Bundesweite Krankenhausreform, zu wenige Ärztinnen und Ärzte, zu wenig Pflegerinnen und Pfleger, keine Termine bei Kinderärzten, kein Durchkommen bei Fachärzten, der geplante Verbund zwischen Krankenhaus St. Josef und Leopoldina-Krankenhaus – das Thema Gesundheit beschäftigt die Menschen. Und in Schweinfurt, so viel kann man sagen, sind die Sorgen derzeit nicht gerade klein.
Über 200 Gäste kamen zur CSU-Wahlkampfveranstaltung mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek in St. Peter und Paul, der Saal mit seinem speziellen 60er-Jahre-Charme war rappelvoll. Die Besucher nutzten die Gelegenheit, ihre Sorgen aus dem Alltag vorzutragen – ob als Pflegekraft im Altenheim, als Krankenschwester oder Krankenpfleger, als Ärztin oder Arzt.
Für den Gesundheitsminister gab es eine ganze Menge Themen für die Rückfahrt nach München. Der Frust über den Fachkräftemangel und vor allem die bürokratischen Hürden und Nachweispflichten, so viel wurde klar, wird immer größer – in der Bevölkerung wie bei denjenigen, die im Gesundheitsbereich tätig sind.
Ein großes Thema derzeit ist die von der Bundesregierung und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform. Eine absolute Notwendigkeit, "das ist unbestritten", räumt auch Klaus Holetschek ein. Dennoch sei Bayern derzeit als einziges Bundesland nicht bereit, die Vorschläge Lauterbachs so mitzutragen. "Das ist eine Reform im Elfenbeinturm, die mit der Praxis nichts zu tun hat", schimpfte Holetschek.
Versorgungssicherheit der Menschen muss gewährleistet sein
Aus seiner Sicht gehe es vor allem darum, "die Versorgungssicherheit der Menschen" zu gewährleisten. Deshalb müsse man sehr genau überlegen, wo man Krankenhäuser schließt, und in den nächsten Jahren gewährleisten, dass es nicht zu einem "kalten Strukturwandel" kommt; also Träger wie Kommunen oder Landkreise kleine Häuser aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, bevor durch die geplante Reform sich die finanziellen Rahmenbedingungen verbessern.
Der in den nächsten Jahren geplante Verbund zwischen dem Krankenhaus St. Josef in der Schweinfurter Innenstadt und dem städtischen Leopoldina-Krankenhaus war in der Gesprächsrunde eines der wichtigsten Themen. Denn die Sorgen der Betroffenen, das zeigten einige Wortmeldungen, sind nach wie vor groß. Tenor, nicht nur von Dr. Christoph Schmidt, Chefarzt der Viszeralchirurgie am Josefs-Krankenhaus, so vertreten: "Wenn dieses Krankenhaus schließt, verschlechtert sich die Versorgung für die Bevölkerung." Ein Statement, das langen Applaus zur Folge hatte.
Die Pläne für die enge Verzahnung der beiden Schweinfurter Krankenhäuser sind natürlich auch dem Gesundheitsminister bewusst. Es gab bereits zahlreiche Gespräche dazu. Derzeit erstellt der externe Gutachter Professor Dr. Norbert Röder aus Münster seine Expertise, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um eine erfolgreiche Kooperation zu gewährleisten. Einfließen in das für Oktober erwartete Gutachten werden nicht nur zahllose Gespräche mit allen Abteilungen in beiden Häusern, sondern auch die Rahmenbedingungen der geplanten Gesundheitsreform.
Klaus Holetschek betonte, aus seiner Sicht seien die Gespräche und der Verbund-Gedanke der richtige Weg, gleichwohl "kein einfacher, weil das Thema natürlich ein hochemotionales ist". Der Freistaat und speziell sein Ministerium seien natürlich bereit zu helfen und vor allem auf Grundlage des Gutachtens gemeinsam Wege zur Finanzierung des Vorhabens zu finden.
Wichtig ist aus Sicht des Gesundheitsministers vor allem eines: "Transparenz". Viele Mitarbeitende – gerade in St. Josef – sind nach wie vor verunsichert, weil es aus ihrer Sicht keine Klarheit über die Zukunft des Hauses gibt.
Die Bevölkerung rund um Schweinfurt von der Kooperation überzeugen
Holetschek kann das durchaus nachvollziehen, sieht nicht nur die Leitungen der beiden Kliniken – sowohl Martin Stapper, Geschäftsführer der Schwestern des Erlösers als Träger des Josefs-Krankenhaus, als auch Jürgen Winter, Geschäftsführer des städtischen Leopoldina-Krankenhauses waren anwesend – in der Pflicht, sondern auch die Politik: "Es wird zentral sein für das Gelingen dieses Vorhabens, dass man die Bürgerinnen und Bürger dafür gewinnt", so Holetschek.
Die Menschen wollten wissen, "wie ihre Krankenhausversorgung in der Zukunft ist", betonte der Gesundheitsminister. Dass das Thema auch in der Stadtpolitik angekommen ist, versicherte Stefan Funk, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion, in seiner Rede. Man nehme die Sorgen aller Beteiligten ernst: "Wir wollen eine Lösung aus einem Guss."
Das St. Josef nimmt pro Jahr 23.000 Patienten auf.
Zahlen und Fakten sollten auch die Krankenhauspolitik bestimmen.