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Schweinfurt
Landesgartenschau 2026 in Schweinfurt: Für Ulrike Schneider bleiben Fragezeichen
In vier Jahren soll die Landesgartenschau in der Ledward Kaserne eröffnet werden. Warum Ulrike Schneider weiter skeptisch ist und einen Wald für ökologischer hält.
Symbolisch: Die Planung der Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne noch zu stoppen, hielte die Initiative Zukunft./ödp nach wie vor für den besseren Weg.
Foto: Oliver Schikora | Symbolisch: Die Planung der Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne noch zu stoppen, hielte die Initiative Zukunft./ödp nach wie vor für den besseren Weg.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:58 Uhr

Von blühenden Wiesen, einem Klimawäldchen und fröhlichen Menschen im Park ist das Areal für die Landesgartenschau in der Ledward Kaserne derzeit weit entfernt: Staubiges Brachland dominiert die Szenerie. Bis auf die Panzerhalle 237 sind nördlich der Carus Allee in der Ledward Kaserne alle Gebäude abgerissen. Doch im Hintergrund arbeitet die Verwaltung mit Hochdruck. Für Ulrike Schneider und ihre Mitstreiter in der Gruppe Zukunft./ödp bleiben dennoch sehr viele offene Fragen.

Aus diesem Grund startete man erneut eine so genannte "Fragezeichen-Aktion", wie schon beim Rückert-Zentrum vor einigen Monaten. Der Gruppe geht es darum, die aus ihrer Sicht nach wie vor bestehenden Ungereimtheiten öffentlich zu machen und auch zum Umdenken anzuregen. Aus Sicht von Ulrike Schneider "wächst der Widerstand gegen die Landesgartenschau in der Stadt".

„Wir haben die schöne Aufgabe, zehn Hektar Asphalt in eine grüne Landschaft zu konvertieren. Diese Chance hat man im Leben als Kommunalpolitiker nicht oft. Ich bin davon überzeugt, dass es uns mit dem Entwurf von Planorama gelingt, unsere ohnehin schon grüne Stadt noch attraktiver und lebenswerter zu machen“, schwärmte Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé in einer Pressemitteilung Ende Mai 2021, sprach im Stadtrat auch von der größten Klimaschutzmaßnahme in der Geschichte der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Aussagen, die Ulrike Schneider nach wie vor sehr kritisch sieht, insbesondere mit Blick auf die Kosten der Landesgartenschau für die Stadt. "Wir haben Sorgen, dass nicht annähernd so viele Besucher kommen wie nötig", so Schneider, Bezug nehmend auf die von der Verwaltung kalkulierten 574.000 Besucher an geplanten 164 Öffnungstagen zwischen April und Oktober. Für den Durchführungshaushalt sind zwölf Millionen Euro kalkuliert, für den Bau der Daueranlagen 11,6 Millionen sowie ein Zuschuss von fünf Millionen durch den Freistaat Bayern. Das "Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht", ist Schneider überzeugt.

Fragezeichen-Aktion der Initiative Zukunft./ödp um Stadträtin Ulrike Schneider vor dem für die Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne geplanten Gelände.
Foto: Oliver Schikora | Fragezeichen-Aktion der Initiative Zukunft./ödp um Stadträtin Ulrike Schneider vor dem für die Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne geplanten Gelände.

Schneider hatte sich mit zahlreichen Mitstreitern dafür eingesetzt, dass statt der Landesgartenschau auf dem Gelände ein Klimawald gepflanzt wird, was deutlich günstiger gewesen wäre. Das Thema sorgte aber auch für massiven Streit mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé rund um die beiden Bürgerentscheide 2019. Schneider bleibt bei ihrer Position, der Klimawald wäre die nachhaltigere Option gewesen und nimmt den Oberbürgermeister ob eines Wahlversprechens in die Pflicht.

