In Mainfrankens Wirtschaft schrillen die Alarmglocken immer lauter: Bis 2035 wird der Fachkräftemangel um 34 Prozent im Vergleich zu heute zunehmen. Dann werden 51.600 ausgebildete Menschen in den Betrieben der Region fehlen.
Das hat eine Analyse des Umfrageinstituts Prognos im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) ergeben, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Fachkräftemangel: Wie ist generell die Lage in der Region?
Der vbw-Studie zufolge gibt es in Mainfranken schon jetzt 38.500 Fachkräfte zu wenig. Dieser Mangel ist seit Jahren ein Top-Thema in Unternehmen, der manche von ihnen in eine heikle Lage gebracht hat.
Der Höhepunkt der Misere werde bereits 2031 erreicht, heißt es in der vbw-Studie "Regionale Arbeitslandschaften". Dann gebe es in Mainfranken 63.600 Fachkräfte zu wenig. In Unterfranken werden es 86.500 sein. Das entspricht in der Summe ungefähr der Einwohnerzahl von Aschaffenburg und Bad Neustadt.
Wie brisant die Lage ist, darauf hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt schon vor fünf Jahren hingewiesen. Mainfranken entstehe durch den Fachkräftemangel pro Jahr ein volkswirtschaftlicher Schaden von 1,7 Milliarden Euro.
Wie sieht der Fachkräftemangel in den unterfränkischen Landkreisen aus?
Die vbw sieht in Bayern einen deutlichen Unterschied zwischen Ballungszentren mit eher günstiger Entwicklung und ländlichen Gegenden wie etwa dem Landkreis Rhön-Grabfeld, wo 2035 die Nachfrage nach Arbeitskräften mit rund 17 Prozent deutlich über dem Angebot liegen werde.
Der Kreis Bad Kissingen zum Beispiel wird hier der Studie zufolge auf einen ähnlichen Wert kommen, während die Landkreise Main-Spessart und Schweinfurt jeweils bei 15 Prozent landen werden. In der Uni-Stadt Würzburg hingegen wird in zwölf Jahren die Nachfrage nach Fachpersonal "nur" zehn Prozent größer sein als das Angebot. Generell falle dieser Saldo "in Unterfranken sehr stark aus", urteilte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt am Donnerstag.
Zum Vergleich: Ähnliche Werte wie Würzburg hat Bamberg, während der Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen zwischen fünf und sieben Prozent deutlich darunter liegt. Eine größere Fachkräftelücke haben hingegen dünner besiedelte Teile Oberfrankens.
So werden beispielsweise Lichtenfels, Wunsiedel und Kulmbach 2035 bis zu 20 Prozent mehr Nachfrage nach Fachkräften haben als das Angebot hergibt. In München wiederum stuft die vbw die Lage als rosig ein: Eine Fachkräftelücke sei dort 2035 kaum zu erwarten.
Wie sieht es in Unterfranken bei bestimmten Berufen aus?
Prognos untersuchte für die vbw 36 Berufsgruppen in Bayern. Besonders ausgeprägt wird in Unterfranken demnach der Fachkräftemangel bis 2035 bei Lkw-Fahrern, in nicht-medizinischen Gesundheitsberufen, der Metallbranche, der Fahrzeugtechnik sowie in der Mechatronik sein.
Ganz anders sieht es in Berufen der Werbung und des Marketings aus: Hier skizziert die vbw-Analyse einen regionalen Überschuss an Arbeitskräften. Auch in der Informationstechnik (IT) zeichne sich trotz der ausgeprägten Digitalisierung der Wirtschaft Ähnliches ab, so Brossardt. Die oft gepriesene IT "ist nicht mehr der Überbrüller". Diese Branche sei gesättigt.
Was kann gegen den Fachkräftemangel in Unterfranken getan werden?
Hierzu gab Prognos-Chefvolkswirt Michael Böhmer am Donnerstag nur eine generelle Antwort: Fachkräfte "fehlen in ganz Bayern". Die Lücke sei entstanden, weil das Angebot an ausgebildetem Personal stärker zurückgehe als die Nachfrage. "Es fehlen überall die Menschen", fasste Böhmer zusammen.
vbw-Chef Brossardt sieht eine Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel darin, vor allem Ältere im Berufsleben zu halten. Wer vorzeitig in Rente gehen wolle, müsse dazu gebracht werden, statt an den Berufsausstieg an einen "Überstieg" in eine neue Beschäftigungsform zu denken.
Das sieht IHK-Hauptgeschäftsführer Sascha Genders ähnlich. Neben einer gezielten Zuwanderung von mehr Arbeitskräften aus dem Ausland sei "ein späteres tatsächliches Renteneintrittsalter als das von aktuell etwas über 64 Jahren" sowie "mehr freiwillige Erwerbstätigkeit von Rentnern" anzustreben. Auch die Ganztagesbetreuung von Kindern müsse verbessert werden, um Eltern den Rücken für mehr Arbeit freizuhalten, so Genders auf Anfrage.
vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt wiederholte in diesem Zusammenhang eine gängige Forderung seines Verbandes: Um den Fachkräftemangel zu beseitigen, müsse die Politik flexiblere Arbeitszeiten zulassen. Maximal zehn Stunden am Tag arbeiten zu dürfen, "das muss abgeschafft werden". Brossardt schlug dagegen vor, die Höchstarbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche festzulegen, sodass Unternehmen Tag für Tag flexibler handeln könnten.
Ein Beleg hier für sind für mich die Ländern in den man Fachkräfte sucht. Diese sind überwiegend Billiglohnländer.
In Europa gibt es aktuell 7 Länder die eine Erwerbslosenquote > 7% haben. Zwei davon sogar > 10 %! (https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/EUArbeitsmarktMonat.html#:~:text=EU%2Dweit%20waren%20im%20Mai,Griechenland%20(11%2C3%20%25).)
Diese europäischen Länder sind aus dem gleichen Kulturkreis und es gibt keine Einreisehürden. Aber, hier ist wohl das Lohngefüge zu gleich mit dem bei uns.
Hier wäre auch das Ausbildungsniveau ähnlich wie bei uns und es führt nicht so schnell zu Diskreditierungen von deutschen Arbeitskräften die mühevoll und regelkonform sich aus- und weitergebildet haben!
Für meinen Bereich kann ich noch dazu sagen, dass die Digitalisierung völlig aus dem Ruder läuft: anstatt die Arbeitsprozesse schneller und geräuschloser ablaufen zu lassen, muss ich mich als ungelernter Endanwender noch mit den Funktionalitäten der Programmierung herumschlagen.