Dreimal taucht Benjamin Kozlowski im eiskalten Wasser des Ellertshäuser Sees (Lkrs. Schweinfurt) ab, dann bricht er den Einsatz ab. Der junge Taucher aus Niederwerrn sollte am Freitagmorgen in dem zugefrorenen See den Schieber am Grund des Zwischendamms öffnen, was in der absoluten Dunkelheit in sieben Meter Tiefe aber nicht gelang. Es musste nicht nur zusätzliche Ausrüstung her, sondern auch Verstärkung geordert werden.
Am frühen Nachmittag ging dann Feuerwehrtaucher Andreas Weinberger aus Würzburg mit Kompass und Lampe nach unten. Doch auch er fand den Schieber nicht. Erst nach vier weiteren Tauchgängen war die Mission erfolgreich. Mit einem lauten Knall schoss das Wasser auf der gegenüberliegenden Dammseite aus dem Abflussrohr. Auf dem Ablassventil war so viel Druck, dass der Luftstoß sogar die Eisdecke oben am Damm zum Bersten brachte.
Der spektakuläre Taucheinsatz am größten See Unterfrankens war notwendig geworden, weil das Hochwasser Anfang der Woche den Grundsee zum Überlaufen gebracht und die Baugrube davor überflutet hatte. Der Abflussschieber musste deshalb geöffnet werden, um den Wasserspiegel wieder absenken zu können.
Das hat nun aber auch zur Folge, dass sich in den nächsten Tagen unter der fünf bis zehn Zentimeter dicken Eisschicht ein Hohlraum bilden wird. Die Eisfläche hängt dann sozusagen in der Luft. Wer sich aufs Eis begibt, schwebt im wahrsten Sinne des Wortes in Lebensgefahr. Das Wasserwirtschaftsamt weist deshalb ausdrücklich auf das Betretungsverbot des Stauraums hin, das nach dem Ablassen des Sees verhängt worden ist und nach wie vor Gültigkeit besitzt.
Der größte Stausee Unterfrankens wird saniert
Der größte Stausee Unterfrankens war am 29. September 2021 abgelassen worden, um Sanierungsarbeiten zur Ertüchtigung der Talsperre vornehmen zu können. Im ersten Bauabschnitt im Frühjahr 2022 erfolgte der Bau einer Grundsperre. Zweck dieses etwa sieben Meter hohen Bauwerks, das rund 100 Meter vor dem Hauptdamm quer durchs Becken eingezogen wurde, ist es, dass bei künftigen Arbeiten an den technischen Einrichtungen der See nur bis zur Krone der Sperre abgelassen werden muss. Der Bereich davor, dort wo sich der Grundabfluss befindet, kann dann separat leer laufen.
In dieser Grundsperre auf Seeseite sitzt der besagte Abflussschieber. Er war nach Abschluss der Erdarbeiten im September vergangenen Jahres geschlossen worden, um den Bereich hinter der Grundsperre wieder aufzustauen. Das ging aufgrund der Starkregenfälle in den zurückliegenden Monaten schneller als erwartet. So schnell sogar, dass Anfang der Woche der 300.000 Kubikmeter fassende Grundsee in die Baugrube überschwappte. Damit die Bauarbeiter in den nächsten Wochen sicher arbeiten können, muss deshalb Wasser abgelassen werden.
"Wir brauchen einen Puffer von knapp einem Meter", erklärt Andreas Kirchner, der zuständige Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, das für den Freistaat Bayern die Talsperre betreibt. Seit Freitagnachmittag laufen nun 300 Liter Wasser pro Sekunde aus dem Grundsee durchs Abflussrohr davon. Voraussichtlich bis Montag wird der Schieber offen bleiben, dann soll die nötige Absenkung erreicht sein.
Damit nicht nochmal ein Taucheinsatz zum Schließen des Schiebers nötig wird, wurde am Wochenende nun kurzerhand ein zweiter Schieber am Abflussrohr auf Seite der Baugrube eingebaut. Dieser kann künftig elektronisch von außen gesteuert werden.
Baden soll heuer schon möglich sein
Für Benjamin Kozlowski gehört Eistauchen zwar zum Berufsalltag, der Einsatz am Ellertshäuser See war allerdings schon etwas Besonderes. "Es war stockdunkel, man tastet sich völlig blind durchs Wasser", sagt der 37-Jährige. Auch das Material wurde strapaziert. So vereiste gleich beim ersten Tauchgang das Ablassventil seiner Schwimmweste. Die Lufttemperatur lag da bei minus vier Grad Celsius. "Ich bin froh, dass wir es geschafft haben."
Wie geht es nun weiter am Ellertshäuser See? Bis Ende März soll das neue Abflussbauwerk fertig sein, dann beginnt der Rohrleitungsbau. Das Wasserwirtschaftsamt befindet sich auch in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, um einen eingeschränkten Bereich am Grundsee heuer schon zum Baden freizugeben.
Überflutungsereignisse können doch immer mal vorkommen, da brauchts dann im Worstcase einen Menschen, der einen Stöpsel unter Lebensgefahr ziehen soll?
Vielleicht sollten die mal jemanden fragen, der sich mit Staumauerkonzepten auskennt.
Man könnte vom Glauben abfallen.
Zitat: "Damit nicht nochmal ein Taucheinsatz zum Schließen des Schiebers nötig wird, wurde am Wochenende nun kurzerhand ein zweiter Schieber am Abflussrohr auf Seite der Baugrube eingebaut. Dieser kann künftig elektronisch von außen gesteuert werden. "
Warum hat man den Hauptschieber nicht von Anfang an so ausgestattet, gibt es hier keine funktionierende dauerhafte technische Lösung - ist doch bequemer als die Taucherei?
Jetzt wird das aufgestaute Wasser wieder abgelassen, die ursprünglich für Januar geplante Fertigstellung (Ursprüngliche Angabe) rutscht jetzt auf Ende März.
Somit verliert man nicht nur das erneut abgelassne Wasser sondern auch 2 Monate zum Aufstauen.
Da wird jahrelang geplant, Mio € an Steuergelder ausgegeben und dann kommt so etwas zu Stande.
Professionelles Projektmanagement Stelle ich mir anders vor.
Von Selbstkritik seitens Wasserwirtschaftsamt lese ich kein einziges Wort.
Sorry, WWA wenn ich es falsch zusammen gefasst habe, freue ich mich über eine detaillierte Aufarbeitung und Darstellung der Vorgänge
Mit dem Aufstau wurde bereits am 22.09.2022 begonnen.
Der Aufstauvorgang kann unabhängig von den Sanierungsarbeiten der technischen Einrichtungen geschehen, wodurch wir den See schneller wieder füllen können.
Da ist mit keinem Wort erwähnt, dass der Aufstauvorgang quasi nur bedingt stattfindet.
Was ist nun richtig?