Ist der Stöpsel drin oder nicht? Das fragen sich Passanten beim Blick auf den Ellertshäuser See. Das Becken ist nach wie vor leer, bislang hat sich kaum Wasser darin angesammelt. Eigentlich sollte der See seit 22. September wieder aufgestaut werden. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) höchstselbst hatte vor großem Publikum aus Politik, Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft an diesem geschichtsträchtigen Tag den Stöpsel wieder reingedrückt. Doch warum füllt sich das Becken nicht mit Wasser?
Rückblick: Am 29. September 2021 war der größte Stausee Unterfrankens abgelassen worden, um Sanierungsarbeiten zur Ertüchtigung der Talsperre vornehmen zu können. 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser waren damals davongeflossen. Im ersten Bauabschnitt erfolgte nun der Bau einer Grundsperre. Zweck dieses etwa sieben Meter hohen Bauwerks, das rund 100 Meter vor dem Hauptdamm quer durchs Becken eingezogen wurde, ist es, dass bei künftigen Arbeiten an den technischen Einrichtungen der See nur bis zur Krone der Sperre abgelassen werden muss. Der Bereich davor, dort wo sich der Abfluss befindet, kann dann separat leer laufen. So bleibt bei künftigen Sanierungsmaßnahmen auf jeden Fall die Hälfte der Seefläche (etwa 15 Hektar) bestehen.
Vorsee und Ökobucht wurden randvoll gemacht
Die Grundsperre ist nun fertig, aber nach wie vor noch kein Wasser im See. "Bis jetzt wurde noch nicht aufgestaut", erklärt Talsperrenbeauftragter Andreas Kirchner auf Nachfrage dieser Redaktion. Aber nicht, weil der Stöpsel nicht geschlossen wäre. "Der ist drin", versichert der beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen für den Landkreis Schweinfurt zuständige Abteilungsleiter. Das Wasser aus dem Sauerquellenbach und den anderen Zuflüssen sei vielmehr bewusst zurückgehalten worden, um zuerst einmal den Vorsee und die Ökobucht weiter aufzufüllen.
Im Vorsee werden die Fische und Muscheln, die vor dem Ablassen aus dem Hauptsee geholt wurden, zwischengehältert, in der Ökobucht haben die Amphibien ihr Quartier bezogen. Um ihnen bestmögliche Lebensbedingungen in den Wintermonaten bieten zu können, sei es erforderlich, den Wasserstand aufs Maximum zu erhöhen, so Kirchner. Denn sollte sich bei Frost eine Eisschicht auf der Seeoberfläche bilden, kann weniger Sauerstoff aus der Luft ins Wasser gelangen. Je mehr Wasservolumen also vorhanden ist, desto mehr Sauerstoff und Nährstoffe stehen den Fischen und anderen Organismen dann in den unteren Wasserschichten zur Verfügung. Beide Speicher sind inzwischen randvoll.
Zu wenig Niederschläge zum Aufstauen
Jetzt könnte also der Aufstau des Sees beginnen. "Doch die Niederschläge sind zu gering", sagt Kirchner. Was aus den Zuflüssen kommt, wird deshalb eins zu eins durchgeleitet, weil das Wasserwirtschaftsamt gewährleisten muss, dass mindestens acht Liter pro Sekunde über den Abfluss in den Sauerquellenbach fließen. Sonst besteht die Gefahr, dass das Gewässer hinter dem Hauptdamm trocken fällt. "Momentan kommen nicht mehr als diese acht Liter an", verweist Kirchner auf die Messstelle unter dem Hauptdamm, wo der Durchfluss gesteuert wird.
Sollte sich das Jahr 2022 ähnlich wie 2021 entwickeln, dann stehen die regenreichen Perioden allerdings noch bevor. Kirchner ist deshalb optimistisch, dass sich bis Ende November ein See mit ein bis zwei Meter Wassertiefe im Becken bilden wird.
Als nächstes wird das Abflussbauwerk errichtet
Aktuell laufen nun die Ausschreibungen für den zweiten Bauabschnitt, den Neubau des Abflussbauwerks, das zwischen Hauptdamm und Grundsperre direkt am Eingang zum Abflussstollen errichtet wird. Das alte Betonbauwerk ist bereits zurückgebaut, das neue wird ein moderner Stahlbetonbau. Mitte November sollen die Aufträge vergeben und parallel dazu der Rohrleitungsbau vorbereitet werden. Die 80 Meter lange Abflussleitung ist von Bakterien zerfressen und muss komplett erneuert werden.
Was den Einsatz der großen Baumaschinen angeht, sind bis auf kleinere kosmetische Arbeiten alle Erdbewegungen abgeschlossen. Zuletzt wurde das Seebecken noch entschlammt und das abgetragene Sediment am Südufer verbaut. Dort sind zuvor mit abgebaggertem Boden aus dem See sogenannte Fangedämme errichtet worden. Die Barrieren sollen verhindern, dass der entlang des Ufers abgelagerte Schlamm wieder abgespült wird.
Auf dem neu gestalteten Uferterrain sollen später – wie in der Ökobucht – mit Schilf bewachsene Flachwasserzonen angelegt werden. Denn es fehlen Laichmöglichkeiten und Unterstände, wo Fische sich verstecken können. Das hatte sich beim Abfischen des Ellertshäuser Sees gezeigt. In den Netzen waren hauptsächlich große Raubfische. Die regelmäßig vom Fischereiverband Unterfranken eingesetzten Jungfische waren zum Großteil von ihnen gefressen worden.
Damit künftig mehr Ausgewogenheit an Raub- und Edelfischen im Ellertshäuser See herrscht, hatte die Fischereifachbehörde dem Wasserwirtschaftsamt empfohlen, die Struktur des Sees bei der Sanierung zu verbessern. Mit den Flachwasserzonen im Uferbereich erfolge dies, betont Kirchner.
aber vielleicht in Zukunft mit Hilfe eines staatlich geförderten überregionalen Rohrsystems mit Bodenseewasser gefüllt?
aber vielleicht in Zukunft mit Hilfe eines staatlich geförderten überregionalen Rohrsystems mit Bodenseewasser gefüllt?