"Wir fordern den OB auf, umzudenken und einen Stadtwald für gerade mal 80.000 Euro zu pflanzen."
Ulrike Schneider, Initiative Zukunft./ödp

Den "Modellcharakter in Sachen Klimaschutzanpassung", den die Landesgartenschau und die so genannten Korrespondenzprojekte Schelmsrasen, Spitalseeplatz und Gutermann-Promenade haben sollen, bezweifelt Schneider. Was ist aber mit dem Versprechen des OB, einen Wald zur Versöhnung der Gemüter an anderer Stelle zu pflanzen? Im städtischen Haushalt ist dafür derzeit kein Geld vorgesehen: "Wir fordern den OB auf, umzudenken und einen Stadtwald für gerade mal 80.000 Euro zu pflanzen", so Schneider und fügt an: "In welchem Tiefschlaf sind wir, wenn wir immer noch von Modellcharakter sprechen und keinen Wald pflanzen?"

Die Planung für das Klimadorf am Kessler Field (links) und die Landesgartenschau in der Ledward Kaserne (rechts).
Foto: Planorama Berlin | Die Planung für das Klimadorf am Kessler Field (links) und die Landesgartenschau in der Ledward Kaserne (rechts).

Aus ihrer Sicht betreibt die Stadt mit der Landesgartenschau und den Korrespondenzprojekten "Greenwashing", sprich: Die Projekte sind vorgeblich gar nicht so ökologisch wie angegeben. "Würde es wirklich um die Umwelt gehen, würde man das gesamte Geld nehmen und in viel mehr einzelne Klimaschutzprojekte stecken", so Schneider.

Fragen zu den Plänen der Landesgartenschau hat nicht nur die Initiative Zukunft./ödp, sondern auch der Bund der Steuerzahler. Der Redaktion liegt ein Schreiben aus München von Ende Februar vor, in dem der Bund der Steuerzahler einen kritischen Fragenkatalog an den Oberbürgermeister schickte, in dem es um das Kosten-Nutzen-Verhältnis geht und darum, wer die Verluste trägt bzw. ob dafür alleine die Stadt gerade stehen muss.

Ob die Panzerhalle 237 stehen bleibt oder nicht, ist noch nicht entschieden. Blick von der Carus Allee auf das Areal der Landesgartenschau in der Ledward Kaserne.
Foto: Anand Anders | Ob die Panzerhalle 237 stehen bleibt oder nicht, ist noch nicht entschieden. Blick von der Carus Allee auf das Areal der Landesgartenschau in der Ledward Kaserne.

Ebenso um Auskunft gebeten wird, ob das geplante Defizit die Stadtverwaltung so weit einschränken werde, dass andere Projekte wie Theatersanierung oder Instandsetzung maroder Brücken verschoben werden müssen. Bisher, so die Auskunft des Bund der Steuerzahler, hat die Stadtverwaltung die Fragen noch nicht beantwortet.

Landesgartenschau Schweinfurt 2026

Im Jahr 2014 zog die us-amerikanische Armee aus der Ledward Kaserne sowie den Wohngebieten Askren Manor sowie Yorktown/Kessler Field ab. Die so genannten Konversionsflächen, insgesamt gut 80 Hektar, kaufte die Stadt der Bundesimmobilien-Verwaltung ab.
Die CSU-Fraktion ließ als erste die Idee prüfen, auf einem Teil des früheren Kasernen-Geländes entlang der Niederwerrner Straße neben dem Sachs-Stadion eine Landesgartenschau zu veranstalten. Im Jahr 2018 bewarb sich die Stadt schließlich für die LGS 2026 und erhielt im Juli 2018 den Zuschlag.
Der Konzeptentwurf sieht vor, dass im Nord-Westen der Ledward Kaserne zehn Hektar als Landesgartenschau vorgesehen sind. Dort soll ein Bürgerpark entstehen, die Panzerhalle 237 soll wenn möglich als Blumenhalle genutzt werden. Im Süden wird die Landesgartenschau von der Carus-Allee begrenzt, einem über 600 Meter langen und 37 Meter breiten grünen Band von Ost nach West durch die alte Kaserne. Im Norden grenzt sie an die Kleingartenanlage Alte Warte.
Um die Pläne zur Landesgartenschau gibt es seit Jahren immer wieder Streit. Im Sommer 2018 gründete Stadträtin Ulrike Schneider eine Bürgerinitiative für einen parkähnlichen Stadtwald statt Landesgartenschau. Der Stadtrat konterte mit einem Ratsbegehren für einen Bürgerpark mit Landesgartenschau. Schneiders Ansinnen stimmten zwar mehr Menschen zu als der Landesgartenschau-Idee, beide Entscheide scheiterten aber am nicht erreichten Quorum.
Wegen der finanziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie für die Stadt stand die LGS in der Diskussion, weswegen im Vertrag mit der bayerischen Landesgartenschau GmbH Ausstiegsszenarien stehen.
Quelle: Schweinfurter Tagblatt/Stadt Schweinfurt
 
