmeter Abwasser bei einer Kanalgebühr von 1,80 Euro und einer jährlichen Grundgebühr von 15 Euro waren bisher 285 Euro zu zahlen.
Nach den neuen Gebührensätzen fallen nun 330 Euro alleine schon für das Schmutzwasser (2,20 Euro pro Kubik) an. Hinzu kommen 15 Euro für die Grundgebühr. Und die neue Gebühr für das Niederschlagswasser bei einer versiegelten Dach- und Hoffläche von 300 Quadratmetern beträgt in diesem Fall 60 Euro. Zusammen macht das 405 Euro. In der Summe ergibt sich in diesem konkreten Beispiel also eine Preissteigerung beim Kanal von 285 auf 405 Euro. Dies ist ein Plus von stolzen 42 Prozent.
Die durchschnittliche Erhöhung der Abwassergebühr im Stadtgebiet liegt laut VG-Kämmerer René Borchardt bei gut 30 Prozent.
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  • s. w.
    finoska
    Ich glaube sie haben oder möchten meinen Beitrag nicht verstehen !
    Mein Eigenheim und meinen 10 Jahre alten Wagen habe ich in 45 Arbeitsjahren erarbeitet mit meiner Hände Arbeit.
    In dieser Zeit haben sie womöglich ihren 2. jahresurlaub auf den Canaren genossen.
    Ihren Vorwurf " Jammern auf hohem Niveau " möchte ich dahingestellt haben !
    Ich hoffe: das sie wie ich aus ihrer Antwort entnehmen muß kein Auto haben,kein Eigenheim und keinen Pelzmantel haben. (lobenswert )
    Daher wünsche ich ihnen für ihre Zukunft :
    1. Das sie nie Jammern müssen !
    2.Einen sicheren Arbeitsplatz !
    3.Corvid verschont !
    4. Einen Pelzmantel ! Ach einmal Sonntags Fleisch essen zu können und In 20 Jahren das Fünffache
    noch für wasser (wie grekue ) bezahlen können!
    schönes Wochenende,bleiben sie gesund m.f.g.
    bitte keine Rückantwort
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  • s. w.
    sehr geeherte/r grekue
    …..schauen Sie sich mal die Wassermengen die das E-Auto Werk (TESLA ) vebraucht
    das sind jährlich Millionen cbm !!!
    Meine Wertigkeit zum Wasserverbrauch: Sparpotenzial durch eigene Zisterne !
    Stromverbrauch : Einsparung durch 2/3 Verbrauch (NT +Photovoltaikanlage)
    Auto : seit Jahren ein 3 Liter Auto !
    Da grenzt es doch an LÄCHERLICHKEIT , wenn seit 10 Jahren in öffentlichen Foren posaunt
    wird : drehen sie doch um zu sparen ihre Heizung um 1 Grad zurück !
    Da ich diesen Rat schon 10 Jahre befolge,habe ich nur noch 11 Grad in meinen Wohnzimmer ! (Pelzmantel )
    Meine nächste große Einsparung: Sparen für meine Sterbeversicherung (wird auch teuerer )
    So habe ich mir nach 45 Arbeitsjahren meinen Lebensabend nicht vorgestellt !
    Und jetzt erwarte ich von ihnen noch : DAS SIND DOCH ALLES HIRNGESPINSTE
    Traurige Welt (Zukunft )
    schönes Wochenende gruß Wanderer
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  • M. R.
    @wanderer: Sie sind Eigenheimbesitzer, können sich ein Auto leisten, am Sonntag Fleisch essen, haben eine Sterbeversicherung und sogar einen Pelzmantel. Das ist Jammern auf hohem Niveau. MfG
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  • R. K.
    Wasser ist noch viel zu günstig…..schauen Sie sich mal Ihre Abrechnungen an und überlegen mal, was Sie sonst für andere Dinge ausgeben und beziehen die Wertigkeit von Wasser ein. Ich bin jedes Jahr überrascht wie spottbillig das Wasser ist. In 20 Jahren wird es das Fünffache kosten.
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  • s. w.
    Kanalgebühren in Gerolzhofen steigen massiv an
    Im ganzen Deutschen Lande nur noch ein Lied (...) steigende Gebühren-weiterleitung an den Endverbraucher.
    Wenn ich als Hausbesitzer mein Anwesen in 50 Jahren nicht öfters saniere, kommen bei mir einmalig auch gewaltige Summen zusammen.
    Wo bitte sind in all den Jahren die Kanalgebühren der Hausbesitzer geblieben ??
    Wenn das so weiter geht mit all den Verteuerungen gibt es nur noch Sonntags Fleisch
    auf den Tisch !😢traurig !🤦‍♂️
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