Manchmal scheint es, als würden Schweinfurts Baupläne dem umgekehrten Auktionsprinzip folgen: Nicht klein einsteigen, um dann mit einem realistischen Preis nach Hause zu gehen, sondern mit hoch fliegenden Plänen beginnen, von denen am Ende wenig übrig zu bleiben droht. So hat es derzeit bei vielen Themen rund um die Landesgartenschau 2026 in der Ledward-Kaserne den Anschein.
Einst war auf dem südlichen Teil des Kessler Fields auch ein Teil der Landesgartenschau geplant. Deren Fläche ist längst erheblich geschrumpft, auf gut zehn Hektar im nordwestlichen Teil der Ledward Kaserne. Auf dem Kessler Field soll nun ein Klimadorf gebaut werden, das durchaus, wenn es so realisiert wird wie vom Wettbewerbsgewinner Baumschlager Eberle aus Lustenau in Österreich geplant, in Sachen Klimaschutz Vorbildcharakter hätte. Doch ob bis 2026 wenigstens ein Haus steht? Das ist mehr als fraglich, wenn man die Erklärungen der Bauverwaltung im jüngsten Bauausschuss richtig einordnet.
Adi Schön (Freie Wähler) hatte mit der durchaus berechtigten Bemerkung, das Klimadorf sei das nächste Projekt, das um Jahre verschoben werde, nachgefragt, wie realistisch der Bau wenigstens eines der fünf geplanten Komplexe bis 2026 sei? Baureferent Ralf Brettin erklärte, natürlich sei sich die Verwaltung des "magischen Datums 2026" bewusst, "aber es gibt auch ein Leben nach der Landesgartenschau".
Man sei abhängig vom Interesse und Tempo privater Investoren, die natürlich wie jeder andere Bauherr auch derzeit mit den Folgen der Corona-Pandemie, Fachkräftemangel, dem Ukraine-Krieg und allgemeinem Rohstoffmangel sowie explodierenden Baupreisen zu kämpfen haben. Die Stadt könne nur den Rahmen schaffen. Auf diesem Weg sei man. Ob innerhalb von drei Jahren ein erstes Gebäude fertig und bezogen sei, ist weiter offen.
Die Stadt hat nun das Modellvorhaben im experimentellen Wohnungsbau auf den Weg gebracht, das vom Freistaat Bayern gefördert wird. Gesucht wird ein Bauträger für ein Gesamtkonzept, das "funktionale, ökologische, soziale und wirtschaftliche Anforderungen" zusammenführt. Geplant sind 80 Wohneinheiten, mindestens die Hälfte davon Sozialwohnungen. Die Auslobung des Wettbewerbs erfolgt in den nächsten Wochen, im Oktober tagt das Preisgericht. Ende 2022 soll der Sieger den Auftrag haben. Dann müsste der erste Gebäudekomplex innerhalb drei Jahren fertig sein, da die Landesgartenschau im April 2026 eröffnet wird.
Nördlich des Klimadorfs soll ein Baugebiet für Einfamilienhäuser entwickelt werden, das an Yorktown anschließt. Dafür wurden bisher aber noch keine Pläne von der Bauverwaltung vorgelegt. Bereits auf Jahre verschoben wurde kürzlich der Umbau des Vorplatzes am Hauptbahnhof, der eigentlich eines der Korrespondenzprojekte sein sollte. Ob die anderen Korrespondenzprojekte Schelmsrasen und Spitalseeplatz sowie Gutermann-Promenade bis 2026 realisierbar sind, ist offen. Auch bei der Landesgartenschau-Planung selbst soll es Verzögerungen geben. Ein Thema, das offenbar noch nicht entschieden ist: Wie geht es mit der Panzerhalle 237 weiter?