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  • christopher
    Dr. Schneider, Sie zeigen zuwenig Toleranz gegenüber Andersdenkenden und wenig Respekt gegenüber Autoritäten, wie dem OB. Man kann in der Sache streiten, aber man sollte menschlich bleiben. Daher schadet Ihr Engagement gegen die Landesgartenschau unserer Sache eher!
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  • grassho
    Auf Wunsch des Verfassers entfernt.
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  • robert.erhard@gmx.de
    11 Personen - im Übrigen sind es immer die selben Gefolgsleute - sind nicht in der Lage einen demokratischen Prozess zu akzeptieren!
    Die überaus wohlwollende Berichterstattung über die Fraktion von Frau Schneider ist sehr einseitig und fördert nach außen ein Bild der Stadt aus Kleingeist, Querulantentum, mangelnder Weitsicht und Entwicklungsfeindlichkeit! Das ist Schweinfurt nicht!
    Die Entscheidungen waren eindeutig!

    Das Querschiessen von Frau Schneider ist einer demokratisch gewählten Stadträtin unwürdig!
    Diesen Auftritt auch so medial zu begleiten spiegelt in kleinster Weise die Meinung der Bevölkerung und der Bürgerentscheide wider!
    Das Klima als Killerargument zu nutzen ist ein weinerlicher, peinlicher und nicht statthafter Versuch das Projekt ständig zu torpedieren weil sowohl Toleranz, als auch Verständnis fehlt!
    Die Landesgartenschau kann die Stadt weiterentwickeln und auch Klima und Ökologie vereinen. Statt sich positiv einzubringen wird ständig dagegen geschossen!
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  • Frankonius22
    Nicht so steril, wie die letzte in Würzburg. Die von 1990 ist bis heute einen Spaziergang wert.
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  • Mila
    Hier geht es nicht um Klimaschutz oder Bürgerwille, sondern nur darum wer sich von den beiden letztlich durchsetzen kann. Dass es keine bezahlbare Wohnungen mehr in Schweinfurt gibt und diese Fläche hier sinnvoll und vor allem auch gewinnbringend nutzen lassen würde, zählt nicht. Man könnte hier zu Wohnanlagen auch mehr Grünfläche anlegen. Das würde dem Bürger nutzen und letztlich auch der Stadtkasse, die ja auch nicht im Überfluss schwelgt. Wahrscheinlich bei soviel politischem Starrsinn sinnlos und sehr schädlich für jeden Bürger. Jetzt könnte der OB mal beweisen, dass er ein fähiger Politiker sein kann, aber wo kein Wille, da kein Weg.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Warum nehmen Sie nicht mal die 3-4 Schweinfurter in die Pflicht, denen sehr viele leer stehende Immobilien in der Innenstadt gehören und die lediglich die Miete für die notdürftig in Schuss gehaltenen Läden kassieren und in den 2 bis 3 Stockwerken darüber nichts tun!
    Also: Leerstände ganzer Gebäude UND Leerstände in den oberen Stockwerken!
    Gar nichts!
    Da steckt enormes Potenzial für Mietraum!
    Eigentum verpflichtet auch!
    Aber der Stress, der Aufwand....
    die Miete wäre Auch bezahlbar!

