Früher wurden Städte auf Autos ausgerichtet – mit breiten Straßen, viel asphaltierter Fläche, vielen Parkplätzen. Heute ändert sich das. Was in Großstädten schon längst begonnen hat, soll bald auch in Schweinfurt greifen: Weg von der Stadt für Autos hin zu mehr Platz für Menschen und mehr Lebensqualität. Klingt abstrakt, ist aber ganz praktisch an den Entwürfen zu sehen, die sich Planer und Lenkungsgruppe für das Projekt "Grünes Band" vorstellen. Bis Mitte oder Herbst 2025 sollen Plätze und Straßen dafür verändert werden: Schelmsrasen, Gutermann-Promenade und Spitalseeplatz.
Sie sollen grüner, lebenswerter gestaltet werden und gemeinsam mit vorhandenen Grünflächen eine grüne Achse vom Main bis hin zum Landesgartenschaugelände bilden. Wobei es um Klimaschutz geht und Lebensqualität, wie es im Bauausschuss am Dienstag hieß. Dort stellte Vinzenz Dilcher vom Büro Umbau Stadt den Stand der Planungen vor. Noch ist nichts vergeben, kein Auftrag für eine Detailplanung. Bis zur Landesgartenschau, darin waren sich alle einig, sollen die sogenannten Korrespondenzprojekte zur LGS aber fertig sein.
Was bisher steht, ist die grobe Richtung. Erarbeitet von Ämtern, Vertretern des Stadtrats, beteiligten Fachstellen, Verwaltung und einem Landschaftsarchitekten. Wohin die Reise gehen wird, ist klar. Straßen werden schmaler, Grünbereiche mehr und Parkplätze weniger. Das Grüne Band hat es inzwischen auch in ein Bundesmodellvorhaben geschafft, so Baureferent Ralf Brettin. Auf dem Tisch: eine Förderzusage über 1,5 Millionen Euro. Der nächste Schritt der jetzt, vor der Vergabe der Detailplanungen ansteht, ist eine Bürgerbeteiligung am 24. Juni.
Was mit den Parkplätzen am Spitalseeplatz passieren soll
Die größten Eingriffe sind im Bereich Spitalseeplatz geplant. Heute gibt es dort 134 Parkplätze, 66 davon sollen wegfallen, also knapp die Hälfte. Eine der beiden Straßen "Spitalseeplatz" soll komplett verschwinden, Platz machen für einen breiten Rad- und Fußweg, Grünflächen. 1200 Quadratmeter will man so entsiegeln. Möglich wäre auch, über eine vorhandene Quelle einen Teich zu speisen oder einen Brunnen. Ideen gibt es viele, bunte Entwürfe ebenso – sie reichen von einer Wiese mit oder ohne Spielplatz und/oder Brunnen oder einer Wasserfläche bis hin zu einer einfachen Blumenwiese.
Mit der letzten Variante allerdings werde man die Bürger nicht davon überzeugen können, dass der Umbau sinnvoll war. Darin waren sich alle einig, Planer und Räte. Man müsse den Menschen Mehrwert bieten, meinten Rüdiger Köhler (CSU) und Johannes Petersen (SPD), "eine Blumenwiese reicht da nicht". Dass es kontroverse Diskussionen geben wird, auch das war klar. Bisher, so Planer Dilcher, würde der ganze Bereich dem Auto überlassen, wären Rad- und Fußgänger "an den Rand gedrängt". Das müsse man ändern, so der Planer, der auf das Parkhaus an der Kunsthalle verwies und klarstellte, dass die verbleibenden Parkplätze am Spitalseeplatz nicht mehr kostenlos sein dürften.
Was im Schelmsrasen und an der Gutermann-Promenade passieren könnte
Auf ein Problem hatte Adi Schön (Freie Wähler) hingewiesen: Der Spitalseeplatz werde auch von Kurzzeitpatienten des Josefskrankenhauses genutzt. Und die würden durch die Kooperation mit dem Leopoldina Krankenhaus eher mehr als weniger werden. Laut Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist man im Gespräch mit dem Krankenhaus, wie man den Verlust von Parkplätzen für Mitarbeitende kompensieren könne. Plätze wie Spitalseeplatz und Schelmsrasen seien aus einem früheren Zeitgeist entstanden: "Man wollte die autofreundliche Stadt", heute sei das anders. Wichtig wäre jetzt, eine Balance herzustellen.
Für Holger Laschka ist vor allem der Schelmsrasen ein absurdes Beispiel für frühere Straßenplanung. Mit dem Projekt habe man die "Riesenmöglichkeit, aus verplanten, nicht gut gestalteten Plätzen etwas Gutes zu machen für die Bürger". Auch am Schelmsrasen werden Parkplätze wegfallen, was durch den Parkdruck durch die Fachhochschule schwierig werden könnte, bemerkte Adi Schön. Die Straße wird laut Planer "auf ein Mindestmaß" verkleinert, eine Fahrradstraße durchgezogen, Flächen werden entsiegelt und bepflanzt.
Viel möglich wäre auch bei der Gutermann-Promenade: Dort soll der Radweg vom Uferweg etwas nach hinten verlagert werden, damit Fußgänger ungestört am Main flanieren und – auf neuen Sitzgelegenheiten – den Blick genießen können. Möglich wäre auch mehr, zum Beispiel kleine Terrassen, die von der Mauer in den Main ragen. Für die Schweinfurter sei die Promenade am Main eine Herzensangelegenheit, wie Rüdiger Köhler und CSU-Kollege Oliver Schulte betonen. Für Reginhard von Hirschhausen von den Grünen ein Projekt, das bei finanziellen Zwängen am ehesten verzichtbar wäre.
Dort sind Mehrfamilienhäuser und nicht jeder hat den Luxus einer Garage.
Aber halt.. man soll ja nun den Öffi nutzen... E-Fahrzeuge sind sowieso nur für die Reichen, die dort nicht wohnen.
Wenigstens hört dann auch auf, dass die Mitarbeiter ihre Autos mit laufenden Motor mitten in die Straße stellen, um die mit Firmenwägen besetzen Parkplätze zu tauschen.
Ja, auch die normalen Parkplatzsucher stehen zu Stoßzeiten Sommer wie Winter mit laufendem Motor gut und gerne im Schnitt 15 Minuten…
Der Umwelt zuliebe sollte eher heute wie morgen mit dem Umbau begonnen werden!