Ende April 2022 gaben die Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses und des Krankenhauses St. Josef bekannt, einen Gesundheitsverbund gründen zu wollen und diesen bis 2030 umzusetzen. In der Folge gab es auch erhebliche Verunsicherung innerhalb der Belegschaft, die erst im Herbst vergangenen Jahres ausgeräumt werden konnte. Doch wie geht es nun weiter mit dem so genannten "Schweinfurter Modell"?
Dass es ruhig geworden ist, "kann man mitnichten sagen", betont Leopoldina-Pressesprecher Veit Oertel. Denn seit einigen Monaten arbeitet im Hintergrund der im Herbst beauftragte Gutachter Prof. Dr. Norbert Roeder an seinem Gutachten, das im Sommer vorgestellt wird. Er hat mit Mitarbeitenden in allen Abteilungen beider Krankenhäuser, den Chefärzten und Führungskräften gesprochen, um ihre Einschätzung zu bekommen, wie das Thema Verbund gesehen wird und ob der von der Geschäftsleitung skizzierte Weg gangbar ist oder nicht.
"Die Rückmeldungen sind durchweg positiv", schreibt Veit Oertel in einer Mitteilung. Alle Gesprächspartner seien sich einig gewesen, "dass ein zukünftiger gemeinsamer Weg der Schweinfurter Krankenhäuser sehr gutes Potential für eine nachhaltige und zukunftsfähige Gestaltung der Gesundheitsregion Main-Rhön mit sich brächte".
Warum Karl Lauterbachs Entscheidungen für Schweinfurt wichtig sind
Allerdings wird sich der Zeitplan für den Verbund verändern, was mit der derzeit diskutierten Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und den Debatten mit den Bundesländern zu tun hat. Denn: Erst wenn klar ist, für welche Leistungen Krankenhäuser nach Abschluss der Reform zukünftig Geld abrechnen können, kann man auch Details für den Verbund planen.
"Die Krankenhauslandschaft steht vor einem Umbruch und das 'Schweinfurter Modell' soll möglichst passgenau auch auf wesentliche Eckpunkte der kommenden Krankenhausreform ausgerichtet sein", erklärt Veit Oertel. Nur so könne man nachhaltig die Gesundheitsversorgung in der Region Main-Rhön sichern.
Aus diesem Grund wird sich die Präsentation der Ergebnisse des Roederschen Gutachtens auf nach den Sommerferien verschieben. Mit dem Eckpunktepapier der Bund-Länder-Kommission, aus dem das spätere Gesetz entstehen soll, wird nach derzeitigem Kenntnisstand erst Ende Juli gerechnet. Die beiden Krankenhäuser, so Oertel, "bitten vor allem ihre Mitarbeitenden sowie die Bürgerinnen und Bürger der Region noch um etwas Geduld, bis klar sein wird, in welche Richtung sich die Krankenhauslandschaft in Schweinfurt künftig entwickeln wird".
Geschäftsführer wollen Mitarbeitenden die besten Perspektiven bieten
Sobald das Gutachten von Professor Roeder vorliegt, werden die Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses, Jürgen Winter, und der Kongregation der Schwestern des Erlösers, Martin Stapper, einen Vorschlag für die Gestaltung des Verbundes erarbeiten, über den die jeweiligen Träger der Krankenhäuser abstimmen werden.
Dass es gerade in den Abteilungen, die am stärksten betroffen sind – insbesondere in St. Josef – Bedenken gibt, ist laut Oertel den Verantwortlichen bewusst. "Hier gilt die Zusicherung der jeweiligen Geschäftsleitungen, nur Entscheidungen zu treffen, die für Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten bestmögliche Perspektiven bieten."
Ein großes Thema, das für alle deutschen Krankenhäuser gilt, ist der seit 2019 zu verzeichnende Rückgang der stationär behandelten Patientinnen und Patienten und die Stärkung ambulant erbrachter Leistungen. Klar ist laut Experten aus dem Gesundheitsbereich: Eine Reform wurde durch die Corona-Pandemie nur um zwei Jahre verzögert, sie wäre aber schon 2019 nötig gewesen. Laut Statistik gibt es derzeit rund 2,5 Millionen stationäre Behandlungsfälle weniger in der Bundesrepublik als 2019.