Eine Kläranlage leistet Tag für Tag Wunderwerke. Sie nimmt rund um die Uhr riesige Mengen an Schmutzwasser und anderen flüssigen oder halbflüssigen Unrat auf. Was die Anlage am Ende eines Reinigungsprozesses wieder verlässt, hat fast Trinkwasserqualität. Kaum vorstellbar, wie heutzutage Bäche, Flüsse und Meere aussehen würden ohne die Arbeit von Kläranlagen.
14 000 Einwohnerwerte
Die Kläranlage im Gerolzhöfer Norden besteht seit 1969. Sie entstand damals mit einer Größe von 10 700 Einwohnerwerten. Das heißt nicht, dass sie auf eine zu erwartende Größe der Stadt ausgelegt war, sondern auf die tatsächlich zu erwartende Abwassermenge nicht nur der Einwohner, sondern auch der Gewerbe- und Industriebetriebe.
Letztmals erweitert wurde die Kläranlage in den Jahren 2000 bis 2002, jetzt auf 14 000 Einwohnerwerte. Das kostete damals 3,62 Millionen Euro.
Nach 15 Jahren ist die Anlage mit dem Faulturm als Herzstück wieder an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen. So hat Bürgermeister Thorsten Wozniak vor geraumer Zeit angekündigt, dass die Stadt für die Erweiterung und Sanierung wohl rund eine Million Euro aufbringen werden muss.
Kanalreiniger gilt als Starkverschmutzer
Nun steht diese Ankündigung in zeitlich engem Zusammenhang mit der für Gerolzhofen zunächst einmal erfreulichen Nachricht von der Ansiedlung eines großen Kanalreinigers und -sanierers. Wird also deshalb die Erweiterung und Sanierung der Anlage nötig?
Nur zum Teil, sagt der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Redaktion. Der neue Betrieb wird zu den sogenannten Starkverschmutzern gehören. Durch die aktuelle Auslastung der Anlage ist aber der Anschluss eines weiteren Starkverschmutzers nicht mehr möglich.
Anlage hat keinen Fettfang
Bei der vergangenen Erweiterung wurden Rechenanlage und Sandfang belassen. Es wurde auch kein Fettfang gebaut. Das war allerdings kein Versäumnis, sondern entsprach allerdings den damaligen Genehmigungsgrundlagen.
Der Teil der Ergänzung des Bestands, der wegen des neuen Einleiters notwendig ist, wird nach Schätzung des Büros Arz-Ingenieure aus Würzburg 324 000 Euro kosten. Diese Kosten „für Dritte“, wie es Wozniak ausdrückt, übernimmt der neue Betrieb. Dazu gibt es bereits eine vertragliche Vereinbarung.
Thorsten Wozniak beteuert, aus dem neuen Betrieb werde nichts in die Anlage eingeleitet, was nicht aus einem Industriegebiet kommen darf. Zur Einleitung werde es hauptsächlich nachts kommen und nur dann, wenn genügend anderes Abwasser zur Verfügung steht, um das Material zu verdünnen.
Neues Blockheizkraftwerk fällig
Auf die Stadt beziehungsweise ihre Grundstückseigentümer entfallen die geschätzten 545 000 Euro, die für die Erneuerung von Rechen, Sandfang und Sandwäsche anfallen. Dazu gehört auch der Neubau eines Gebäudes. Weitere 150 000 Euro soll die Erneuerung des Blockheizkraftwerks kosten. Das bisher laufende hat seit seinem Einbau 2002 bereits 66 000 Betriebsstunden hinter sich und damit seine Leistungsgrenze erreicht. Derzeit ist ein Betrieb aus Sicherheitsgründen nur möglich, solange die Kläranlage personell besetzt ist.
Die Kosten, die auf die Stadt entfallen, sollen zum Teil über Gebühren und zum Teil über einmalige Beiträge wieder hereinkommen, erläutert Wozniak. Das heißt auf der einen Seite, dass sich die Abwassergebühren erhöhen werden, auf der anderen bedeutet es einen Beitrag aller 2500 Grundstücksbesitzer in Gerolzhofen und Dingolshausen, das seine Abwässer ebenfalls in die Anlage einleitet. Umwerfen wird dieser Beitrag allerdings niemanden.
Beiträge im niedrigen dreistelligen Bereich
Wozniak setzt ihn durchschnittlich im niedrigen dreistelligen Bereich an. Auch hier werden Starkverschmutzer separat zur Kasse gebeten. Die Dingolshäuser werden laut der Zweckverbandsvereinbarung von 1972 nach dem Verhältnis der Abwasserzahlen des Kalenderjahres abgerechnet, welches dem Baubeginn vorangeht.
Übrigens: Die Kläranlage könnte bald schon wieder Geld kosten. Für sie besteht noch eine abwasserrechtliche Genehmigung nur noch bis 2019. Für eine Neugenehmigung darüber hinaus könnten weitere Ergänzungen notwendig werden.