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Altenmünster
Gute Nachrichten vom Ellertshäuser See: Die Chancen auf eine Badesaison stehen 2023 gut
Die starken Regenfälle der letzten Wochen haben den Wasserspiegel im Ellertshäuser See stark steigen lassen. Das alleine reicht aber nicht für eine Badefreigabe.
Der Ellertshäuser See füllt sich zusehends. Hinter der Grundsperre haben sich bereits geschätzte 150.000 Kubikmeter Wasser angesammelt.  
Foto: Anand Anders | Der Ellertshäuser See füllt sich zusehends. Hinter der Grundsperre haben sich bereits geschätzte 150.000 Kubikmeter Wasser angesammelt.  
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:27 Uhr

Theoretisch wäre Schwimmen im Ellertshäuser See schon wieder möglich. Das Becken hinter der neu gebauten Grundsperre ist bereits halb voll. Die regenreichen Tage seit Weihnachten haben das Wasser in rasantem Tempo steigen lassen. Wo bis vor kurzem nur eine kleine Pfütze war, breitet sich jetzt ein richtig großer See aus. Er umfasst etwa acht bis zehn Hektar Fläche und hat schon eine beachtliche Tiefe: "Im Bereich des Nordstrands sind es vier bis fünf Meter", sagt Andreas Kirchner, der Talsperrenbeauftragte und zuständige Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen.

Zum Schwimmen würde das ausreichen. Theoretisch. Praktisch spricht erstens aber das kalte Wetter gegen einen Badespaß. Und zweitens: Der Ellertshäuser See ist nach wie vor eine Baustelle und nicht zum Baden freigegeben. "Es herrscht weiterhin absolutes Betretungsverbot", betont Andreas Kirchner.  

Bis Mitte Dezember war hinter der Grundsperre nur eine größere Pfütze. Das wenige von oben kommende Wasser musste damals komplett zum Sauerquellenbach durchgeleitet werden.
Foto: Anand Anders | Bis Mitte Dezember war hinter der Grundsperre nur eine größere Pfütze. Das wenige von oben kommende Wasser musste damals komplett zum Sauerquellenbach durchgeleitet werden.

Kurzer Rückblick: Am 29. September 2021 war der größte Stausee Unterfrankens abgelassen worden, um Sanierungsarbeiten zur Ertüchtigung der Talsperre vornehmen zu können. 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser waren damals davongeflossen. Im ersten Bauabschnitt im Frühjahr 2022 erfolgte der Bau einer Grundsperre.

Zweck dieses etwa sieben Meter hohen Bauwerks, das rund 100 Meter vor dem Hauptdamm quer durchs Becken eingezogen wurde, ist es, dass bei künftigen Arbeiten an den technischen Einrichtungen der See nur bis zur Krone der Sperre abgelassen werden muss. Der Bereich davor, dort wo sich der Abfluss befindet, kann dann separat leer laufen.

Jetzt beginnen die eigentlichen Sanierungsarbeiten

Die Erdarbeiten sind inzwischen abgeschlossen, seit dem 22. September wird der Bereich hinter der Grundsperre wieder aufgestaut. 300.000 Kubikmeter Wasser passen hier hinein. Wenn der Grundsee komplett gefüllt ist, sind das 15 Hektar Seefläche. Das entspricht etwa der Hälfte der gesamten Fläche des Ellertshäuser Sees. Bei durchschnittlichen Niederschlägen kann das in diesem Jahr der Fall sein. "Es sieht gut aus", meint Andreas Kirchner beim Blick auf den schon halb gefüllten See.

Über acht bis zehn Hektar Fläche breitet sich bereits ein See hinter der Grundsperre aus.
Foto: Anand Anders | Über acht bis zehn Hektar Fläche breitet sich bereits ein See hinter der Grundsperre aus.

Jetzt beginnen die eigentlichen Sanierungsarbeiten, weshalb der See überhaupt abgelassen worden ist – der Bau des Ablassbauwerks und die Erneuerung der Rohrleitung. Der alte Abflussschacht ist bereits abgerissen. An seiner Stelle wird ein mehrere Meter langer und hoher Betonbau mit Ein- und Ausläufen entstehen. Die Baustelle wird gerade eingerichtet. Der Kran steht bereits. Bis Ende Februar soll das Bauwerk fertig sein.

