Bereits zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Jahren hat Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz angemeldet. Erneut hat der Konzern dabei eine Insolvenz im Schutzschirmverfahren beantragt. Er möchte die Insolvenz also selbst verwalten und versuchen, sich zu sanieren. Mindestens ein Drittel, also gut 40 der verbliebenen 131 Kaufhäuser in 97 Städten, sollen dafür nach Auskunft des Chefs der Warenhauskette, Miguel Müllenbach, im Interview mit der FAZ, geschlossen werden.
"Die Meldung hat natürlich eingeschlagen", erklärt Peter König, Ver.di-Fachbereichssekretär für Handel, Einzelhandel, Groß- und Außenhandel für den Bezirk Aschaffenburg-Würzburg. Gleichzeitig habe man die Entwicklung auch kommen sehen. "Corona und die Verwerfungen im Zusammenhang mit Putins Angriffskrieg haben dem gesamten Einzelhandel stark geschadet", so König weiter.
Über die Zukunft des Schweinfurter Standorts gibt es noch keine Informationen
Ob der Standort in Schweinfurt mit seinen etwa 60 Angestellten von einer Schließung betroffen sein könnte, darüber liegen dem Ver.di-Funktionär noch keine Informationen vor. "Das Unternehmen hat diesbezüglich noch nichts geäußert, und es gibt auch keine 'Blacklist' der gefährdeten Filialen." Die unterfränkischen Standorte in Schweinfurt, Würzburg und Aschaffenburg sieht König in ihrer Kostenstruktur jedoch gut aufgestellt, da in den letzten Jahren viel Personal abgebaut worden sei.
Dass Verantwortliche und Angestellte in der Schweinfurter Filiale die Hiobsbotschaft keinesfalls kaltgelassen hat, macht ein Besuch vor Ort deutlich. "Es ist zum Heulen", fasst es eine Mitarbeiterin zusammen, und auch dem Filialleiter ist der Unmut über die Situation deutlich anzumerken. Eine Stellungnahme möchte er jedoch nicht geben und verweist auf die Geschäftsstelle in Essen – von der jedoch ebenfalls keine Auskunft zu bekommen war.
Stadt Schweinfurt zeigt sich besorgt über mögliche Schließung
Vonseiten der Stadt Schweinfurt zeigt man sich bezüglich des möglichen Wegfalls des "wichtigen Magnetbetriebs" besorgt. Für Thomas Herrmann, Wirtschaftsförderer und Citymanager der Stadt, wären die Folgen für die Innenstadt "fatal". "Die zentrale Lage am Eingang der Stadt ist für den Einzelhandelsstandort von enormer Bedeutung", betont Herrmann.
Axel Schöll, Kreisvorsitzender des bayerischen Handelsverbandes in Schweinfurt und als Inhaber eines Einzelhandelsunternehmens in der Schweinfurter Innenstadt selbst von der Magnetwirkung des großen Kaufhauses betroffen, bestätigt dies. Das ehemalige Kaufhaus Horten sei ein etabliertes Haus, dessen Schließung für den Standort natürlich schlimm wäre.
Dem schließt sich auch Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern, an, der die großen Kaufhäuser als "wichtige Anker für die Innenstädte" beschreibt. Im Hinblick auf Schweinfurt betont Wedde die Bedeutung der Galeria-Filiale als wichtige Verbindungsachse zwischen Stadtgalerie und der Innenstadt. "Wenn die wegfällt, wiegt das natürlich schwer."
Entscheidung über Filialschließungen kann noch mehrere Wochen dauern
Ob das Kaufhaus in Schweinfurt der kommenden Filialstreichung zum Opfer fallen wird, wird sich nach Aussage Königs erst in einigen Wochen zeigen. Zunächst müsse nämlich formal der Sachverwalter eingesetzt werden, der im Zuge der Insolvenz die aktuelle Wirtschaftlichkeit der einzelnen Standorte prüft.
Dass die Galeria-Kaufhäuser für die Innenstädte große Magneten seien, erkennt König zwar an, doch rechtfertige dies auch im Hinblick auf erneute Staatshilfen nicht alles. 680 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds hat der Konzern in Form von zwei Staatskrediten bislang erhalten und mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden erlassen bekommen. Der Fachbereichssekretär sieht daher in erster Linie den Immobilien-Milliardär und Konzern-Chef René Benko in der Pflicht, für die Sanierung des Unternehmens einzustehen: "Benko ist Multimilliardär. Der hat die Kohle und muss liefern und investieren, das ist unsere klare Ansage."