    Stattdessen wird aus den runtergekommen Immobilien (ich übertreibe) nur der Ertrag der Geschäfte gequetscht!
    Im Übrigen ist der Mietzins im Schnitt in SW niedriger als in mancher Randgemeinde!
    Und das hat nix mit dem OB zu tun sondern mit Bequemlichkeit und auch Gier!
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  • klafie
    wenn die landesgartenschau auch so ein reinfall wird, wie die 2. in würzburg, na denn prost.
    bis jetzt waren doch ob münchen, würzburg oder sonst wodie landesgartenschauen nicht das gelbe vom ei, und die einnahmen hielten sich auch in grenzen, obwohl man da doch ganz schon fest zur kasse gebeten wird.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Es gibt genügend Beispiele wo Landesgartenschauen ein Erfolgserlebnis für die jeweilige Stadt war und nachhaltig einen Mehrwert geliefert hat! Warum suchen Sie von vorne herein das Haar in der Suppe anstatt mal positiv nach vorne zu schauen
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  • LGS-Gegner
    Das Konstrukt der Landesgartenschau GmbH ist einfach eine Frechheit. Die Kommune muss für alle Verluste einstehen und der andere Gesellschafter kann seinen Mitgliedsverbänden Aufträge zuschustern. Einer zahlt die Zeche, der andere spielt den lässigen Gastgeber und macht sich einfach aus dem Staub, wenn es nicht läuft. Es ist einfach Lobbyismus in Reinkultur, dazu intransparent und aus der Zeit gefallen. Weitsichtige Kommunalpolitiker hätten sich nicht so übertölpeln lassen
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  • christopher
    Verehrte Dr. schneider, ihr Bürgerbegehrens für einen Stadtwald ist stadtweit durchgefallen. Genau wie das Ratsbegehren um den OB für die Landesgartenschau. Es ist enttäuschend, dass politische Entscheidungsträger sich nicht am manifestierten Volkswillen festhalten lassen. Das schafft nur Politikverdruss! Man muss ab und an auch mal eine Niederlage auch einräumen können. Wir brauchen eher Baugebiete und Gewerbeflächen als Stadtwäldchen oder Blümchenschau www.buergerplattform-schweinfurt.de
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  • ulrisch0
    @christopher. Gewerbeflächen? Baugebiete? Bis alle Kommunen sich wie Kraken ausgebreitet haben und ineinander übergehen - ohne Raum für Natur? Wir haben als größte Aufgabe vor uns, diesen Planeten zu erhalten. Da ist Ihr Ansatz ganz sicher nicht der richtige...
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  • christopher
    Der Planet wird ganz sicher die Gattung Mensch überleben, verehrte Dr. Schneider. Eine mutige Gebietrsreform würde Schweinfurt voranbringen und nicht ein paar Hektar mehr Wald, wo wir schon einen wunderbaren Stadtwald haben. Wir brauchen gute sichere Jobs und eine funktionierende Wirtschaft in SW, danach kann man sich gene mit Luxusprojekten, wir urban gardening oder Begrünung von Betonwänden befassen. Gerade von guten Stadträten kann man erwarten, dass diese nicht nur ein Ziel in ihre Überlegung einstellen, sondern viele Ziele in Ausgleich bringen
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  • christopher
    Es ist ja in Ordnung, dass Ihnen das Thema Umweltschutz sehr am Herzen liegt. Man sollte aber genauso akzeptieren, dass die Familien aus dem gehobenen Prekariat ebenfalls zu akzeptierende
    Wünsche haben nach guten Jobs, der Gelegenheit zum Konsum mit vollen Kühlschränken, Zoobesuchen und mit einem Mittelklassewagen um in den Steigerwald zu heizen, um sich das Schnitzel am Wochenende schmecken zu lassen. Und wegen dem Ukraine-Krieg ist dieser kleine Wohlstand in Gefahr. Es gibt einfach verschiedene Lebensentwürfe und Umweltschutz muss man sich erstmal leisten können. Wobei wir in Deutschland auch eine tolle Umwelt haben. Es ist doch Augenwischerei zu meinen, man würde mit 3-4 ha Wald das Weltklima retten. Wenn, dann müsste man Umweltschutz globaler umsetzen.
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