Danach geht's an den Rohrleitungsbau. Die Abflussleitung, die vom Stausee durch den Tunnel hinaus in den Sauerquellenbach führt, muss komplett erneuert werden. Das alte 80 Meter lange Stahlrohr mit einem halben Meter Durchmesser ist von Mikroorganismen befallen. Sie fressen an der Rohrwandung, die immer dünner geworden ist. Im Fachjargon spricht man von mikrobiell induzierter Korrosion, kurz MIC.   

Sickerwasser fließt in den Sauerquellenbach 

Wenn die Rohrleitung gebaut ist und alle Anschlüsse am Abflussbauwerk gemacht sind, kann auch dieser Bereich zwischen Hauptdamm und Grundsperre angestaut werden, damit der Ellertshäuser See wieder seine volle Größe erreicht. Dazu braucht es aber jede Menge Niederschläge. Denn bevor sich die Baugrube füllt, muss das Wasser im Grundsee erst einmal soweit ansteigen, dass es überschwappen und die Grundsperre breitflächig überfluten kann.

Wie schnell das geht, darüber will Andreas Kirchner nicht spekulieren. "Das ist alles wetterabhängig." Er geht davon aus, dass sich im Sommer der Wasserspiegel im Grundsee erst einmal auf Höhe der Grundsperre einpegeln wird.

Eine provisorische Rohrleitung wurde vom Grundsee durch die Baugrube in den Stollen verlegt, um ausreichend Wasser in den Sauerquellenbach ableiten zu können. 
Foto: Anand Anders | Eine provisorische Rohrleitung wurde vom Grundsee durch die Baugrube in den Stollen verlegt, um ausreichend Wasser in den Sauerquellenbach ableiten zu können. 

Bislang hat das Wetter gut mitgespielt. Die vielen Niederschläge über Weihnachten und den Jahreswechsel haben es sogar erlaubt, dass der Schieber im Grundsee komplett abgeriegelt und alles von oben kommende Wasser angestaut werden konnte. Normalerweise müssen ja immer acht Liter Wasser pro Sekunde in den Sauerquellenbach abgeleitet werden. Doch im Hauptdamm, in der Baugrube und in den Seitenbereichen sammelt sich laut Kirchner momentan so viel Sickerwasser an, dass die Mindestwassermenge auch ohne Zufuhr aus dem Grundsee gewährleistet werden kann.

Gesundheitsamt entscheidet über die Freigabe des Badestrands

Wenn weiterhin alles gut läuft, könnte heuer sogar schon das Nordufer unterhalb des Kiosks zum Baden freigegeben werden. Entsprechende Gespräche seien bereits mit dem Gesundheitsamt geführt worden, sagt Andreas Kirchner. Die Behörde muss nicht nur die Qualität des Wassers überprüfen, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Badegäste einschätzen, weil im vorderen Bereich des Sees, zwischen Hauptdamm und Grundsperre, ja weiterhin eine Baustelle besteht.

Auch der aufgeschüttete und mit Schotter befestigte Damm, der später einmal überflutet sein wird, ragt dann noch aus dem Wasser. Die Badezone müsse deshalb sicher abgegrenzt werden, und für Badegäste würden strenge Sicherheitsregeln gelten.  

Und wann werden die Fische wieder in ihr angestammtes Revier zurückkommen? "Das wird noch etwas dauern", meint Andreas Kirchner. Denn die Ökologie des Gewässers muss erst einmal soweit intakt sein, dass die Tiere eine Lebensgrundlage haben. Der Fischbesatz werde deshalb in enger Abstimmung mit der Fischereibehörde erfolgen.

Ein Teil der Muscheln allerdings soll noch in diesem Jahr eingesetzt werden. 60.000 waren vor dem Ablassen des Sees eingesammelt, gesäubert und kartiert worden. Sie befinden sich in großen Hälterbecken im Vorsee. Ab 2024 steht dort dann die Entschlammung an.  

 
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