Und die Phrase ist einfach nur leer; Magnetbetriebe sind Kaufhäuser schon seit Anfang der 2000er keine mehr, denn wären sie das, dann würden sie auch jetzt noch Gewinn machen, damit ohne Probleme laufen und bräuchten keine staatliche Hilfe zum Überleben. Mal wieder. Das Angebot ist einfach nicht mehr zeitgemäß, schlecht, die Beratung miserabel und die Preise zu hoch.
Die Politik sollte es endlich einsehen, und die Kaufhäuser den wohlverdienten Tod sterben lassen. Es gibt genügend Konzepte im Einzelhandel, die noch immer funktionieren.
Die Angestellten werden schon woanders unterkommen, und wenn man die Innenstadt wirklich aufwerten will, dann müssen da verstärkt inhabergeführte Läden hin, sie baulich aufgewertet werden und ein Einkauf dort wieder zum Erlebnis.
Ein Einkauf im Kaufhaus aber ist nur eines: Langeweile.
Das hat auch einen einfachen Grund: es gibt in Schweinfurt pro Einwohner einfach überdurchschnittlich viel Verkaufsfläche im Einzelhandel, und mit der Stadtgalerie wurde das eben nicht weniger. Die sorgte dafür, dass viele Geschäfte den Standort einfach verlagerten.
Und wirklich gekümmert um eine attraktive Innenstadt hat sich die Verwaltung auch nie.
ich kenne nur Klamotten, Haushalt, Parfüm, Schmuck/Uhren, Spiele....
gibts noch Bücher? oder sind die mit der Elektronik verschwunden?
Dieser alte, verstaubte Kasten mit dem Flair der 70er Jahre zieht doch niemand mehr nach Schweinfurt. In einem Kommentar in der Süddeutsche Zeitung war gestern zu lesen:
"So bitter das für die verbliebenen treuen Fans des Kaufhauses und vor allem für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist: Die Zeit des Kaufhauses ist vorbei - zumindest wenn man es so betreibt wie Galeria. Die Häuser sind oft schmucklos, das Angebot wenig exklusiv, die Mitarbeiter genervt von der Krise, der Online-Handel nicht so ausgebaut, wie es nötig wäre, um mit Amazon und den anderen Online-Händlern mitzuhalten."
Und heute:
"Sorgen um die Verödung der City-Zentren sind nach der neuerlichen Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof meist unberechtigt. Die Schließungen sind hart. Aber eigentlich kann es nur besser werden."
Wenn man es sachlich und nüchtern betrachtet: Genau so ist es.
Der ehemalige Horten wurde nach dem Galeria-Konzept umgebaut, mit einem Shop-in-Shop-System, das in SW besser umgesetzt werden konnte, als in dem völlig aus der Zeit gefallenen WÜer Kaufhof aus den frühen 50ern. Die Porzellan-Fassade (Horten-Kacheln) von 1964 in zeitloser Moderne, im Kontrast mit dem gegenüberliegenden, neubarocken Justizpalast, bildet zusammen mit der fensterlosen Naturstein-Südfassade des Iduna-Hochhauses, der kleinen Grünanlage am ehem. Wall, mit dem Cafe Sax's und der Kunsthalle ein sehr gelungenes, städtisches Ensemble - in dem ich mich gerne aufhalte.
Und es ist einfach nur eine Unverschämtheit gegenüber den kleinen Einzelhändlern in der Innenstadt, deren Konzepte funktionieren, wenn man jetzt schon wieder erneut die Leiche mit deren Steuergeldern künstlich am Leben hält. Denn die hat während Corona auch keiner wirklich retten wollen.
...Um Kosten einzusparen wird Personal eingespart. (Dazu wird dann auch noch von der Gewerkschaft verkündet man sei nun gut aufgestellt: "Die unterfränkischen Standorte...sieht (Ver.di-Funktionär) König in ihrer Kostenstruktur jedoch gut aufgestellt, da in den letzten Jahren viel Personal abgebaut worden sei."
Da passiert Ihnen in SW nun genau das was ich in einem Beitrag für WÜ auch schon bemängelt habe:
Durch weniger Personal findet für den Kunden keine Beratung mehr statt
Die Kaufpreise sind aber nicht auf SB-Niveau gesunken, also bleiben Kunden weg 🤷♂️
So laufen dem Unternehmen immer mehr Kosten auf, es folgt die Insolvenz.
Was vom Kaufof-Investor Benko zu erwarten ist kann hier selbst herausgefunden werden:
" https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/rene-benko-portrait-101.html "
Ich glaube nicht, dass man in diesen Laden auch nur noch einen Knopf investieren sollte.